Zum ersten Mal in der "Tatort"-Geschichte wurde eine Folge aus Jugendschutzgründen nicht wie üblich um 20.15 Uhr gezeigt, sondern auf einen späteren Sendeplatz verschoben. Dabei floss im Kölner "Tatort: Franziska" weder viel Blut noch waren grob gewalttätige Szenen zu sehen. Brutal und verstörend war der Fall dennoch.

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Worum geht's hier eigentlich?

Der Plot ist stringent: Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) besucht als Bewährungshelferin den kurz vor seiner Entlassung stehenden Mörder und Vergewaltiger Daniel Kehl (Hinnerk Schönemann) in der JVA. Der dreht plötzlich durch und nimmt die Polizistin in einer Zelle als Geisel. Er steht unter Verdacht, einen anderen Häftling erstochen zu haben. Nun fordert er seine Freiheit - andernfalls wird er Franziska mit einem Kabelbinder erwürgen. Für die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Wie nervenzerfetzend ist die Spannung?

Die Spannung wird bis zur letzten Sekunde kontinuierlich gesteigert. Die meiste Zeit befindet sich der Zuschauer mit der Geisel und ihrem Peiniger in einem einzigen Raum. Sie versucht ihn mit psychologischen Tricks aus der Reserve zu locken, doch die Schlinge zieht sich immer weiter zu. Das Szenario löst eine extrem bedrohliche Stimmung aus, die sich immer weiter aufbaut und keine Entspannungsmomente bietet. Damit ist auch der spätere Sendetermin der Folge gerechtfertigt.

Ergibt das alles Sinn?

Absolut. Die Handlung ist logisch strukturiert. Mit einer unvorhergesehenen Wendung kurz vor Schluss verleiht Drehbuchautor Jürgen Werner dem Ganzen allerdings noch mal eine neue Facette und legt die wahre Motivation des Verbrechers offen.

Braucht man das Drumherum?

Viel Drumherum gibt es in "Franziska" nicht. Der Film beschränkt sich auf das Notwendigste und strahlt mit dieser puristischen Erzählweise sein großes Bedrohungspotenzial aus.

Würde man diese Kommissare im Notfall rufen?

Man weiß es nicht. Zwar lösen Ballauf und Schenk zweifelsfrei den Fall - das Zuziehen der Schlinge können sie jedoch nicht verhindern.

Wie fies sind die Verbrecher?

Die Brutalität des Verbrechens konstituiert sich durch das perfide Spielchen des Häftlings Daniel Kehl, der seine Geisel zappeln und leiden lässt. Dem Zuschauer erscheint er zunächst menschlich. Seine Geschichte löst mehr Mitleid aus als dass er als Person Angst einjagt. Doch genau das macht ihn zu einer großen Gefahr.

Musste man das sehen?

Sehenswert war der "Tatort" aus Köln allemal. "Franziska" ist ein durchdachter und spannender Krimi, der nachwirkt. Außerdem verabschiedet sich die Darstellerin Tessa Mittelstaedt mit diesem Fall nach zwölfeinhalb Jahren vom Kölner "Tatort"-Team. In diesem Fall zeigt sie noch einmal eine eindrucksvolle schauspielerische Leistung.

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