• Aktuell bestehen Lieferprobleme für zahlreiche Produkte, aber welche Produkte sind betroffen und was ist die Ursache?
  • Was können Sie unternehmen, wenn Ihre Bestellung nicht geliefert wird?
  • Diese fünf Produkte sind aktuell besonders rar.

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Stockende Lieferketten, fehlende Frachtcontainer und Arbeitskräftemangel durch die Corona-Pandemie führen derzeit zu Lieferengpässen. Betroffen sind ganze Branchen. Rohstoffmangel oder fehlende Vorprodukte wie Chips, Kunststoff oder Metalle zwingen Unternehmen, ihre Produktion trotz voller Auftragsbücher zu drosseln.

Auch die Blockade des Suezkanals durch das havarierte Containerschiff "Ever Given" im März sorgte monatelang für Transportausfälle. Verbraucher spüren die Auswirkungen bereits im Handel. Ausverkaufte Produkte oder ungewöhnlich lange Lieferzeiten für einige Waren können das Shoppingvergnügen dämpfen – und die Nerven strapazieren.

Bei der Verbraucherzentrale könne derzeit aber noch kein großes Beschwerdeaufkommen registriert werden, sagt Verbraucherrechtsexpertin Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW auf Nachfrage unserer Redaktion.

Um welche Produkte handelt es sich aber eigentlich, die teilweise schon als Mangelware bezeichnet werden? Hier sind die Top fünf.

Mangelware Wanderschuhe

Die Corona-Pandemie hat Menschen weltweit ihre Freizeit- und Reisepläne durchkreuzt. Lockdown und Reiseeinschränkungen haben dazu geführt, dass viele die Natur im eigenen Land für sich entdeckt haben. Wandern wurde zum neuen Trendsport – auch in Deutschland.

Der mit der neuen Wanderlust einhergehende Run auf Wanderschuhe, Rohstoffmangel und die weltweit ins Stocken geratene Produktion und Auslieferung hat dazu geführt, dass viele Textil- und Lederwaren wie Wanderschuhe Mangelware geworden sind. Geschäfte müssen teilweise monatelang auf ihre Bestellungen warten.

Aufgrund des stockenden Nachschubs kann die große Nachfrage der wanderlustigen Kundschaft nicht von allen Händlern wie gewohnt bedient werden. Das Problem: Pandemiebedingte Einschränkungen in den Produktionsstätten und zahlreiche Arbeitsausfälle haben etwa in Vietnam die Herstellung von Wanderschuhen gedrosselt. Zudem sind Schiffscontainer knapp und Hersteller haben Probleme, ihre Produkte zu verfrachten.

Fahrräder sind heiß begehrt und rar

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Fahrrädern stark gestiegen. Hohe Spritpreise heizen den Fahrrad-Boom jetzt zusätzlich an. Einzelne Fahrradmodelle, fehlende Ersatz- oder Bauteile sowie hohe Lieferkosten bremsen den Abverkauf. Auch der Mangel an Rohstoffen wirkt sich auf die Fahrradbranche aus.

Zudem mussten einige Hersteller ihre Produktion aufgrund der Corona-Pandemie drastisch zurückfahren. Der Fahrradkomponenten-Hersteller Shimano musste beispielsweise das Werk in Malaysia während des Lockdowns vorübergehend schließen. Beim Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) erwartet man, dass sich der Markt erst im Jahr 2024 normalisieren wird.

Autos und Elektrogeräte – fehlende Chips bringen Produktion ins Stocken

Nicht nur Autohersteller leiden unter dem Lieferengpass von Chips. Auch vielen Herstellern von elektronischen Geräten fehlen Halbleiter für die Produktion. Benötigt werden sie etwa für die Fertigung von Computern, Routern, Druckern, Smartphones, Kameras und Spielkonsolen. Besonders beliebte Gamingkonsolen sind beispielsweise Mangelware.

Europa hängt stark von Produktionsländern wie Taiwan, Malaysia und Südkorea ab. Chip-Hersteller wie Infineon haben zwar viele Bestellungen, jedoch bremsen Faktoren wie der Corona-Lockdown in Malaysia und ein Konflikt zwischen den USA und China die Produktion.

Ein Großbrand in einer Chip-Fabrik in Japan sowie Wasserknappheit im Frühjahr in Taiwan setzten dem angespannten Markt zusätzlich zu. Die fortschreitende Digitalisierung, Homeoffice und die Förderung von E-Autos macht Chips jedoch begehrter denn je.

Haushaltsgeräte knapp – Hersteller warten auf Bauteile

Nicht nur in Elektrofachmärkten oder bei Autoherstellern macht sich der Chip-Mangel bemerkbar. Auch auf die Lieferung von Haushaltsgeräten wie Spül- oder Waschmaschinen müssen Händler und Verbraucher teilweise deutlich länger warten.

Viele Hersteller beklagen fehlende Bauteile für die Produktion. Wer sich einen neuen Geschirrspüler oder ein anderes begehrtes Markengerät für den Haushalt kaufen möchte, muss mitunter mehrere Wochen auf die Lieferung warten.

Saisonale Aktionsware und Modehandel von Lieferengpässen betroffen

Eine gemeinsame Umfrage der Handelsverbände Textil, Schuhe und Lederwaren ergab, dass nur fünf Prozent der Unternehmen keine Ausfälle oder Verzögerungen bei Herbst- und Winterware erwarten. 30 Prozent der Befragten melden Ausfälle und Verzögerungen bis 10 Prozent, 40 Prozent sogar bis 20 Prozent – obwohl die Ware vor Monaten bestellt wurde. Überwiegend betreffe das in Fernost produzierte Ware aus dem Niedrigpreisbereich, erklärt Axel Augustin vom Handelsverband Textil BTE.

Auch bei großen Discountern sind die Folgen der Lieferengpässe teilweise zu spüren. Aldi Nord muss beispielsweise den Verkauf der groß angekündigten Modekollektion "Aldi Original" zeitlich verschieben. Durch die Coronakrise gibt es bei der Verschiffung nach wie vor zahlreiche Verzögerungen. Wer also in Aldi-Badelatschen oder Jogginghosen mit dem Logo des Discounters die Hipster-Szene aufmischen will, muss sich noch ein Weilchen gedulden.

Meine Bestellung wird nicht geliefert – was kann ich tun?

Wer bereits seit längerer Zeit auf eine Bestellung wartet, diese jedoch erst mit deutlicher Verzögerung ankommen wird, braucht entweder viel Geduld – oder einen Plan B. Welche Möglichkeiten haben von den Lieferengpässen betroffene Verbraucher?

Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale rät: "Sollte Verbrauchern bereits frühzeitig mitgeteilt werden, dass sich die ursprünglich angekündigte Lieferzeit deutlich verlängert, sollten sie überlegen, ob es für sie Sinn ergibt, dennoch am Vertrag festzuhalten. Denn der Widerruf ist schon vor Erhalt der Ware möglich. Dann muss der Vertrag rückabgewickelt werden, sodass Verbraucher sich nach Alternativen wie einem Gutschein oder im stationären Handel umsehen können."

Über die Expertin: Expertin: Iwona Husemann ist Referentin in der Gruppe Verbraucherrecht der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf.

Verwendete Quellen:

  • BTE Handelsverband Textil: Lieferprobleme führen zu Umsatzeinbußen
  • IFO: Konjunkturprognose - 22. September 2021
  • Infineon.com: Positive Entwicklung von Ergebnis und Free-Cash-Flow. Umsatzwachstum trotz schwieriger Liefersituation. Starkes Schlussquartal erwartet
  • stiftung-nv.de: The Global Semiconductor Value Chain: A Technology Primer for Policy Makers
  • stiftung-nv.de: Mapping China’s semiconductor ecosystem in global context: Strategic dimensions and conclusions

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