• Das Sat.1-Frühstücksfernsehen wird am 4. Oktober 35 Jahre alt und feiert mit einer großen Jubiläumsshow, die auf allen Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe ausgestrahlt wird.
  • Marlene Lufen fing 1997 an, das Frühstücksfernsehen zu moderieren und ist für viele Menschen das Gesicht der Sendung.
  • Im Interview mit unserer Redaktion spricht die 51-jährige Moderatorin über das Erfolgsgeheimnis des Frühstücksfernsehens, besondere Gäste und ihren Schlafrhythmus.
Ein Interview

Frau Lufen, das Sat.1-Frühstücksfernsehen wird 35 Jahre alt. Es gibt nur sehr wenige Formate, die so lange laufen. Was bedeutet Ihnen das?

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Marlene Lufen: Ich bin vor 25 Jahren zum Frühstücksfernsehen gekommen und habe damals direkt das zehnjährige Jubiläum mitgefeiert. Das ist mir noch sehr präsent. Ich war noch ganz jung und neu in meinem Job, alle anderen hatten viel mehr Erfahrung. Jetzt feiern wir das 35. Jubiläum, ich bin immer noch dabei und liebe es mehr denn je! Da muss ich mich manchmal selbst kneifen. Das Frühstücksfernsehen ist ein großer Teil meines Lebens. Klingt pathetisch, aber es ist so.

Die Jubiläumsshow am 4. Oktober wird nicht nur in Sat.1, sondern auf allen Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe ausgestrahlt. Was ist für diese Show geplant?

Wir wollen auf jeden Fall ein echtes Frühstücksfernsehen machen und nicht eine Show, die gar nichts mehr mit dem normalen Frühstücksfernsehen zu tun hat. Menschen, die morgens normalerweise ProSieben, Kabel Eins oder sixx schauen, kriegen jetzt auch mal die volle Dröhnung. Wir werden großartige Gäste haben, es wird coole Überraschungen geben und alle Moderatorinnen und Moderatoren werden im Studio sein, das gab es auch noch nie. Wir werden in wechselnden Konstellationen moderieren und die anderen sind irgendwo im Studio und machen es sich gemütlich. Darauf freuen wir uns sehr!

Als Sie 1997 angefangen haben, hieß die Show noch "Deutschland Heute Morgen". Was hat sich an dem Format seitdem sonst noch verändert?

Unsere große Qualität ist, dass wir uns permanent verändern. Dass wir den Mut haben, auch gut eingespielte und vertraute Dinge zu verändern, wenn sie anfangen, ein bisschen Staub anzusetzen. Einen großen Anteil daran hat Jürgen Meschede, der die Sendung seit 30 Jahren leitet und seit mehr als 20 Jahren unser Chefredakteur ist. Er denkt anders als die meisten Fernsehmacher und hat es immer geschafft, aus unserer Sendung etwas sehr Individuelles und Seelenvolles zu machen. Das Sat.1-Frühstücksfernsehen ist eine Sendung, die sich traut, etwas anders zu sein.

Marlene Lufen: "Unser Anspruch ist auch, dass unsere Zuschauer mindestens einmal gelacht oder geschmunzelt haben"

Was ist das Erfolgsgeheimnis des Frühstücksfernsehens?

Das Erfolgsgeheimnis ist, dass wir uns intensiv damit beschäftigen, was die Menschen morgens brauchen, nachdem sie aufgestanden sind, bevor sie zur Arbeit gehen und ihre Kinder fertig machen. Dabei ist es nicht nur unsere Aufgabe, ihnen die Nachrichten mit auf den Weg zu geben, die sie für den Tag brauchen. Unser Anspruch ist auch, dass unsere Zuschauer mindestens einmal gelacht oder geschmunzelt haben, bevor sie in den Tag starten. Wie wichtig das ist, ist in der Corona-Zeit ganz deutlich geworden. Alle waren sehr belastet und haben mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen gehabt. Um das zu bewältigen, braucht unser Geist aber auch mal Pausen vom Sorgen-Machen. Unser Ziel ist es, den Menschen morgens auch Freude zu bereiten. Und zwar auf echte und natürliche Weise.

Wohlfühlfernsehen also?

Nein, das kann man so nicht sagen. Wir setzen sehr häufig Themen, die den Leuten auf der Seele lasten. Menschen, die morgens zur Arbeit gehen, die Kinder großziehen, die entweder noch am Anfang ihres Berufslebens stehen oder schon in Rente sind. Hart arbeitende Menschen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Aber genau die fühlen sich manchmal nicht gehört im üblichen Diskurs, wie man ihn im Fernsehen erlebt. Wir versuchen immer den Blickwinkel ganz normaler Leute einzunehmen.

Wie wichtig ist ein funktionierendes Team, wenn man von Montag bis Freitag eine viereinhalbstündige Sendung auf die Beine stellen muss?

Wenn Menschen zusammenarbeiten, gibt es natürlich auch mal Probleme. Aber wir haben es immer geschafft, sie zu lösen. Der Fokus liegt darauf, ein Team zu sein. Mit der richtigen Lebenseinstellung, mit der richtigen Haltung als Kollegen vor und hinter der Kamera, gelingt uns das wirklich gut. Eine solche Stimmung kann man nicht dauerhaft künstlich herstellen. Wir wissen alle, dass das unser großes Pfund ist. Es ist das, was die Menschen an uns lieben. Sie lassen uns frühmorgens, wenn sie noch ihren Schlafanzug anhaben, in ihre Wohnzimmer und wollen einfach eine gewisse Entspanntheit und Herzlichkeit. Und das ist uns allen wichtig.

"Wir nutzen die Studioküche nicht nur, wenn ein Profikoch da ist"

Bis 2014 wurde das Moderationsteam nach der Hälfte der Sendung abgelöst, seitdem nicht mehr. Wie schafft man es, viereinhalb Stunden lang zu moderieren?

Man gewöhnt sich an die erstaunlichsten Dinge. Nach dem Tod der Queen habe ich sogar sechseinhalb Stunden Frühstücksfernsehen gemacht. Auch das geht mal als Ausnahme. Diese letzte Stunde von 9 bis 10 Uhr war am Anfang hart. Weil der Körper daran gewohnt war, dass nach dreieinhalb Stunden Schluss war. Jetzt wissen wir, dass die Sendung viereinhalb Stunden dauert und haben unsere Strategien entwickelt. Wir nutzen die Studioküche beispielsweise nicht nur, wenn ein Profikoch da ist, sondern bereiten uns selbst manchmal ein kleines Frühstück zu. Ich mache beispielsweise Rührei für alle, mache Brote oder bringe Salat mit. Wenn wir eine lange Werbung haben, nutze ich auch schon mal die Couch und mache für drei Minuten die Augen zu. Das ist auch sehr erfrischend.

Wie richten Sie Ihren Schlafrhythmus aus, um so früh morgens fit für die Sendung zu sein?

Ich bin auf jeden Fall jemand, der morgens sehr früh aufstehen kann, ohne drei Stunden lang mit schlechter Laune zu kämpfen. Das ist wohl mein Naturell. Den Rest habe ich im Kopf entschieden. In meinen Anfängen hatte ich manchmal Panik, wenn ich um 22 Uhr noch nicht einschlafen konnte. Einmal habe ich um 23 Uhr völlig verzweifelt meinen Vater angerufen. Er hat mich enorm beruhigt und gesagt, dass es völlig egal ist, wann ich einschlafe. Die Sendung schaffe ich so oder so und den Schlaf kann man auch nachholen. Seit 20 Jahren zähle ich nicht mehr die Stunden. Ich lege mich hin, wenn ich müde werde, lese ein Buch bis mir die Augen zufallen. Dann klappe ich das Buch zu, Licht aus und fertig. Ich habe mit zwei Stunden Schlaf schon die witzigsten und konzentriertesten Sendungen gemacht. Und konnte mich mit sieben Stunden Schlaf kaum auf den Beinen halten. Deshalb messe ich dem Schlaf vor der Sendung gar nicht so viel Bedeutung bei.

Gab es Gäste, die besonders in Erinnerung geblieben sind?

Es gab wirklich viele (überlegt). Ich habe eine kleine eigene Rubrik, die sich "27 Fragen und eine kleine Überraschung" nennt. Dabei spaziere ich mit dem Gast durchs Studio, stelle eine Frage nach der anderen. Und habe die ehrlichsten, witzigsten Momente erlebt. Die Gäste haben dabei gar nicht so sehr an ihren neuesten Film oder ihre neueste Platte gedacht, sondern sind einfach aus sich herausgegangen. Ganz toll war das zum Beispiel mit Anke Engelke, Joko und Klaas oder Ed Sheeran. Mit ihm habe ich dabei morgens um 9 Uhr ein Kölsch getrunken, als wir an der Theke vorbeigekommen sind. Das fand er mega! Lustigerweise hat das amerikanische "People"-Magazin wenig später ein Foto von uns beiden aus dieser Situation für ihre Rubrik "Finde den Fehler" genutzt. Harrison Ford war auch ein Gast, den ich sehr beeindruckend fand. Donald Sutherland hat mich sehr zum Lachen gebracht.

Einer der traurigsten Momente war sicherlich, als der langjährige Moderator Jan Hahn 2021 an einer Krebserkrankung verstorben ist. Wie haben Sie und das Team das verarbeitet?

Ich habe noch immer große Schwierigkeiten, darüber nachzudenken und erst recht, darüber zu sprechen. Ich denke noch sehr oft an ihn und kann sehr traurig werden.

Können Sie sich vorstellen, bis zum Ende Ihrer Karriere beim Frühstücksfernsehen zu bleiben?

Ich mache mir diese Gedanken gar nicht. Wenn es sich irgendwann nicht mehr natürlich anfühlt oder mir keinen Spaß mehr macht, würde ich aufhören. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es macht mir mehr Spaß und geht mir leichter von der Hand denn je. Es gibt auch noch sehr viel, was ich in den nächsten Jahren verwirklichen möchte.

Die Medienlandschaft ändert sich momentan sehr schnell. Glauben Sie, dass es auch ein 50. Jubiläum des Frühstücksfernsehens geben wird?

Daran glaube ich ganz sicher! Wir haben sehr starke Einschaltquoten, tolle Gäste und tierisch Spaß. Und jedes Mal denke ich dann vor meiner nächsten Woche: Hoffentlich haben wir wieder gute Themen, hoffentlich fällt uns wieder Interessantes ein, das die Sendung bereichert. Und an jedem Morgen entsteht dann wieder aufs Neue eine ganz eigene und individuelle Frühstücksfernsehen-Sendung. Genau so stelle ich mir auch die Zukunft vor. Ich weiß nicht, wie die Sendung in fünf Jahren aussehen wird. Sie wird total anders sein, als sie heute ist. Aber ich vertraue darauf, dass sie dann genau richtig ist.

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