Die Neugier der PlayStation-Community hätte nicht größer sein können: Am Donnerstag, 4. Juni, sollten Gamer weltweit in einem einstündigen Live-Stream neue Details über die PlayStation 5 und die ersten Spiele für die Next-Gen-Konsole erfahren. Doch nun müssen sie weiter warten.

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Sony sagt die Präsentation der PlayStation 5 kurzerhand ab. "Zwar verstehen wir, dass sich Spieler weltweit darauf gefreut haben, PlayStation 5-Spiele zu sehen. Wir denken jedoch, dass aktuell nicht die richtige Zeit dafür ist zum Feiern", vermeldete der Hersteller via Twitter. Stattdessen trete man "einen Schritt zurück" und wolle "denjenigen Gehör verleihen, die eine weit wichtigere Botschaft überbringen".

Gemeint sind jene Menschen, die derzeit ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzen wollen und seit Tagen zu Tausenden auf die Straße gehen - in vielen Städten trotz Ausgangssperre und der Drohung von Präsident Trump, das Militär gegen das eigene Volk einsetzen zu wollen.

Ausgelöst wurden die Massenproteste und einhergehenden Unruhen durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minnesota. Seine letzten Worte "I can't breathe" (auf Deutsch: "Ich kann nicht atmen") sind zum Schlachtruf einer landesweiten Bewegung geworden.

Bereits vor der Absage des PS5-Events meldete sich der PlayStation-Twitter-Account unter dem Hashtag #BlackLivesMatter zu Wort und verurteilte "systemischen Rassismus und Gewalt gegen die schwarze Gemeinde". Am Ende hieß es: "Wir werden weiterhin an einer Zukunft voller Empathie und Inklusion arbeiten und stehen an der Seite unserer schwarzen Mitarbeiter, Spieler, Familien und Freunde."

EA und Activision beziehen Stellung

Nicht nur Promis wie George Clooney, Arnold Schwarzenegger, Jamie Foxx, Halsey, Beyoncé, Michael Jordan und Taylor Swift beziehen klar Stellung, sondern auch Teile der Spielebranche. Neben Sony setzten auch EA und Activision Zeichen. EA Sports verschob die Ankündigung der Footballsimulation "Madden NFL 21".

Unter dem Slogan "It's Game Time", wobei das Wort "Game" durchgestrichen ist, folgte eine klare Solidaritätsbekundung: "Wir stehen zu unserer afroamerikanischen / dunkelhäutigen Gemeinschaft von Freunden, Spielern, Kollegen und Partnern. Unsere unmittelbare Aufmerksamkeit gilt Maßnahmen, die wir ergreifen können, um gegen die ungerechte Behandlung und systemische Vorurteile vorzugehen, die die Nation und unsere Welt plagen. Wir werden einen anderen Zeitpunkt finden, um mit Euch über Football zu sprechen. Denn dies ist größer als ein Spiel, größer als der Sport und erfordert, dass wir alle zusammenstehen und uns für Veränderungen einsetzen."

Auch im digitalen Krieg sind die Gegner nicht an einer Hautfarbe zu erkennen, wie Activision deutlich macht. Die eigentlich anstehende Season 4 von "CoD: Modern Warfare" und der Free-to-play-Battle-Royale-Variante "Warzone" wurde einen Tag vor dem geplanten Launch am 3. Juni verschoben. Gleiches gilt für Season 7 von "Call of Duty: Mobile". In einem Tweet des offiziellen CoD-Accounts begründete Publisher Activision die Entscheidung wie folgt: "Jetzt ist nicht die Zeit." Stattdessen sei die Zeit dafür "dass jene, die für Gleichheit, Gerechtigkeit und Änderungen einstehen, gesehen und gehört werden. Wir stehen an eurer Seite."

Die Spieler reagieren mit gemischten Gefühlen auf die Maßnahmen. Viele feiern die Signalwirkung gegen Rassismus. Andere äußern Zweifel, ob das Verschieben von Gaming-Events bei der Lösung der Probleme in der realen Welt helfen kann.

(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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