Da ist er wieder in der Stadt, der Fashion Week Zirkus aus Designern, Promis, Influencern und Goodie-Bags. Nach knapp 1,5 Jahren Pandemie gleichsam surreal wie hoffnungsvoll.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Galt das Stelldichein der deutschen Mode-Haute-Volee früher weniger als Hotspot der neusten Fashion-Trends, sondern mehr als Jana Ina Zarrella Festspiele, gibt man sich heute seriöser.

Waren einst die Front Rows der Designer weitestgehend mit D-Prominenz ohne jeglichen Modehintergrund überbucht, achtet man heute darauf, dass auch mal eine Künstlerin oder ein Musiker dabei ist, der nicht auf einer "BRAVO HITS" CD vertreten ist.

Einstmals traten sich mehr TV-Sternchen auf den roten Teppichen der Modewoche in Berlin gegenseitig die Füße blutig als bei "Promi Big Brother" und "Dschungelcamp" zusammen. Besser gekleidet, das ja, aber nicht unbedingt mit tiefgründigeren Botschaften im Gepäck. Die Red Carpets der Hauptstadt – ein Sammelsurium von "Has Beens" (wie der Amerikaner sagt) und Möchtegerns. Und ich natürlich mittendrin, quasi als eine Mischung aus beidem.

Gut, man hatte auch talentierte und charmante Ausnahmen im VIP-Gepäck. So traf man mit etwas Glück Janina Uhse, Riccardo Simonetti oder Christiane Arp im Dunstkreis der Laufstege deutscher Modehoffnungen.

Gleichzeitig aber übervölkerten angebliche Prominente die Show-, Event- und Partyszene der Berliner Fashion Week, die man wirklich nur dann kennen konnte, wenn man seit mindestens fünf Jahren streng diszipliniert alle Promiflash-Newsletter durchgearbeitet hatte. Jimi Blue Ochsenknecht an jeder Ecke – und der galt sogar noch als der Brad Pitt unter den Modetouristen.

Fashion Week in Berlin: Alles auf Null

Dann kam Corona und plötzlich stand alles still. Hatte man sich im Januar 2020 noch euphorisch in den Armen gelegen und sich selbst und ein bisschen auch die Modebranche gefeiert, saß man plötzlich in einem Lockdown.

Flagship Stores von der Avenue Montaigne in Paris über die Bond Street in London bis zur Park Avenue in New York schlossen. Selbst Louis Vuitton, Chanel oder Gucci waren plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Wie würde es da wohl Michael Michalsky oder Wolfgang Joop ergehen?

Die Pandemie kam, der Lockdown auch. Der Lockdown ging, kam zurück, blieb länger und stürzte die Modebranche in eine Art zwangsverordnete Selbstreflexion. Die Fashion Weeks im Sommer 2020 und im Januar 2021 kamen – wenn überhaupt – digital. Kein Publikum, keine Promis, keine Reichweite.

Ähnlich wie hoffentlich viele andere Branchen besann man sich auf die Zukunft. Auf das, was man aus einer solchen Situation lernen könnte. Wie man die Industrie ändern könnte. Vokabeln wie "Nachhaltigkeit" oder "Fast Fashion" wurden plötzlich salonfähig.

Hatte man Sustainable Fashion in den Jahren zuvor oftmals vor allem kleinen, jungen, motivierten neuen Designern und Modelabels zugeordnet, denen zwar eine grandiose Philosophie, aber keinerlei Potenzial für eine massentaugliche Entwicklung attestiert wurde, tauchten plötzlich auch bei den ganz großen Modehäusern Kollektionen aus recycelten Materialien, Leder-Alternativen, viel mehr Fake-Fur und verantwortungsvoll produzierte Kleidung auf.

Und wie wir spätestens seit "Der Teufel trägt Prada" wissen: Wenn es Gucci, Oscar de la Renta, Dior oder Givenchy machen, sickert es langsam, aber sicher in die großen Mode-Ketten durch. So lange, bis die ganze Welt es trägt.

Das Wan-Tan ist der Müllers Lust

Aber es gibt auch die kleinen Revolutionen hier in Berlin, wo die Fashion Week am Montag langsam Fahrt aufnimmt. Die wunderbare Designerin Lana Mueller zeigt ihre Kollektion in der Austernbank, einem Restaurant, das (Überraschung!) eigentlich für Meeresfrüchte bekannt ist.

Nachhaltigkeit bedeutet aber mitunter auch, sein Ernährungsverhalten zu überdenken. Das Menü jedenfalls bei Lana Muellers Défilé-Dinner ist vegan (und köstlich). Rebellion auf dem Teller. Eines ihrer Models ist noch dazu meine Freundin Anna Hiltrop. Leckerbissen also für Gaumen UND Augen. Der Abend – und damit die Fashion Week – hätte kaum besser starten können.

Beim Naschen von Köstlichkeiten übrigens neben mir: TV-Moderatorin Anastasia Zampounidis. Inzwischen ist sie auch Buchautorin. Ihr Werk "Für immer zuckerfrei" gilt als Bestseller. Und natürlich als Bibel der erfolgreichen Runway-Models.

Ich hoffe, sie hat die veganen Snacks genossen. Wenn ich sie noch mal wiedersehe in den kommenden Tagen auf dieser wilden Fashion Week, dann werde ich sie fragen, ob ihr nächstes Buch nicht "Für immer fleischfrei" heißen könnte. Ich würde schon mal 500 Exemplare vorbestellen. Man braucht ja auch Weihnachtsgeschenke.

Direkt von der veganen Austernbank werde ich rüber ins Kraftwerk geshuttled. An der Köpenicker Straße residiert auch in dieser Saison der offizielle "Fashion Week"-Hauptsponsor mit der Location für die InHouse Shows.

Wer der Hauptsponsor ist, habe ich vergessen. Es ist, glaube ich ein großer Automobilkonzern. Volvo vermutlich, aber sicher bin ich mir da nicht. Ein weiterer Sponsor der Fashion Week in Berlin ist der Beauty-Partner La Biosthétique Paris.

Kaum habe ich das Foyer des Kraftwerks betreten, laufe ich dem La Bio Juniorchef Felix Weiser in die Arme. La Bio, so nennen Freunde das Familienunternehmen La Biosthétique. Oder halt die, die kein Französisch können.

Mehr kann ich über La Bio dann aber auch nicht sagen, denn die Einladung, mich zum Styling in den Backstage-Bereich zu laden, ist wohl in der Post verloren gegangen. Grüße daher heute nur via Kolumne an Alex Dinter und Steffen Zoll. Strafe muss sein. Außerdem möchte ich keine Schwierigkeiten mit der Compliance-Abteilung.

Wo ist Palina?

Die Eröffnungsshow von Florentina Leitner gefällt mir gut, auch wenn die Kollektion weniger floral daherkommt als ich es mir hinsichtlich ihrer letzten Kollektionen gewünscht hätte. Dafür gibt es direkt im Anschluss eine Cocktail-Party, die irgendwie von "VOGUE" ausgerichtet ist, auch wenn ich nirgendwo ein "VOGUE"-Logo sehe.

Die Cocktails sind gut, auch wenn ich nur die ohne Alkohol probiere. Die Musik auch. Lediglich Palina Rojinski, die als DJane angekündigt war, sieht live ganz anders aus als auf der Kinoleinwand. Das war mir bei der Premiere von "Nightlife" gar nicht aufgefallen.

Damals stand ich lange neben ihr auf dem roten Teppich, in der Hoffnung, sie würde mich nach einem Autogramm fragen. Oder wenigstens auf ein gemeinsames Foto. Das war aber vor Corona und wir haben uns ja alle in den langen Lockdown-Monaten verändert.

Kurze Zeit später erklärt mir dann eine GZSZ-Schauspielerin, deren Namen ich vergessen habe, dass das gar nicht Palina ist, sondern Giannina Haupt, die als Gia Escobar so eine Art Party Insta-Phänomen ist. Ich finde sie jetzt noch toller, weil sie auch hervorragend als DJane operiert.

Ob sie mal auf meiner Geburtstagsfeier auflegen würde? Immerhin habe ich am 13. April Geburtstag und somit am selben Tag wie Sylvie Meis, Kim Hnizdo und Mandy Bork. Wir wollen 2022 unseren Geburtstag mit einer fetten Party feiern. Das wird episch.

Da ist die Fashion Week der CDU-Stammtisch Aachen-West dagegen. Giannina, wenn Du das liest: Melde Dich! Bitte! God is a DJane.

Au revoir Tag 1

Nach der verblüffenden Offenbarung mit Gia/Palina rette ich mich schnell auf die Straße. Sonst kommt am Ende noch eine Sat.1-Moderatorin und möchte mir erklären, dass das heute Abend doch keine "VOGUE"-Party war, sondern ein Abend von der "Freizeit Revue".

Also, der echten "Freizeit Revue". Nicht von der von dem Typen, der neulich Markus Lanz anpöbeln wollte, aber dann irgendwie falsch abgebogen ist und naja, anderes Thema.

Klimabewusst und nachhaltig fahre ich mit einem e-Roller weiter. Irgendwo in einer schwarz ausgekachelten Karaoke-Bar singen sich ein paar Models den Frust von der Seele, dass diese Fashion Week zwar schon teilweise wieder relativ normal anmutet, die ohnehin raren aber dafür hart umkämpften Laufsteg-Jobs aber noch immer Mangelware sind.

Bei "Especially For You" springe ich mit auf die Bühne. Das Lokal leert sich dennoch nicht merklich. Insofern ein guter Tag für mich. Ich nehme noch den offiziellen CDU-Wahlkampfsong mit ("Was hat dich bloß so ruiniert?" von Die Sterne) und "Don´t Go Breaking My Heart" von Elton John.

Bei "I´ve Had The Time Of My Life" bin ich dann raus. Muss morgen früh aufstehen. Dann entert nämlich der #Lovestorm die Fashion Week. Merken Sie sich dazu schon mal die Namen Kilian Kerner (Designer-Koryphäe) und Mia Florentine Weiss (Künstlerin des Jahres). Ich werde berichten!

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