Mit "Knallerkerle" versucht sich "Tech-Nick" Antoine Monot an seiner ersten eigenen Comedy-Serie. Das hätte er lieber bleiben lassen sollen. Denn die halbstündige Sat.1-Sendung am Freitagabend kommt direkt aus der Humorhölle.

Ein Kommentar

Der Freitagabend ist schon seit Jahren eine Todeszone auf Sat.1. Was hat der Sender den Zuschauern an diesem Sendeplatz schon zugemutet. "Die dreisten Drei". "Weibsbilder". "Sechserpack": Sketche wie aus den 80ern mit den Gags der 80er, nur leider ohne die Stars dieser Zeit. Diether Krebs etwa. Oder Harald Juhnke und Eddi Arent. Dass es auch mal besser ging, haben viele schon fast vergessen. Anke Engelke startete hier ihre Solo-Karriere mit "Ladykracher". Bastian Pastewka zeigte in der nach ihm benannten Reihe, dass die Deutschen doch Humor haben können und parodierte sich und sein Leben selbst.

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In diese Tradition würde nun auch Antoine Monot mit "Knallerkerle" gerne treten. Der Schauspieler, der unter anderem den Anwalt in "Ein Fall für zwei" gibt, will Geschlechterklischees aufbrechen und Alltagssituationen parodieren, wie er im Interview mit dem Branchenmagazin "DWDL" erklärte. Er produziert die Sendung, führt Regie und spielt die Hauptrolle. Wobei dies immer er selbst als Antoine Monot ist, in einer überzeichneten Version. Damit ist er in bester Gesellschaft: Die lustigsten Comedy-Shows der letzten Jahre arbeiten nach diesem Prinzip. Man denke nur an "Louie", "Episodes" oder zuletzt Christian Ulmen in "Jerks".

Die Lachschleife gackert hysterisch

Um es gleich vorweg zu nehmen: "Knallerkerle" ist nichts davon. Im ersten Sketch steht Monot an der Supermarktkasse. Er legt seine Waren aufs Band. Bis er im Wagen unter seinen Einkäufen seinen Sohn entdeckt. "Ach, da bist du!", ruft er. "Ich habe mich schon den ganzen Tag gefragt, wo du bist." "Ha, ha, ha", gackert hysterisch die Lachschleife aus der Konserve. Sie ist die einzige, bei der die Bauchmuskeln in dieser halben Stunde gefordert werden.

Viel besser wird es in "Knallerkerle" nicht. Die Sendung spult gnadenlos die üblichen Männerklischees ab. Pupsen auf dem Klo, Schnitzel und Bier, Gemüsephobie, "Dirty Dancing", Pornos, Frauen, die reden wollen, Männer, die beim Shoppen rumstehen.

Dabei sind die Gags so vorhersehbar, dass jeder nach drei Sekunden weiß, wie der Sketch endet. Was in Ordnung wäre, wenn er zumindest zünden würde. Doch die Autoren von "Knallerkerle" schaffen es, in der kompletten Sendung keinen einzigen brauchbaren Witz unterzubringen. Wer hier kichert, geht auch zu Karnevalssitzungen. Oder zu Fips Asmussen.

Als habe "Tech-Nick" eine Show erhalten

Dabei hätte doch alles so schön werden können mit Antoine Monot. Der 41-Jährige spielte in einigen der besten deutschen Filme der letzten Jahre. "Absolute Giganten", "Das Experiment" oder "Lammbock", um nur einige zu nennen. Doch "Knallerkerle" ist eher das, was man von "Tech-Nick", so sein Alter Ego als Werbefigur für eine Elektromarkt-Kette, erwarten würde.

"Wenn Ihre Freundin zuhause auf dem Sofa „Knallerkerle" schaut, lacht und sagt: So ist meiner auch!", erklärte Monot "DWDL", "dann haben wir viel erreicht". Stimmt. Dann sind wir wieder bei den Geschlechterklischees der 50er-Jahre. Oder bei einem Stadionauftritt von Mario Barth. Doch der landet zumindest ab und zu einen Gag. Klar ist nur: Wenn Ihre Freundin bei dieser Sendung lacht, sollten Sie schnellstmöglich ausziehen. Und wenn Ihnen die "Knallerkerle" noch einmal an einem Freitagabend im Fernsehen begegnen, machen Sie es wie Bastian Pastewka. Wechseln sie zu einem der großen Streaming-Anbieter. Die strahlen nämlich demnächst die neuen Folgen von "Bastewka" aus. Sat. 1 war das wohl einfach zu lustig.

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