Lange haben die Macher über diesem "Tatort"-Projekt gebrütet. Deswegen enttäuscht das Ergebnis umso mehr: Der als "Event" angekündigte Freiburg-Krimi mit Heike Makatsch war schlichtweg hanebüchen konstruiert.

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Ergab die Story Sinn?

So gefährlich sind Bürojobs! Ein Jobcenter-Mitarbeiter biss ins Gras, beziehungsweise in seine PC-Tastatur. Doch der Abschiedsbrief auf dem Bildschirm darüber war nicht echt. Der Mann wurde ermordet.

Die gerade aus England ins Badische zurückgekehrte Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) ermittelte daraufhin in unterschiedlichsten Zirkeln: unter Immobilien-Spekulanten, einer Ex-Mittelschicht am Abgrund, dazu gesellte sich eine Clique haltloser Jugendlicher.

Wie das alles zusammenpasste? Irgendwie gar nicht, denn dieses Makatsch-Debüt im "Tatort"-Format litt an einem Überangebot hastig anerzählter Handlungsstränge und Figuren.

Leider ein ziemlich wirrer Start, der dazu noch eine emotional kaum dingfest zu machende Ermittlerin aufbot.

Wie überzeugend war die Kommissarin?

Lange hatte der SWR am Freiburger "Tatort" mit Heike Makatsch gewerkelt, die sonst immer in ihren Rollen authentisch wirkt. Seltsamerweise fehlt ihrer Figur Ellen Berlinger aber genau das: Authentizität und Erdung.

Warum ließ sie einst ihre Tochter in Freiburg zurück und wer ist der Vater? Warum ist die Frau nun 15, 16 Jahre später wieder schwanger und ein weiteres Mal ohne Mann? Nichts gegen Ermittler mit Geheimnissen, aber diese taffe Hard-boiled-Ermittlerin mit Kugelbauch wirkte eher unrealistisch denn mysteriös-interessant.

Wie furchteinflößend war der Mörder?

Wer der Mörder war, hat man spätestens drei Tage nach Ansicht dieses Krimis schon wieder vergessen. Weil es irgendwie auch nicht wichtig war.

Das kommt daher, dass im Film kaum Spannung aufgebaut wurde und weil ohnehin klar war: Der Täter konnte lediglich einer jener Verzweifelten und Untergebutterten sein, die man sich zuvor knapp 90 Minuten anschauen musste.

Der Furcht-Faktor dieses halbgaren Sozialkrimis war also von vornherein relativ gering.

Wie realistisch war dieser "Tatort"?

"Freiburg ist auf den ersten Blick eine unglaublich schöne und harmonisch wirkende Stadt", sagt die gebürtige Düsseldorferin und Wahl-Berlinerin Heike Makatsch über ihr neues Revier.

"Als unser Autor vor Ort nach Schattenseiten dieses Idylls recherchierte, ist ihm schon bald ein Problem aufgefallen: Dass die attraktiven Orte immer mehr für eine wohlhabende Bio-Elite reserviert zu sein scheinen."

Wäre man thematisch bei der Gentrifizierung geblieben, hätte es ein ordentliches Krimi-Debüt werden können. Weil jedoch noch orientierungslose Jugendliche, eine traumatisierte Kommissarin und diverse halb Geistesgestörte den Film bevölkerten, brach der konstruierte Krimi zusammen wie ein zur Sprengung freigegebenes Asbest-Hochhaus.

Was war der Aufreger des Falls?

War Heike Makatsch - was eine kurze Entkleidungsszene vermuten ließ - tatsächlich während des Drehs schwanger? Ja, das war sie.

Die überraschende, freudige Erwartung der 44-Jährigen wurde sogar nachträglich ins Drehbuch eingebaut - was die Hauptdarstellerin im Nachhinein als Glücksfall bewertete: "Weil man fragt sich ja: Warum kommt diese Frau plötzlich zurück, nach all den Jahren? Was sucht sie da jetzt in Freiburg?"

Heike Makatsch glaubt, dass die erneute Schwangerschaft ihre Figur noch einmal neu über Zukunft und Verantwortung nachdenken ließ und damit auch über ihre einst zurückgelassene Tochter.

Die echte Heike Makatsch hat mittlerweile übrigens ihre dritte Tochter entbunden. Das ist dann auch bedeutsamer als die Qualität eines "Tatorts". Wir gratulieren!

Wie gut war der Tatort?

Schulnote fünf. "Fünf Minuten Himmel" ist einfach schlecht gebaut - sowohl bezüglich seiner Story als auch der Ermittlerfigur. Und Makatsch ist als "einsame Wölfin" im fünften oder sechsten Schwangerschaftsmonat eine zu gewagte Konstruktion.

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