90 Prozent Umsatzeinbruch, eine gähnend leere Gaststube, ein verwaister Festsaal und Trostlosigkeit auf dem improvisierten Biergarten im Hinterhof: Der leidenschaftliche "Kastanienhof"-Betreiber Inko aus dem winzigen Ort Lobstädt bei Leipzig stand vor dem Corona-Ruin. Doch dann rückte Frank Rosin an.

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Es waren leere, tief traurige, hoffnungslose Augen, in die kabel-eins-Restaurantretter Frank Rosin blickte, als er die Tür im Traditionswirtshaus "Zum Kastanienhof" im sächsischen Provinznest Lobstädt, 30 Kilometer südlich von Leipzig, erstmalig aufstieß.

Der 57-jährige Inko Bode, gelernter Koch und seit 1993 Betreiber der Wirtschaft, und seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Conny, standen vor den Trümmern ihrer Existenz. In Schockstarre, wie so oft in harten Corona-Zeiten, in der jeder Schritt ins Ungewisse führt und die Perspektivlosigkeit unermesslich ist. "Das ist mein Leben", schluchzte die Wirtsgattin, "Ich möchte nicht, dass das kaputtgeht."

Tatsächlich tobte auf den sage und schreibe fast 5.000 Quadratmetern Restaurantfläche einmal das blühende Leben - Vereins- und Karnevalsfeste inklusive. Im Minutentakt wurden mit dem Lockdown alle Veranstaltungen abgesagt. Den Bodes blieb nur Verzweiflung. "Von jetzt auf gleich ist das Konto ins Minus, Minus, Minus gegangen", klagten sie.

Ironie ihrer Misere: Weil ihr Betrieb genau einen Mitarbeiter mehr beschäftigt, als die Förderrichtlinien für Kleinbetriebe in Sachsen vorsehen, wurde auch der Antrag auf Corona-Hilfe abgelehnt. Nun sind alle Beschäftigte in Kurzarbeit, und der Frust ist groß. Was also tun?

Kochen kann Inko. Aber auch rechnen?

Aufbauen auf alten Stärken - und dann neu durchstarten! Das ist die Devise, die Frank Rosin und sein kleines, mittlerweile bestens eingespieltes Helferteam aus dem Münchner Finanzexperten und "Hans im Glück"-Mitgründer Thomas Hirschberger und der Marketing-Fachfrau Eva-Miriam Gerster, ausgeben.

"Du kochst lecker", versuchte Rosin mit seinem unerschütterlichen Ruhrpott-Naturell den Sachsen wieder aufzubauen. Und wachzurütteln! "Du bist hier der Regional-Entertainer." Kaum vorstellbar: In guten Zeiten stand der gelernte Koch Inko vor versammelten Saal am Show-Herd und zeigte seine Künste. Dann wirkte er: grau. Ein Schatten seiner selbst.

Doch so konnte der Neustart, die Rettung des "Kastanienhofs" natürlich nicht gelingen: Rosin knöpfte sich die "nächste Generation" vor und versuchte, sie vor den Karren zu spannen: Tatsächlich steckt Chefkoch Christian Richter voller Ideen, die er zuletzt oft nicht gegen den Traditionalisten Inko durchsetzen konnte.

Besonders aufgeschlossen wirkte auf den Sternekoch vor allem Azubi Oliver. Den nahm sich Frank Rosin in einer Schnell-Schulung selbst zur Brust und motivierte ihn mit einer großzügigen Überraschung: Oliver darf in naher Zukunft ein Praktikum in Rosins eigenem Restaurant machen. "Eine Woche in der Zwei-Sterne-Küche."

Stilvoll tafeln im Freien - und vom Urlaub träumen

Während es in der Küche bald wieder dampfte, musste vor allem Marketing-Frau Gerstner eine radikale Konzept-Änderung für den Kastanienhof durchdrücken. "Wir müssen schauen, wie wir das Geschäft von innen nach außen verlagern", überlegte sie. Was die Bodes bislang als "Freisitz" im schmuddeligen grauen Hinterhof des Lokals anboten, spottete jeder Beschreibung. Einladend wirkte der lieblose Pseudo-Biergarten nicht wirklich. Doch auch das sollte sich rasch ändern.

Umso wichtiger, dass in Inko der Geschäftsmann wiedererwachte: Er legte erstmalig wieder seinen Koch-Kittel ab, um sich den dringenden Management-Aufgaben zu widmen. Und die führten rasch zu greifbaren Erfolgen: Gleich mehrere neue, lukrative Catering-Aufträge konnte Inko an Land ziehen.

Den Restaurant-Betrieb ergänzt er künftig um kulinarische "Themen-Wochen" - getreu dem zu Corona-Zeiten passenden Motto: "Urlaub im eigenen Land". Wer nun in den "Kastanienhof" kommt, kann dort jeweils eine Woche lang schlemmen wie in Italien, wie in Spanien, wie in Südtirol und Österreich oder wie in Griechenland.

Beim Testpublikum kam der "neue Kastanienhof" jedenfalls bestens an. "Es geht immer etwas", lobte Rosin zum Schluss überschwänglich. Für ihn ist Inko Bode, der vorher so verschlossene, in sich gekehrte Sachse, ein leuchtendes Vorbild. Dafür, wie man sich selbst als Gastronom aus der Corona-Schockstarre befreit.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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