"Goodbye Deutschland!" ist aus der Sommerpause zurück und entführt in eine Welt, die es heute so nicht mehr gibt: Die Kanaren-Auswanderer, die in der ausgestrahlten Folge zu sehen waren, hatte VOX wenige Monate vor der Coronakrise besucht.

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"Ich glaube, dass die Welt im Wandel ist", sagte Teneriffa-Auswanderer André Sicking (45) am Ende der ersten "Goodbye Deutschland!"-Folge, die VOX nach der Sommerpause ausstrahlte. Wie schnell sich vieles wandeln würde, konnte er allerdings zum Zeitpunkt der Dreharbeiten unmöglich wissen.

Denn die Sendung war bereits im Herbst und Winter des vergangenen Jahres aufgezeichnet worden, und von einer Coronakrise war in den gezeigten Aufnahmen noch nichts zu spüren.

Fast wie aus einer anderen Zeit wirkten die Bilder der vollen Strände und Bars, die man da sah, und dass die Barbetreiber Siggi (55) und Kalle Ortmann (54) den schlechten Hauptsaisonstart und die sinkenden Touristenzahlen beklagten, darüber können sie heute wahrscheinlich nur müde lächeln.

Um über die Runden zu kommen und ihre beiden Mitarbeiterinnen bezahlen zu können, hatten sie ihre Bar La Cucaracha zusätzlich zum nachmittäglichen und abendlichen Betrieb zum Frühstücksbistro erweitert und arbeiteten fast rund um die Uhr: "15, 16 Stunden sind ganz normal", so Kalle. Gemeinsame Freizeit mit seinem Ehemann, der in der Bar einmal wöchentlich als Travestiefigur "Sieglinde" auftrat, war zur Seltenheit geworden.

"Goodbye Deutschland": "Das Allerschlimmste" tritt ein

Auch der eingangs genannte André Sicking ist ein Arbeitstier - und gleichzeitig ein Träumer mit immer neuen Ideen.

Nachdem er sein Geschäft mit selbstgemachtem Schmuck gerade erst zum Erfolg geführt hatte, plante er schon das nächste Projekt: einen großen Bio-Freizeitpark, in dem Touristen Obst und Gemüse pflücken können, mit vielen Attraktionen für Kinder.

Dafür suchte er Sponsoren. Partnerin Nina Unrau (46), mit der er die Zwillinge Pepe und Bosse hat, unterstützte ihn zwar, machte sich aber auch Sorgen, denn: "Kinder, Familie, irgendwie muss das finanziert werden." Zu viel Risiko sollte nicht sein. Dass es nur wenige Monate nach dem Dreh noch viel mehr Unsicherheit geben würde, ahnte damals niemand.

Fast schon Glück im Unglück hatten im Nachhinein betrachtet Sina Shannon (39) und Jürgen Schgör (44). Nach acht Jahren in Florida wollte die gelernte Friseurin nun nach Gran Canaria auswandern. Mit Deutschland verband sie zu viele schmerzhafte Erinnerungen.

Als Jugendliche war sie viel gemobbt worden und zeitweise sogar selbstmordgefährdet: "Ich wollte weg aus der ganzen traurigen Umgebung!" Ihr Liebster war dagegen noch nie geflogen und fühlte sich in seiner schwäbischen Heimat eigentlich sehr wohl.

Für Sina war er bereit, alles hinter sich zu lassen, trotz vieler Probleme: Ein Jobangebot für Sina als Maklerin war in letzter Minute zurückgezogen worden. Jürgen wiederum war als Diabetiker erwerbsunfähig und bezog nur eine kleine Rente. Wovon das Paar leben würde, stand in den Sternen. Beide aber zeigten sich zuversichtlich. "Nein, ich geh' hier nicht mehr weg", meinte Jürgen am kanarischen Strand.

Schließlich aber trat nach nur sechs Wochen doch das ein, was Sina als "das Allerschlimmste" bezeichnet hatte: Beide zogen nach Deutschland zurück - aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen, denn Jürgen hatte die Hitze nicht vertragen. Eine Jobzusage bei einem Pharmaunternehmen und ihre Liebe ließen beide aber an eine bessere Zukunft glauben.

"Die Leute werden durch den ganzen Kommerz nicht mehr glücklich"

Der Traum, als Maklerin auf Gran Canaria Geld zu verdienen, war für Sina geplatzt, das Ehepaar Yvonne (42) und Olaf Bikker (56) dagegen lebte ihn: Nach Jobs als Matratzenverkäufer, Radiomoderator und Tante-Emma-Laden-Betreiber hatten sie nun mit Geschäftspartner Heiko eine Immobilienfirma gegründet, die nach einigen Startschwierigkeiten tatsächlich passabel anlief.

Wie es in der Coronakrise weiterging, ließ die Sendung offen. Doch wenn die beiden, wie auch die anderen Auswanderer, ihr Naturell behalten, dann dürften sie auch diese harte Zeit gemeinsam überstehen: Aus Rückschlägen habe er immer gelernt, erklärte Olaf.

Travestiekünstler Siggi Ortmann wollte stets weiter "mit Volldampf voraus", und André Sicking war sich sicher: "Die Leute werden durch den ganzen Kommerz nicht mehr glücklich. Ohne große Träume wirst du halt auch den Rest nicht schaffen. Du kannst alles erschaffen, was du dir auch erträumen kannst." Sein Wort in Gottes Ohr.

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