"Adam sucht Eva" hätte man bis gestern Abend einfach nur für eine weitere Nonsens-Sendung halten können. Doch die Anzeichen verdichten sich, dass hinter dem vermeintlichen Trash-TV ein perfider Plan steckt. Ist die Nackedei-Show etwa ein Rache-Feldzug von RTL?

Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die von RTL sind schon ein ausgebuffter Haufen Spaßvögel. Doch so lustig wie bei ihrem aktuellen Coup "Adam sucht Eva" waren die RTL-Witzbolde schon lange nicht mehr. Da schreiben die auf ihren Internetseiten doch tatsächlich über ihre Nackedeierei: "Der Ansatz dieses spannenden Sozial-Experiments ist auf die Natürlichkeit reduziert - und zeigt eine ganz andere Herangehensweise bei der Partnersuche." Sozial-Experiment. Was für ein Knaller! RTL ist ja bekannt für den großen Wissenschaftsansatz in seinen Sendungen.

Mehr News über TV-Shows

Oder haben wir Zuschauer da vielleicht was falsch verstanden? Vielleicht sind ja gar nicht die ganzen Nackten das Experiment. Vielleicht sind es ja wir? Eine riesige Studie zum Thema Intelligenz. Vielleicht will RTL ja herausfinden, wie weit man die Niveau-Schraube noch herunter drehen kann, bis diesen Nonsens wirklich niemand mehr erträgt. Vielleicht steht RTL ja in Wirklichkeit für "Rudel Total intelligenter Leute" und ist eine Art Mensa-Verein hochbegabter Fernsehmacher, die uns mit "Adam sucht Eva" für unsere Dummheit bestrafen wollen. Und jedes Mal, wenn das Niveau der Sendung wieder ein Stück sinkt, stirbt eine Eule. Hinterhältige Morde am Symbol der Klugheit und Weisheit.

"Mister Torpedo"

Aus dieser Sicht war die gestrige Folge wahrlich nichts für Vogelliebhaber. In den vergangenen Wochen sind ja bereits einige Eulen elendig verendet. Aber RTL ist in seiner Heimtücke so erfinderisch, dass es für sein Experiment immer wieder Wege findet, das Niveau noch weiter sinken zu lassen. Gestern hat man sich dafür die Hilfe von Achi geholt. Der 25-jährige Salzburger kommt als neuer Adam auf die Insel und stellt sich erst einmal in gebotener Form vor: "Hallo ich bin der Achi. Und ich hab natürlich auch noch Mister Torpedo mitgebracht", erzählt er und deutet auf seinen Penis. Bei Osnabrück fällt eine Waldohreule grußlos vom Baum.

Doch Achi kommt nicht alleine. Mit ihm zieht Marie-Christin, ein Erotik-Model aus Kassel, auf die Insel. Und auch sie bekommt Achis offensive Art gleich zu spüren: "Ja Marie. Ich find' es ganz toll, dass du gemachte Glocken hast." Während eines nächtlichen Fluges über Mecklenburg-Vorpommern prallt ein junger Steinkauz gegen einen Laternenmast und erliegt seinen Verletzungen noch an der Unfallstelle.

Marie-Christin verlässt "Adam sucht Eva"

Auf der Insel bekommt Marie-Christin davon aber nichts mit. Sie fühlt sich nicht wohl und liegt wach: "Ich dachte, ich komme hier zurecht, aber ich bin nicht ich", erklärt sie traurig. "Im Paradies nicht einschlafen zu können, ist hart", sagt der Off-Sprecher mitleidsvoll. Ist das sein Ernst? Diesen Zirkus hält er für das Paradies? Man will gar nicht wissen, wie für ihn die Hölle aussieht. RTL kennt keine Gnade und ein kanadisches Schleiereulenpärchen löst sich einfach so in Luft auf.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Andre packt seine Boxhandschuhe aus und trainiert mit Jeannina nackend am Strand Kickboxen. Marie-Christin verlässt die Insel, aber nicht, weil sie so viel Irrsinn nicht aushält, sondern weil ihr keiner der beiden Adams gefällt. Der Off-Sprecher geht in die Vollen und sagt Gaga-Sätze wie "Doch die Insel der Liebe besucht man nur für einen Tag. Und schon nähert sich das Südsee-Taxi." In Portugal brennt ein ganzes Eulenschutzgebiet nieder.

Wenn Sie dem Eulensterben ein schnelles Ende setzen wollen, dann vergessen Sie die Sendung "Adam sucht Eva" so schnell wie möglich und schreiben eine Mail an RTL mit folgendem Text: "Liebes RTL, wir haben verstanden und ergeben uns. Bitte lasst die Eulen in Ruhe!" Die wissen dann schon, was gemeint ist.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.