Beim Auftakt zur sechsten Staffel der "Höhle der Löwen" begeisterte vor allem der Auftritt eines 19-Jährigen Löwen und Zuseher. Obwohl er zuvor die "Höhle" bereits mit einem klaren "Nein!" verlassen hatte, dealte sich Rubin Lind am Ende doch noch satte 700.000 Euro aus. Denn zwei Investoren holten den Jungunternehmer zurück – und sorgten so für eine Premiere im beliebten VOX-Format.

Eine Kritik
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Also dann mal los mit der sechsten Staffel der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen". Insgesamt sieben Löwen buhlten am Dienstagabend um die innovativen Produkte der Gründer.

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Erstmals Teil des Rudels: Der 43-jährige Nils Glagau, Inhaber und Geschäftsführer des Familienunternehmens Orthomol, das Vitamin- und Mineralstoffpräparate produziert.

"Die Höhle der Löwen": Revolution am Fettmarkt

Als erste Gründer ließen sich Johannes Schmidt und Deniz Schöne in der Höhle blicken, um mit ihrem "Paudar"-Bratpulver – einem pflanzlichen Bratfett zum Streuen – die Löwenmäuler wässrig zu machen.

"Mit unserem innovativen Produkt landet weniger Fett in der Pfanne und auf den Hüften", so die beiden über die Assets ihrer Innovation. Auch ihr Begehr wussten sie zu verdeutlichen: "Wir benötigen 125.000 Euro und bieten dafür 12,5 Prozent an unserem Unternehmen."

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Die Löwen verkosteten die Steaks – einmal mit herkömmlichem Rapsöl und einmal mit "Paudar" gebraten. "Das ist tatsächlich geschmacksneutral", befand Medienunternehmer Georg Kofler.

Dass im Produkt Palmöl enthalten ist, schmeckte Löwin Dagmar Wöhrl hingegen so gar nicht. "Wenn ich das Thema Palmöl höre, bin ich immer hochemotionalisiert", so die nachhaltig denkende Unternehmerin.

Die Gründer waren sich der Problematik durchaus bewusst. "Wir verwenden unser 'Paudar' aber ausschließlich aus nachhaltig bewirtschafteten Ölpalmen-Plantagen", argumentierten Schmidt und Schöne, was Wöhrl interessanterweise sofort beruhigte.

Unbändige Löwen auktionieren um ein "cleveres Produkt"

Handelsmogul Ralf Dümmel, der von den beiden "echt geflasht und beeindruckt" war, sowie Medienunternehmer Kofler – für beide war Palmöl nicht das große Thema – offerierten jeweils 150.000 für 20 Prozent.

Dann wurde es kompliziert: Glagau bot für das "clevere Produkt" 150.000 Euro für 15 Prozent, und Wöhrl tat es dem Neuen gleich, woraufhin Dümmel auf 200.000 erhöhte, was Wöhrl wiederum dazu bewog, nachzuziehen.

Hieß: vier Angebote von vier Löwen! Das gibt's auch nicht alle Tage, weswegen sich die drei "Paudaranten" in Ruhe beraten mussten. Am Ende entschieden sie sich für das Angebot von Dümmel. "Er ist echt ein cooler Typ", so die echt starke Begründung der Gründer.

Vom palmfettigen Bratpulver zu Innovativem für Menschen mit Handicap

Patrick Mayer hat in seinem Leben schon einiges durchgemacht. Am 1. April hatte er im Alter von 21 Jahren einen schweren Snowboardunfall mit tragischen Folgen: Er ist seither auf den Rollstuhl und auf Gehilfen angewiesen.

Aber der heute 40-Jährige machte aus der Not eine Tugend und entwickelte mit "Wheelblades" Produkte für Menschen mit Handicap.

Konkret handelt es sich dabei um speziell angefertigte Kufen, die sich im Nu unter den Vorderrädern eines Rollstuhls anbringen lassen und somit deren Einsacken im Schnee verhindern.

Auch sein Produkt "Safety Foot", das Menschen, die mit Gehilfen und Krücken gehen, Stabilität bietet, kam bei den Löwen richtig gut an. Nur wollte keiner auf das Angebot "100.000 Euro für 10 Prozent Firmenanteile" eingehen. Die Gründe? Mannigfaltig.

Die Produkte seien richtig gut designt, "aber nicht ganz mein Gebiet", so Startup-Profi Frank Thelen. Beauty-Unternehmerin Judith Williams versuchte sich wiederum irgendwo zwischen Diplomatie und Empathie: "Ich finde das großartig, was Sie da machen, aber ich fühl mich einfach dieser tollen Idee als Investor nicht entsprechend würdig."

Auch alle anderen Löwen zogen den Schwanz ein. "Ich bin schon ein Stückweit enttäuscht, aber es ist auch wichtig, dass man sich durch so etwas nicht komplett aus der Spur werfen lässt", so Mayer. Am hochkompetitiven Markt sind Herzensangelegenheiten dieser Art leider keine Kategorie.

Temporäre Tattoos mit "Jagua for you"

Wie massiv ein Produkt nach einer Innovation wie der vorherigen verblassen kann, belegte "Jagua for you". Dies sei eine Weltneuheit, so dessen Erfinderin Janet Carstensen aus Hamburg.

"Jagua for you" ist ein rein pflanzliches Tattoo-Gel, das temporäre Tätowierungen ermöglicht, einem aber auch die Gelegenheit gibt, echte Tattoos respektive deren Motive vorab zu testen.

"Einfach die Flasche schütteln, den Deckel abnehmen, den Applikator aufsetzen und drauflos malen", so Carstensen, die sich als "Höhle der Löwen"-Fan der ersten Stunde im Vorfeld der Sendung die Konterfeis aller Löwen aufgemalt hatte.

Dass deren Begeisterung sich in Grenzen hielt, könnte daran gelegen haben, dass die Tattoos schlecht aussahen und obendrein ein wenig blass wirkten. Ihren Pitch-Text konnte die Hamburgerin aber fehlerfrei auswendig.

"Wunschlöwen" erfüllen mitunter auch Wünsche

Dass jeder vierte Deutsche laut der Gründerin tätowiert sei, fand Thelen hinsichtlich der Chancen am Markt gut. Er war aber dennoch raus ("Nicht mein Ding!"), Dümmel dito.

Neo-Löwe Glagau hingegen hatte "große Lust auf dieses Produkt", bot die von Carstensen gewünschten 150.000 Euro, wollte dafür aber 20 Prozent des Unternehmens – also zehn Prozent mehr als die Gründerin zuvor offeriert hatte.

Williams begehrte überhaupt gleich 30 Prozent, wurde aber weich, als sie erfuhr, dass sie und Glagau Carstensens "Wunschlöwen" waren. Die beiden boten jetzt 150.000 Euro für 30 Prozent, die sie sich teilen würden. "Deal!", antwortete die strahlende Janet Carstensen knapp – und auch echt total spontan.

Der "ExerCube": Aufwändige Kombination aus Fitness und Gaming

Gleich zu dritt tanzten die Gründer von "sphery" aus Zürich zum Pitch in der "Höhle der Löwen" an. Das Trio kombiniert mit seinem "ExerCube" die Bereiche "Gaming" und "Fitness" – und das basierend auf sportwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Worum geht’s? Beim Workout mit dem neuen Highend-Fitnessgerät, das Beamer, PC, Sound- und Trackingsystem sowie eine elaborierte Software umfasst, geht es darum, mit Jumps, Squats und Punches – also mit konkreten Bewegungen – Games unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade zu absolvieren.

Löwe macht im Würfel auf Schnecke und passt

Löwe Kofler ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und testete den riesigen "Cube". Er sah sich dabei mit der Reaktion einer Schlaftablette konfrontiert. Dies war aber nicht der Grund, weshalb eine Investition für ihn nicht in Frage kam. Vielmehr zweifelte er allgemein an der Erfolgschance des Produktes.

Auch Glagau konnte vor dem Hintergrund der vom Züricher Trio erwünschten 500.000 Euro mit der Tatsache, dass der "ExerCube" noch in keinem Fitnessstudio dieser Welt steht, nicht umgehen. Er folgte Kofler ins Out.

Löwin Wöhrl wiederum ortete im Startup der Züricher ein wenig zu viel "Prinzip Hoffnung". Und 20.000 Euro – so viel muss ein Fitnessstudio für den "ExerCube" hinblättern – seien zudem einfach sehr viel Geld.

Maschmeyer beanstandete zudem den wenig aussagekräftigen Namen "sphery". Und auch der Vertrieb sei sicher sehr schwierig. Die Eidgenossen mussten ohne Deal abdampfen.

Intelligenter Teenager bringt kluge App in die Höhle

Dass man mit 19 Jahren bereits die Reife eines alten Hasen haben kann, demonstrierte der letzte Gründer der ersten Folge der sechsten Staffel.

Rubin Lind, der noch bei Mama und Papa lebt und seine Karriere im Kinderzimmer startete, hat mittels seiner App "Skills4School" Smartphones zu innovativen Lerntools werden lassen.

"Skills4School" ermöglicht es Schülern, sämtliche Inhalte des Schullehrplans interaktiv zu lernen. Ein Lernalgorithmus ermittelt dabei im Hintergrund laufend den individuellen Lernfortschritt und passt die Inhalte automatisch an.

Mit der finanziellen Zuwendung der "Löwen" möchte Lind sein Unternehmen, für das bereits 35 Leute zu Werke gehen, auf ein neues Level heben. Seine Forderung: 700.000 Euro für 14 Prozent der Firmenanteile.

Persönliche Performance "brutal gut", Programmierung "fast 80er"

Thelen fand den Auftritt Rubins "Hammer und für 19 Jahre brutal gut". Der Löwen und IT-Nerd kritisierte jedoch die App-Programmierung. "Auf einem Tomcat JavaServer?", fragte er entsetzt nach? Das sei ja fast 80er-Jahre!

Für seinen Pitch erntete Lind dennoch ausschließlich fettes Lob. "Ich glaube, Deine Eltern sitzen vor dem Fernseher und platzen vor Stolz", so Dümmel.

In "Skills4School" sofort investieren wollte eigentlich Maschmeyer, der finanziell wohl potenteste Löwe. Er begehrte jedoch eine niedrigere Firmenbewertung, woraufhin Lind zunächst einen Vorschlag von ihm verlangte.

Dies wiederum ließ Medienunternehmer Kofler, der an sich schon ausgestiegen war, wieder zurück ins Spiel kommen. "Wenn Du zu einer anderen Bewertung bereit bist, würde ich mir die Sache auch nochmal überlegen", so der 62-jährige Löwe.

"Ist doch ein Jammer, den gehen zu lassen"

Maschmeyer und Kofler unterbreiteten ein gemeinsames Gegenangebot: 700.000 Euro für 30 Prozent der Firmenanteile, denn sie glaubten, dem Jungen echt helfen zu können.

Was folgte, war ein "höhlischer" Handelskrieg, denn Lind, der zuvor noch mit seinen Partnern Rücksprache gehalten hatte, wollte die beiden Löwen schließlich noch auf seine Schmerzgrenze 25 Prozent runterhandeln, worauf diese ihm mit 28 Prozent entgegenkamen.

Und was tat der 19-Jährige? Er erwies sich als beinharter Verhandlungspartner und erteilte den Löwen eine deutliche Abfuhr. "Wegen der drei Prozent willst du jetzt absagen?", so ein irritierter Maschmeyer . Doch Rubin verabschiedete sich und verließ das Studio. "Das ist doch ein Jammer, den gehen zu lassen", meinte Kofler nur.

Premiere: Löwen wieseln Jungunternehmer nach

Was dann passierte, war eine echte "Höhle der Löwen"-Premiere: Maschmeyer und Kofler holten den Jungunternehmer kurzerhand zurück, um ihm einen finalen Deal anzubieten, den der Jungunternehmer dann auch tatsächlich nicht mehr ausschlug: 700.000 Euro für 25,01 Prozent der Unternehmensanteile.

Der Deal war unter Dach und Fach, und alle waren glücklich. Alle? Vielleicht nicht ganz. Denn dass jede Menge Geld in ein Palmfett-Produkt investiert wurde, anstatt Menschen mit Handicap auf innovativem Wege unter die Arme zu greifen, erschloss sich vielen Menschen nicht so ganz. Nachzulesen auf Facebook, Twitter und auf anderen Social-Media-Kanälen.

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