Was haben die Zahnfee, eine Kleinstadt in der Oberpfalz und Ilka Bessin gemeinsam? Sie waren alle am Mittwochabend bei Johannes B. Kerner in dessen Show "Da kommst Du nie drauf!" präsent – wenn auch in unterschiedlicher Funktion. Ein ebenso kurzweiliger wie informativer Abend, nach dem Sie Dackel mit anderen Augen sehen werden. Und die deutsche Justiz erst recht.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Um die Stimmung mache ich mir heute überhaupt keine Sorgen", prophezeit Moderator Johannes B. Kerner am Mittwochabend (15. März) in der jüngsten Ausgabe von "Da kommst du nie drauf!". Gemeint hat Kerner damit zum einen das Studiopublikum, das ihn euphorisch begrüßt, zum anderen die Gäste. Katrin Bauerfeind, Tommi Schmitt und Edin Hasanović auf der einen und Ilka Bessin, Simone Thomalla und Till Reiners auf der anderen Seite. Kerners Fazit: "So lustig, glaube ich, wars noch nie."

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Kerner muss es wissen, er moderiert die Show schließlich seit fast sechs Jahren. Allerdings sind bei "Da kommst du nie drauf!" Gäste aus dem komödiantischen Fach traditionell überdurchschnittlich vertreten, allein Ilka Bessin war bereits viermal zu Besuch bei Kerner. Die Chance, dass es in der Show häufiger lustig als ernst wird, ist also von Haus aus groß.

Was macht eine Luxemburgerin mit zugeschickten Zähnen?

Trotzdem hat Kerner bei seiner Prognose einen Grund vergessen, aus dem es lustig werden könnte – und auch geworden ist: die Fragen beziehungsweise die Antworten. Denn da kamen diesmal wieder einige Skurrilitäten auf die Promis zu. Und genau deshalb holt Kerner sein Versäumnis auch gleich nach und verspricht dem Zuschauer mit Blick auf den Untertitel der Sendung "Die große Show der schrägen Fragen": "Wir sprechen uns in eineinhalb Stunden und dann werden Sie mir zustimmen, dass diese Sendung diesen Titel zu Recht trägt."

Den ersten Beweis dafür liefert Kerner gleich in Runde eins. Dort fragt der Moderator das Team um Ilka Bessin: "Die Luxemburgerin Lucie Majerus bekommt oft menschliche Zähne zugeschickt, weil sie als …?" Zur Auswahl stehen folgende Antwortmöglichkeiten:

  • A Schmuckdesignerin Ohrringe oder Manschettenknöpfe daraus fertigt.
  • B Sportdentistin das Ausschlagen von Zähnen beim Boxen erforscht.
  • C staatliche Zahnfee Luxemburgs kleine Geschenke an Kinder verschickt.

Simone Thomalla und Till Reiners finden den Job der Zahnfee am sympathischsten. Und weil Ilka Bessin recht unschlüssig ist, legt ihr Comedian Reiners folgenden Vorschlag ans Herz: "Wenn man's nicht weiß, muss man die Antwort nehmen, die man am meisten mag." Bessin lässt sich gerne darauf ein, doch die Antwort ist falsch. Lucie Majerus fertigt tatsächlich Schmuck aus alten Zähnen. "Human Ivory", also "Menschliches Elfenbein", nennt sie das Ganze und sieht ihre Arbeit als einen nachhaltigen und neuen kulturellen Vorschlag.

Warum die Uhren in Neustadt am Kulm anders gehen

Einen ganz anderen kulturellen Vorschlag hatte man offenbar seinerzeit im bayerischen Neustadt am Kulm. In der Kleinstadt in der Oberpfalz gehen die Uhren nämlich anders als im Rest der Republik und das aus einem ganz besonderen Grund, wie die Frage von Johannes B. Kerner an das Team Bessin zeigt: "In Neustadt am Kulm läuten die Kirchenglocken nicht Punkt 20 Uhr, sondern schon um 19.55 Uhr, damit …?", will Kerner wissen und gibt folgende potenzielle Antworten vor:

  • A die Nachbarn in Ruhe die "Tagesschau" sehen können.
  • B der Pfarrer pünktlich um 20 Uhr bei seiner Skatrunde im Wirtshaus ist.
  • C dem Glöckner keine Nachtschichtzulage gezahlt werden muss.

Egal, welche Antwort es ist, Kernes Behauptung über den Namen der Show stimmt in jedem Fall, denn alles klingt reichlich schräg. Ilka Bessin, Simone Thomalla und Till Reiners einigen sich dennoch auf Antwort A – und liegen damit tatsächlich richtig. Das vorzeitige Läuten habe der Kirchenvorstand beschlossen, damit niemand Wichtiges aus der "Tagesschau" durch zu lautes Läuten verpasst. Da soll noch einmal einer sagen, die Kirche sei zu weit entfernt von den Menschen.

Mehr als ungewöhnlich ist auch eine Frage für das Team Bauerfeind, Schmitt und Hasanović, doch kommt diesmal noch eine große Prise Humor hinzu. Johannes B. Kerner macht nämlich einen Ausflug in die Juristerei und fragt: "In einem vom Trierer Juraprofessor Till Zimmermann erforschten Gerichtsurteil geht es darum, ob …?"

Vegane Torten, All-You-Can-Eat-Reste oder Terror-Dackel?

Wer Gerichtsurteile, Paragraphen und Co. bislang eher langweilig und trocken fand, der wird seine Meinung wahrscheinlich in Kürze ändern, denn vorgegeben sind folgende Antwortmöglichkeiten:

  • A strafmildernd anzurechnen ist, wenn eine ins Gesicht geworfene Torte vegan ist.
  • B es beim All-You-Can-Eat-Buffet einen Rechtsanspruch aufs Einpacken der Reste gibt.
  • C eine terroristische Dackelvereinigung einen vorgefassten Beißentschluss hatte.

Tommi Schmitt wirft sofort die Gegenfrage auf, "ob es beim All-You-Can-Eat-Buffet überhaupt Reste gibt" und Katrin Bauerfeind spinnt diesen Gedanken weiter. Sie sei Schwäbin und habe deshalb ein ganz genaues Bild, was vorgefallen sein könnte: "Da ist jemand mit einem Jutebeutel und mehreren Tupper-Dosen in den Laden." Ganz nach dem Prinzip: "Lieber den Magen verrenkt, als dem Wirt was geschenkt", erklärt Bauerfeind auf schwäbisch.

Klingt plausibel, doch richtig ist Antwort C, wie besagter Professor Till Zimmermann im Studio das Urteil des Amtsgerichts Offenbach erklärt. Dort heißt es: "Die Beklagte haftet als Tierhalterin auf Schmerzensgeld, weil einer der Rauhaardackel der Beklagten den Kläger gebissen hat. Das Gericht lässt es offen, ob die drei Rauhaardackel als Mittäter gemäß vorgefasstem Beißentschluss gemeinschaftlich handelten. So scheidet jeweils eine terroristische Dackelvereinigung aus, weil keine schwere Gewalttat verwirklicht ist."

Land der Dichter und Richter

Offenbar hatte der zuständige Richter gehörigen Spaß am Formulieren seines Urteils, etwas, das laut Till Zimmermann kein Einzelfall ist. Der Professor erklärt, dass Richter in Deutschland frei darin seien, wie sie ein Urteil formulieren und zitiert als Beweis ein Urteil, das in Reimform verfasst wurde. Vor dem Amtsgericht Darmstadt sei jemand des Drogenhandels angeklagt gewesen, aber nicht vor Gericht erschienen. Daraufhin habe der Richter folgendes Gedicht verfasst:

Der Angeklagte macht Verdruss,
weil er nicht kommt, doch kommen muss.
Und weil er heut' ist nicht gekommen,
wird in U-Haft er genommen.
Zu diesem Zwecke nehmen wir
ein Stück Papier, rot, DIN A4
und sperren ihn dann sofort ein
ins Staatshotel zu Preungesheim.

Für den Angeklagten endete die Sache also im Gefängnis, für Zuschauer und Promis hingegen mit viel Gelächter. Und so sollte Johannes B. Kerner mit seiner Prognose Recht behalten. Ob es so lustig wie noch nie war, ist Ansichtssache, aber lustig war die jüngste Ausgabe von "Da kommst Du nie drauf!" mit Sicherheit – und voll mit unnützem Wissen ebenfalls. Auf keinen Fall unnütz war dagegen der Besuch von Katrin Bauerfeind, Edin Hasanović und Tommi Schmitt. Die ziehen in der Finalrunde nämlich noch schnell an der Konkurrenz vorbei und erspielen so 25.500 Euro für den guten Zweck.

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