Was war denn da los bei "Germany's next Topmodel"? Vermeintlicher Höhepunkt war tatsächlich ein gelangweilter Starfotograf. Die ganze Folge war zum Gähnen und auch textiltechnisch näherte sich die Show ihrem intellektuellen Niveau an. Nur Soraya dürfte die Show einigermaßen spannend gefunden haben.

Christian Vock
Eine Glosse

GNTM: Soraya, Leticia und Sabine beim Casting

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Beginnen wir zunächst sachte und von vorne. Da haben die Leticia, die Soraya und die Sabine nämlich eine Einladung zu einem Casting in San Diego bekommen und sollen diesmal mit dem Auto hinfahren. Vor Fahrtantritt müssen alle aber noch einmal betonen, dass man ja auf keinen Fall Freundinnen sei. So liegt also schon einmal ein bisschen Grundspannung während der Fahrt in der Luft. Das sollte sich später noch auszahlen.

Trotzdem scheint die Fahrt recht angenehm gewesen zu sein: "Mit dem Auto durch Kalifornien zu fahren, war einfach hammercool", weiß zumindest Sabine nach dem Trip zu berichten. Na dann war ja gut, dass die von GNTM einen Automobilhersteller als Werbepartner gewinnen konnten und nicht etwa einen Schlittschuh-Verleih. Das hätte die Show nur unnötig in die Länge gezogen.

Soraya: "I'm just in the Show"

In San Diego müssen die drei sich dann vor den Besitzerinnen eines Modelabels beweisen. Die beiden Designerinnen sehen dabei so zerbrechlich aus, als würden sie sich bereits beim Windstoß einer zu schnell aufgeknöpften Jacke in Luft auflösen. Taten sie zum Glück nicht, auch nicht, als sich Sabine aus Verlegenheit wegen ihres Sieges eine Strähne aus dem Gesicht streicht.

Unangenehm wird das Casting indes für Soraya. Wie lange sie schon modele, will eine der Windstoß-Damen von ihr wissen. "I'm just in the show", antwortet Soraya übernervös, als sie ihren Anfänger-Status mitzuteilen versucht und man wünscht sich, dass man so etwas auch immer sagen könnte, wenn man mal in einer unangenehmen Situation ist. Wann waren Sie das letzte Mal beim Zahnarzt? - I'm just in the Show. Sind das ihre Schuhe, die so riechen? - I'm just in the Show.

"Germany's next Topmodel": "Boys, boys boys"

In Los Angeles herrscht ziemliche Aufregung, denn das Male-Model-Shooting steht an. Da kriegen die Mädchen jedes Mal Schnappatmung, als würde man vom gemeinsamen Fotoknipsen schwanger werden. Trotzdem ist es einer Handvoll Mädchen wichtig, dass ihre Freunde zuhause nichts Falsches denken, wenn sie da in Dessous mit einem Typen im Arm auf einem Bett den Hollywood Boulevard rauf und runter gefahren werden.

Doch das sollte das geringste Problem der Mädchen werden, denn das eigentliche Verhütungsmittel ist Fotograf Rankin. "Ich hoffe, er ist gut gelaunt heute, denn sonst möchte ich nicht in der Haut der Mädchen stecken", heizt Heidi Klum schon mal die Spannung an – und, ach du heiliges Storyboard, der Meister hat Laune – und zwar schlechte.

Und was ein echter Star-Fotograf ist, der zeigt das auch. Ständig sind ihm die Posen zu langweilig, vor allem bei Soraya. Die sieht er nicht mal an beim Shooting, sondern knipst nur lustlos in der Gegend herum. Ja, da kannste noch so bekannte Models vor der Linse gehabt haben, eine gute Kinderstube ist durch nichts zu ersetzen. Heidis Maxime, dass man bei Fotoshootings unbedingt professionell sein müsse, gilt also offenbar nur für Amateure, nicht für die Profis.

"Soraya hat sich nicht genug angestrengt"

Dabei hatte die Heidi doch vorher extra das vielschichtige Motto des Shootings erklärt: "Die Fotos sind super sexy, ihr seid in super heißer Unterwäsche, seht super heiß aus." Die minderjährige Soraya bekommt das aber leider nicht hin und das, obwohl sie halb nackt durch die Paradestraße Hollywoods gekarrt wird, während Gaffer sie am Straßenrand filmen und der Fotograf seine schlechte Laune an ihr auslässt. Aber für Heidi steht fest: "Sie hat sich nicht genug angestrengt."

Und so wackelt Soraya am Ende des Tages, zusammen mit Serlina und Brenda. Also jetzt nicht ständig und auch nicht hin und her. Bei GNTM bedeutet wackeln, dass man nochmal vor die Klum treten muss, weil die Show noch zehn Minuten dauert und man so die Jury nochmal über den Fotos grübelnd zeigen kann, um jeden Eindruck von Willkür zu zerstreuen. Und ein 20 Sekunden Werbeclip ist so auch noch drin.

Nichts mehr drin ist dagegen für Soraya. Sie muss sich von den Kolleginnen verabschieden und auch von ihrem neuen Motto. Denn "I'm just in the Show" kann sie jetzt ja nicht mehr sagen.

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