Es ist vollbracht. Heidi Klum hat am Donnerstagabend nach 15 Wochen endlich eine Entscheidung bei GNTM getroffen. Toni muss nun ein Jahr lang den Titel Germany's next Topmodel tragen. Aber das wollte sie ja so. Ein anderes Mädchen wollte bei der Final-Show indes ein bisschen zu viel.

Christian Vock
Eine Glosse

"Auf genau dieser Bühne zu stehen, mit Gott an meiner Seite, das wird einfach unglaublich." Es war nicht irgendwer, mit dem GNTM-Azubi Toni da gleich auf die Final-Bühne von "Germany's next Topmodel" kommen wollte. Man weiß nicht was, aber irgendwas scheint dazwischen gekommen zu sein, jedenfalls musste Toni zunächst mit ihren Model-Kolleginnen auf der Bühne vorliebnehmen.

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Immerhin war der Auftritt der Damen dann spektakulär – zumindest wenn man auf Zaubertricks aus den 1990ern steht. Illusionist Hans Klok schwingt nämlich plötzlich auf der Bühne den Zauberstab und holt Toni aus einem leeren Kasten, Julianna steigt gleich hinterher, Pia kommt aus einem brennenden Käfig und die noch fehlende Christina schält sich aus einer kleinen Pyramide. Hätte sie noch ein Tamagotchi und Inlineskates mitgebracht, wäre die 90er-Jahre-Illusion perfekt gewesen.

Aber nur Sekunden später sägt Heidi Klum das Publikum mit einem "Hallo liebe Zuschauer" in die Realität zurück. "Nur eine kann Germany's next Topmodel werden", schreit Klum nach einem kurzen Plausch mit ihren Mädchen die einzige Regel der Show in den Saal.

Wer es sich bis hierhin noch nicht gefragt hat, der tut es jetzt: Warum eigentlich? Es ist ja nicht so, dass Topmodel ein Job wäre, den es nur einmal geben darf, wie zum Beispiel Papst, Meister Proper oder Weihnachtsmann. Man hat ja ohnehin nicht den Eindruck, dass es auf der Welt zu wenig Models gibt. Da sind drei mehr oder weniger doch auch schon wurscht.

Wer hat die beste Persönlichkeit?

Aber da lässt die Klum nicht mit sich reden und kündigt vollmundig an, stattdessen heute noch einen oben drauf zu setzen: "Das Finale steht ganz unter dem Motto 'The Final Flashback'", protzt Klum. Das hört sich natürlich spektakulär an, ist aber wohl nur die Entschuldigung, dass die Show mit allerlei Rückblenden gefüllt wird.

Doch nach dem Rückblick ist vor der Vorschau und da erinnert "Backstage-Reporterin" Rebecca Mir noch einmal daran, dass seit vergangenem Jahr GNTM-Awards verliehen werden. Die GNTM-Awards rangieren im internationalen Skurrile-Preise-Ranking übrigens irgendwo zwischen der Dr.-Snuggles-Medaille und dem goldene Hosenknopf am Bande.

Seit einer Wochen können die Zuschauer abstimmen, wer den Best Personality Award gewinnen darf, erfreut Mir mit Zusatzinfos, ehe Heidi Klum eine Truppe Dragqueens geliefert bekommt, die dann zusammen mit den Kandidatinnen zu einem Autoscooter-Musik-Medley eine Art Choreografie aufführen. Spätestens hier kippt der Modelwettbewerb dann in etwas, was selbst als Popkulturtrashmelangesamstagabendshowamdonnerstag nur unzureichend beschrieben ist.

Nachdem sich die Dragqueens mit Würsten und Brezeln stärken durften, müssen sie den Mädchen die Entscheidung mitteilen, welches von ihnen den Abend weiter von der Bühne aus ansehen und wer sich gleich einen gemütlichen Feierabendsmoothie aufmachen darf.

Heidi Klum deeskaliert Klaudia mit K

Am Ende geht es weiter für Toni, Pia und Julianna, wodurch mit Christina, als ob es eine Rolle spielen würde, das einzige Mädchen von Thomas Hayo ausgeschieden ist. "Auch ohne uns wirst du deinen Weg gehen, Christina", versucht Klum die eben Ausgeschiedene zu trösten, was natürlich einem Relevanz-Offenbarungseid der Show gleichkommt.

Doch schon steuert diese ihrem heimlichen Höhepunkt entgegen: Der Verleihung des Best Personality Awards. "Wer könnte eine bessere Jury sein als sie – die Fans zuhause vor dem Fernseher?", fragt die Klum. Hm. das ist natürlich eine gute Frage. Wer könnte die Persönlichkeit der Mädchen wohl am besten beurteilen? Vielleicht a: jemand, der die Mädchen tatsächlich kennt oder b: jemand, der die Mädchen tatsächlich kennt oder ist es vielleicht c: jemand, der die Mädchen tatsächlich kennt?

Am Ende vertraut man der Schwarmintelligenz und so zieht Klaudia mit K den Personality Award. Einmal am Mikro, holt sie einen Zettel hervor, der für fünf Dankesreden gereicht hätte. Freunde, Familie, ProSieben, den Mädchen, Heidi und als sie auch ihrer Community ein "großes Danke" ausspricht, fragen sich alle Teenager, ob das später nicht vielleicht was für den Lebenslauf ist: Mitglied in der Klaudia-mit-K-Community.

Doch für Klaudia mit K ist bei der Community noch lange nicht Schluss und sie redet fröhlich drauflos. So fröhlich, dass Heidi Klum irgendwann deeskalierend eingreifen und sie vom Mikrofon trennen muss. "Ich poste es auf Instagram", reagiert Klaudia mit K blitzschnell und man ärgert sich zu Hause, dass ihr das nicht früher eingefallen ist.

Toni gewinnt die Show

Nach diesem denkwürdigen Höhepunkt perlt die Show zähe Minuten vor sich hin. Pia darf wie Christina ebenfalls ein bisschen früher in den Sack hauen, ein gewisser Rankin macht Fotos und Wincent Weiss singt.

Jede weitere Einzelheit über das, was die Mädchen an diesem Abend alles gemacht haben, wäre an dieser Stelle zu viel. Nur so viel sei gesagt: Es hatte viel mit Herumlaufen zu tun. So viel, dass man manchmal gar nicht mehr wusste, wer wohin lief und warum.

Am Ende treffen sich aber alle dann doch noch einmal und als der Hallensprecher die Zuschauer im Saal bittet, sich für die Final-Entscheidung von den Sitzen zu erheben, ist die Show um einen weiteren absurden Moment reicher.

Bevor jedoch Heidi Klum verkündet, dass Toni die Show gewinnt, macht die Model-Patronin noch einmal klar, dass es alleine ihre Entscheidung ist. Das ist umsichtig, denn so kommt Gott gar nicht erst in Erklärungsnot, warum er während der Show offenbar nur an Tonis Seite war und nicht an der der anderen Mädchen.

Wie dem auch sei: Nach 15 Wochen hat sich Heidi Klum nun endlich entschieden, wer ein neues Topmodel werden soll. Man hätte von einem Profi wie der Klum zwar erwartet, dass so etwas schneller geht, aber nun gut. Bis zum nächsten Jahr.

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Teaserbild: © dpa