"Verbotene Liebe", das stand mal für frisches Daily-Soap-Fernsehen. In den Neunzigern. Vor fünf Jahren zog man im Ersten allerdings den Stecker, weil die Zuschauer frischeres Fernsehen wollten. Nun gibt es ein Spin-off der Soap bei RTLs Streamingdienst TVNow. Der ist zwar nicht frisch, aber immerhin aufgefrischt.

Christian Vock
Eine Kritik
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Achtung, Spoiler: Wer die ersten fünf Folgen von "Verbotene Liebe - Next Generation" noch nicht gesehen hat, sollte nicht weiterlesen.

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Was war das für eine Aufregung. Damals, vor 25 Jahren, als im Ersten eine neue Vorabendserie startete. Noch dazu eine mit dem selbst in den 1990ern noch etwas anstößigen Titel "Verbotene Liebe". Die Liebe, um die es damals ging, war die zwischen Jan und Julia, einem Geschwisterpaar, das nichts voneinander wusste und sich ineinander verliebte.

Danach folgten weitere verbotene Lieben rund um die Familien von Anstetten, von Lahnstein und Co. Und als die ARD verkündete, die Soap im Jahr 2015 einzustellen, gab es wieder Aufregung, zumindest ein bisschen.

Nach 4.664 Folgen war Schluss; jedenfalls schien es so, denn seit dem 23. November läuft ein Spin-off der Soap beim Streamingdienst TVNow unter dem Namen "Verbotene Liebe – Next Generation." Zeit also für ein kleines Zwischenfazit nach fünf der zunächst zehn Folgen.

Darum geht es bei "Verbotene Liebe - Next Generation"

Wenn eine Serie "Verbotene Liebe" heißt, dann ist das nicht nur ein Titel, sondern ein Versprechen. Irgendeine Liebe muss also wieder verboten sein und diesmal ist es diese: Am Flughafen fährt die alleinerziehende Mutter und Modemanagement-Studentin Josefin Reinhard (Sina Zadra) den jungen Geschäftsführer des Modeunternehmens Verhoven, Alexander Verhoven (Frederik Götz), mit dem Gepäckwagen um. Zwischen ihnen funkt es und wie es der Zufall will, sollen sich die beiden schon kurze Zeit später wiedersehen.

Auf Schloss Königsbrunn, auf dem sich das Adelsgeschlecht der Lahnsteins in der Original-Soap tummelte, steigt nämlich eine große Sause anlässlich des 70. Firmenjubiläums der Verhovens. Josefin bekommt per Post eine Einladung zur Party und zwar von der ihr, aber nicht den "Verbotene Liebe"-Zuschauern unbekannten Clarissa von Anstetten (Isa Jank). Die ist den Verhovens nicht nur geschäftlich verbunden, sondern hat auch noch ein handlungstreibendes Geheimnis im Ärmel.

Doch nicht nur bei Josefin und Alexander gerät der Glückshormonhaushalt durcheinander. Auf dem Jubiläumsfest der Verhovens trifft der jüngste Spross der Familie, Paul (Lennart Betzgen), auf Oliver Sabel (Jo Weil), der als Model arbeitet - und auch hier knistert es. Kurz nachdem diese Handlungsfäden gesponnen sind, sorgt Clarissa von Anstetten für einen buchstäblichen Knall. Beim Anflug zur Feier stürzt ihr Helikopter über Schloss Königsbrunn ab.

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Wer spielt mit bei "Verbotene Liebe - Next Generation"?

Für manche Schauspieler war "Verbotene Liebe" tatsächlich das Karrieresprungbrett; zum Beispiel für Valerie Niehaus, die seinerzeit die Julia spielte. Von anderen wiederum hat man kaum noch etwas gehört. Bei "Verbotene Liebe – Next Generation" setzt man auf eine Mischung aus frischem Blut und bekannteren Schauspielern und vor allem auf eine Kombination aus neuen und alten Charakteren.

Neu bei "Verbotene Liebe" ist Sina Zadra, die erst vor ein paar Jahren von Til Schweiger auf die Idee der Schauspielerei gebracht wurde. Ihr Soap-Kollege Frederik Götz ist ebenfalls "Verbotene Liebe"-Neuling, hat aber bereits eine etwas längere Schauspielkarriere. Prominentester Neuzugang dürfte Heinz Hoenig sein, der das Modeclan-Oberhaupt Robert Verhoven spielt.

Aber weil es "Verbotene Liebe – Next Generation" heißt, gibt es nicht nur eine neue Generation, sondern eben auch Charaktere, die man aus der Original-Soap kennt. So schleicht sich beispielsweise Ansgar von Lahnstein (Wolfram Grandezka), frisch aus dem Knast entlassen und pleite, bei den Verhovens ein. Dort trifft er auf bekannte Gesichter wie Charlie Schneider (Gabriele Metzger), ihren Neffen Oliver (Jo Weil) oder seine Halbschwester Carla (Claudia Hiersche).

Das Zwischenfazit

Ein Spin-off von "Verbotene Liebe" - brauchte es das wirklich? Schließlich wurde die Soap nicht umsonst wegen zu weniger Zuschauer eingestellt. Nun ja, Fans von "Verbotene Liebe" werden sich sicher gefreut haben, nach fünf Jahren Abstinenz die Gesichter von einst wiederzusehen. Aber deshalb sind sie ja Fans.

Die ganz normalen Zuschauer dürften relativ leicht in die Handlung von "Next Generation" einsteigen können, selbst wenn sie noch nie etwas von den von Lahnsteins und von Anstettens gehört haben sollten. Denn dass Josefin und Alexander – so Clarissas großes Geheimnis – ihre Enkel sind und damit einer verbotenen Liebe unterliegen, ist ein denkbar selbsterklärender roter Faden.

Neben dieser vertrackten Liebe funktionieren auch die alten Mechanismen wieder, die bereits beim Original die Handlung vorangetrieben haben: Eifersucht, Intrigen, falsches Spiel, Standesunterschiede, der Kampf Jung gegen Alt und natürlich das gute alte Geld.

Trotzdem präsentiert sich "Verbotene Liebe – Next Generation" nach fünf Folgen zwar mit dem gleichen Schema wie damals, aber mit einem etwas neueren Esprit. Manche Kamerafahrten sind moderner, manche Szenen expliziter und auch das Setting hat sich der Zeit angepasst. So will Alexander mit einer nachhaltigen Modelinie die ausgetretenen Pfade der Verhovens verlassen und auch die Dialoge wirken nicht mehr ganz so holprig, manchmal sogar gewollt witzig.

Man könnte meinen, dass es bei all den Streamingdiensten Serien jeglicher Art in Hülle und Fülle geben müsste. Aber wenn man genauer hinsieht, dann sind Soaps wie "Verbotene Liebe" doch seltener, als man meinen könnte. Wer also eine große Portion Nostalgie mit ein bisschen Aktualität braucht, der dürfte bei "Verbotene Liebe – Next Generation" fündig werden.

"Verbotene Liebe – Next Generation": seit dem 23. November immer montags eine neue von insgesamt zehn Folgen bei TVNow.
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