Der Song-Contest-Gastgeber ORF soll seine Gallionsfigur Conchita Wurst im Stich gelassen haben. Wurst-Manager René Berto beschwert sich über die News- und Werbeunterbrechung während ihres Auftritts beim ESC 2015.

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Das Management von Conchita Wurst hat den ORF hart kritisiert. Der Sender nehme seinen "öffentlich-rechtlichen Auftrag zur Förderung heimischer Popmusik" nicht ernst, heißt es in einer Presseaussendung.

Der ORF hatte während des Auftritts der Sängerin beim Finale des ESC 2015 einen Werbeblock und Nachrichten gezeigt. "Das wäre so, als ob man während des Elfmeterschießens um den WM-Titel einen Werbeblock sendet", ärgert sich Manager René Berto.

"Ausblenden ist nicht nachvollziehbar"

Damit seien die TV-Premiere der Songs "You Are Unstoppable" und "Firestorm" ohne das ORF-Publikum über die Bühne gegangen, moniert Berto. "1,9 Millionen TV-Zuseher und Zuseherinnen des ORF wurden somit ge- und enttäuscht." Zum ESC habe Conchita ihr Debütalbum präsentiert - und der ORF habe seine Gallionsfigur genau in dem Moment im Stich gelassen.

"Der ORF hat zweifellos den Eurovision Song Contest hervorragend bewältigt und eine gute Show abgeliefert. Trotzdem ist das Ausblenden von Conchita nicht nachvollziehbar", kritisiert der Manager. "Damit präsentiert sich der ORF wieder einmal als Mischung aus russischem Staatsfernsehen und deutschen Privatsendern und zeigt, dass ihm der öffentlich-rechtliche Auftrag zur Unterstützung und Förderung heimischer Popmusik kein wirkliches Anliegen ist."

Werbepausen haben im ORF Tradition

Nach den Regeln der ESC-Dachorgansiation EBU darf jeder Sender an bestimmten Stellen selbständig Werbeblöcke schalten. Jede Rundfunkanstalt kann für sich entscheiden, ob sie Werbung zeigt oder nicht. International wurden die Auftritte in jedem Fall gezeigt. Die ARD etwa übertrug auch alle Interviews von Conchita im Green Room.

Der ORF nutzt die Option indes seit Jahren, um regelmäßig Werbung zu schalten. Heuer blieb man dank dieser Maßnahme unter den für den Song Contest veranschlagten Kosten von 15 Millionen Euro. Rund eine Million Euro mehr werde man dadurch einnehmen, sagte ORF-Finanzdirektor Richard Grasl im Interview mit der APA.

Management wusste vorab Bescheid

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "News" wussten sowohl René Berto als auch Conchita Wurst über die Abläufe Bescheid. "Die Song-Auftritte von Conchita Wurst waren im ORF sowohl in der Wiederholung des Finales in ORF eins als auch im Livestream zu sehen", zitiert das Magazin eine Stellungnahme des ORF. Ablauf und Dramaturgie der Show seien dem Management im Voraus bekannt gewesen.

"Der ORF bedauert, dass es nun, nach einer für beide Seiten sehr erfolgreichen Zusammenarbeit, insbesondere auch in den letzten Tagen und Wochen, zu dieser Verstimmung kommt", heißt es in der Stellungnahme weiter. Die für Vorjahressieger "durchaus nicht übliche intensive Präsenz" sei vom ORF und Conchita Wurst gleichermaßen gewünscht und für beide Seiten ein Erfolg gewesen.

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