"Keiner ist hier safe, außer die Leute, die safe sind", stellt Calvin Kleinen in Folge vier von "Kampf der Realitystars" völlig richtig fest. Safe ist aber auch, dass die Promis sich in dieser Ausgabe besonders viel Mühe geben, sich gegenseitig zu beleidigen. Was außerdem safe ist: Calvin ist nicht Maurice und Jenny Elvers wird Opfer eines vermeintlichen Missverständnisses.

Eine Kritik
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Es dauert nur ein paar Sekunden, da wird es in Folge vier beim "Kampf der Realitystars" sehr anatomisch. Zu anatomisch. Denn zur Morgenstund' erwachen in der Sala die Teilnehmer – und nicht nur die. Silva Gonzalez ist nach dem Aufwachen offenbar untenrum gut durchblutet, was an dieser Stelle nur aus drei Gründen überhaupt erwähnt wird. Zum einen, weil Gonzalez offenbar keine Anstalten macht, die Wölbung zu verbergen, sondern sie stattdessen auch noch ganz offensiv durch die Sala trägt – für manche zu offensiv: "So manche Sachen muss man jetzt nicht irgendwie auf 'nem silbernen Tablett präsentieren", meint jedenfalls Mitbewohnerin Tanja Tischewitsch.

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Gonzalez selbst sieht das anders, erzählt bei Tisch noch fröhlich, wie glücklich er sei, dass sich in seinem Alter dort überhaupt noch was am Morgen regt und das führt uns zu Grund zwei. Denn RTLZWEI überblendet Gonzalez' Buxenbeule zwar mit einem Auberginen-Emoji, die Situation ist aber offenbar doch interessant genug für den Sender, um sie als Unterhaltung durchgehen zu lassen, die man dem Zuschauer gerne zeigen möchte. Das ist zwar auf der einen Seite sehr transparent, auf der anderen Seite gibt es sicher auch Ereignisse in der Sala, die nicht gezeigt werden – warum also dann Gonzalez’ morgendliche Regung? Die Frage stellt sich umso mehr, als Annemie Herren später von ihrer Krebserkrankung erzählt. Das passt alles nicht so recht zusammen, was RTLZWEI da in Folge vier als TV-Unterhaltung präsentiert.

"Ach, du scheiße!" Jetzt kommen die Auffüllkandidaten

Grund drei, warum diese Szene bemerkenswert ist, hat mit dem ersten Neuankömmling der Folge zu tun. Ein Boot bringt diesmal bereits erwähnte Annemie Herren, Schwester des verstorbenen Willi Herren, an den Strand, was bei Calvin Kleinen für Begeisterung sorgt: "Wat is dat schön!" Bei Silva Gonzalez ist eher das Gegenteil der Fall: "Ach, du scheiße! Jetzt kommen die Auffüllkandidaten, weißt du. Random. Sind günstig und füllen das Haus", beurteilt der "Hot Banditoz"-Sänger am Strand die Relevanz der Kandidaten, nachdem er nur Sekunden zuvor die eigene Relevanz mit 1980er-Jahre-Dorfverein-Herrenumkleide-Benehmen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

Annemie Herren jedenfalls freut sich, ein Teil des Gedenkens an ihren Bruder sein zu können: "Ich kann ihn weiterleben lassen." Und das, obwohl sie vor der Ankunft noch skeptisch den anderen Bewohnern gegenüber war: "Ich hatte so Angst vor euch." Die dürfte der zweite Neuankömmling nicht gehabt haben, gehört Lilo von Kiesenwetter doch der ehrenwerten Zunft der Seherinnen an, hätte möglichen Ärger mit den Promis also schon vorher gewusst. Zum Beispiel, dass Silva Gonzalez sich auch über sie nur verhalten freut: "Ach, du Scheiße. Noch so eine Patientin, Alter …"

"Ich wollte hier in einen Wettkampf mit den Jungspunden, mit den jungen Wilden. Mich messen und jetzt ist so Schwarzwaldklinik’-Feeling bald. Und da hab ich keinen Bock drauf", passt dem 45-Jährigen das Alter von Kiesenwetter nicht. "Die springt hier Schwung in die Sala", ist Calvin Kleinen wieder anderer Meinung als Gonzalez. Der hat derweil schon eine Ablenkung gefunden und badet mit der weißen Unterhose im Pool, lässt dementsprechend im Anschluss via durchnässtem Textil die anderen an seiner Anatomie teilhaben. "Dat sah ja aus wie ein Opa auf Urlaub", beurteilt von Kiesenwetter die viel zu transparente Situation.

"Bauernopfer" Keno Veith

Leider findet der Schnitt in Folge vier nur wenig andere Unterhaltungselemente als Silva Gonzalez und gibt ihm kurz darauf wieder Gelegenheit, Aufmerksamkeitshascherei und Unterhaltung zu verwechseln. Erst pöbelt Gonzalez Calvin Kleinen an, als der den Pool reinigt, danach legt er sich mit Kevin Schäfer an. Als Schäfer Gonzalez’ Aussage widerspricht, ohne Gonzalez und Dziwak gäbe es keine Unterhaltung in der Show, erklärt er, was Gonzalez daraufhin unter Sozialkompetenz versteht: "Der stand am Kühlschrank und hat seine Hose runtergezogen. […] Da gibt's gar keine Worte für."

Was bieten die Promis sonst noch an? Lilo von Kiesenwetter will auch gesehen werden und nutzt dafür das Leben der anderen Promis: "Es gibt einen Menschen, der auf dich wartet und der liebt dich auf seine Art", erzählt sie Elsa Latifaj und Jenny Elvers weiß dank von Kiesenwetter nun, dass sie ein spezielles Verhältnis zu Alkohol und den falschen Männern hat. "Das ist doch mein Job", glaubt von Kiesenwetter.

Und Annemie Herren? Die verrät von Kiesenwetter im Pool, dass Jenny Elvers einst im Frühstücksfernsehen schlecht und falsch über die Familie geredet habe, direkt nach Willi Herrens Tod. Ihr Entschluss: "Und da muss Jenny für bezahlen!"

Den Rest der Show schütten die Promis mit dem auf, was sie am besten können: Streit. Bei einem Performance-Ranking-Spiel bekommen sich erneut Maurice Dzwiak und Elsa Latifaj in die Haare. "Ihr kriecht euch gegenseitig in euren fetten Arsch", wirft Dzwiak in die Runde und erntet wüste Beschimpfungen von Latifaj. "Wie soll man ohne Beleidigungen diskutieren?", wundert sich Latifaj über die Verwunderung der anderen und von Kiesenwetter fasst den Streit wie folgt zusammen: "Wie benehmt ihr euch denn? Wie Arschgeigen!" Als Konsequenz des Spiels müssen Calvin Kleinen, Maurice Dziwak und Isi Glück einen der Promis umgehend aus der Show wählen und entscheiden sich für Keno Veith als Kompromisslösung, Jenny Elvers nennt es dagegen "Bauernopfer".

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War die Folge bis dahin bereits eine zivilisatorische Enttäuschung, zeigt Maurice Dzwiak bei einem Safety-Spiel, dass er das Niveau noch weiter senken kann. Weil sein Dauerrivale Aleks Petrovic ihn als Ersten hinauswählt, sitzt Dzwiak fortan am Spielfeldrand und brummelt Beleidigtes und Beleidigendes vor sich hin. Als Petrovic das nach seinem Sieg mitbekommt und ihn Dzwiak weiterhin beleidigt, eskaliert der Streit und die zwei können nur von den anderen auseinandergehalten werden. "Maurice hat in diesem Moment gezeigt, wie schlecht er verlieren kann", hält sogar Dziwaks Verbündete Cecilia Asoro fest. Calvin Kleinen sieht es hingegen so: "Gott sei Dank, bin ich nicht Maurice."

Auch die meisten anderen Promis sind nicht Maurice und mit diesem Wissen geht es in die Nacht der Entscheidung, über die Calvin Kleinen Folgendes weiß: "Keiner ist hier safe, außer die Leute, die safe sind." Dagegen lässt sich schwerlich was sagen, genauso wie gegen die Entscheidung von Kiesenwetter und Herren, die als Neuankömmlinge einen Star aus der Show wählen können. Weil Herren die angeblich schlechte Rede noch nachgeht, muss Elvers die Show verlassen. Die hält das für ein Missverständnis, denn sie habe die Show damals lediglich moderiert, in der die Äußerungen gefallen sind. "Es ist absurd, aber es ist okay", ist Elvers kulant. Eine Quittung ganz anderer Art bekommt am Ende auch Silva Gonzalez, denn die Mehrheit der Kollegen wählt ihn aus der Sala.

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