Ab dem 1. Januar 2024 steigt der CO2-Preis deutlich: von 30 auf 45 Euro pro Tonne CO2. Ursprünglich waren 40 Euro geplant. Tanken und Heizen mit fossilen Energien wird ab 2024 also noch teurer. Zudem tritt eine CO2-Bepreisung für die Müllverbrennung in Kraft. Doch was bedeutet das konkret für Verbraucherinnen und Verbraucher?

Mehr zum Thema Verbraucher

Der CO2-Preis ist eine Klimaschutzmaßnahme: Indem Unternehmen sogenannte CO2-Zertifikate kaufen, erstehen sie Emissionsrechte. Bedeutet: Sie dürfen CO2 im erworbenen Umfang in die Atmosphäre bringen. Klimafreundliche Unternehmen müssen weniger Zertifikate kaufen und haben geringere Kosten. So sollen Anreize geschaffen werden, dass Unternehmen klimafreundlicher werden.

Da Unternehmen die Kosten in der Regel an die Verbraucher und Verbraucherinnen weiterreichen, entstehen für Endkunden Mehrausgaben – so sollen Anreize geschaffen werden, vermehrt auf klimafreundlichere Alternativen wie öffentliche Verkehrsmittel oder Elektro-Autos zu setzen. Bis 2026 soll der CO2-Preis jährlich steigen. Ab 2027 sieht das Emissionshandelssystem (EU-EHS) vor, dass CO2-Zertifikate auf dem Markt frei gehandelt werden dürfen.

Der CO2-Preis als Werkzeug

  • Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, die Europäische Union fünf Jahre später. Dafür müssen Maßnahmen wie energetische Gebäudesanierungen ergriffen werden. Die nationale und europäische CO2-Bepreisung stellt ein Werkzeug dar, um die klimaneutrale Zukunft zu finanzieren.
  • Der Europäische Emissionshandel wurde 2005 als Klimaschutzinstrument der EU eingeführt. Eine CO2-Abgabe müssen etwa die energieintensive Industrie und der innereuropäische Luftverkehr zahlen. Ab 2024 ist auch der Seeverkehr betroffen.
  • Der nationale Brennstoffemissionshandel wurde im Jahr 2021 von der Großen Koalition eingeführt. Auf nicht durch den europäischen Emissionshandel bepreiste fossile Energieträger wie Diesel, Erdgas, Heizöl und Benzin entfällt seitdem eine CO2-Abgabe, seit 2023 auch auf Kohle. 2024 wird der CO2-Preis erhöht und auf die Müllverbrennung ausgeweitet.
  • Die Einnahmen durch den CO2-Preis gehen indirekt an die Bürger zurück, etwa durch Förderprogramme zur Gebäudesanierung.

Die Einnahmen aus dem nationalen CO2-Preis fließen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der die klima- und energiepolitischen Ziele der Bundesregierung mitfinanziert. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts klafft ein Loch in Milliardenhöhe im KTF. Durch die Erhöhung des 2021 eingeführten nationalen CO2-Preises erwartet die Regierung Mehreinnahmen in Milliardenhöhe. Was kommt dadurch ab 2024 auf Verbraucherinnen und Verbraucher zu?

  • Müllentsorgung: Eine Mitgliederbefragung des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) hat laut "Wirtschaftswoche" ergeben, dass 60 Prozent der Entsorgungsunternehmen in Erwägung ziehen, die Mehrkosten bereits ab Januar 2024 an die Verbraucher durchzureichen. Bei den ursprünglich geplanten 40 Euro pro Tonne CO2 würden pro Haushalt im Schnitt etwa 22,20 Euro mehr im Jahr für die Müllentsorgung anfallen.
  • Energiekosten: Wird Energie aus fossilen Energiequellen gewonnen, wird die Erhöhung des CO2-Preises zu höheren Energiekosten führen. Auch hier ist wahrscheinlich: Unternehmen, die fossile Brennstoffe nutzen, werden die Kosten über Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergeben.
  • Wie stark die Ausgaben fürs Heizen steigen werden, hängt neben dem CO2-Ausstoß des verwendeten Kraftstoffs auch davon ab, in welcher Höhe Kraftstoffhändler und Energieversorger die höheren CO2-Kosten an die Kunden weitergibt.
  • Seit 2023 zahlen Vermieter und Mieter die Kosten für den CO2-Preis anteilig. Einen besonders hohen Anteil müssen Vermieter für Gebäude übernehmen, die nicht energetisch saniert sind und sehr hohe CO2-Emissionen verursachen.
  • Tanken: Den höheren CO2-Preis werden Verbraucher direkt an der Tanksäule bemerken. Der ADAC rechnet damit, dass die Preise für Benzin im Vergleich mit 2023 um 4,3 Cent pro Liter steigen werden, für Diesel um 4,7 Cent pro Liter. Eine Mobilitätsprämie soll Pendler finanziell entlasten, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens keine Einkommensteuer zahlen und somit keinen Anspruch auf die erhöhte Pendlerpauschale haben.

Steigende Kosten durch CO2-Preis: Das rät die Verbraucherzentrale

Insbesondere ab 2027, wenn CO2-Zertifikate frei gehandelt werden dürfen, ist mit einem massiven Anstieg der Kosten zu rechnen. Ein neuer Klimasozialfonds in Höhe von 65 Milliarden Euro soll ab 2026 eingeführt werden und einkommensschwächere Haushalte finanziell entlasten. Doch was können Verbraucher bis dahin unternehmen, um Kosten zu sparen?

Christian Handwerk, Referent für energetisches Bauen und Bauphysik bei der Verbraucherzentrale NRW, rät: "Für Mieter ist es wichtig zu wissen, dass die CO2-Kosten zwischen Mieter und Vermieter aufgeteilt werden. Bei einer Zentralheizung müssen Vermieter das in der Abrechnung berücksichtigen. Im Fall einer Etagenheizung ist es aber so, dass die Mieter, die den Brennstoff ja direkt vom Versorger beziehen, den Vermietern eine Rechnung schreiben dürfen. Dazu rechnet man aus, wie hoch der Verbrauch im Vergleich zur Wohnfläche war und liest damit in einer Tabelle ab, welchen prozentualen Anteil die Vermieter bezahlen müssen. Pro Jahr könnten das bei einer 60-Quadratmeter-Wohnung vielleicht 45 Euro sein, wenn es sich um einen Altbau handelt. Es unterscheidet sich aber von Wohnung zu Wohnung."

Weitere News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.

Energiekosten im Haushalt senken: Einfache Maßnahmen mit Wirkung

"Sparmaßnahmen für Mieter gibt es darüber hinaus auch noch einige, an welche oft nicht gedacht wird. Zum Beispiel kann man die Fenster in einer Mietwohnung abdichten, falls notwendig. Solche Dichtungsbänder gibt es in Baumärkten zu kaufen. Möglicherweise ersetzt sogar der Vermieter die Kosten", sagt Handwerk.

"Ähnlich ist die Nutzung einer Wärmeschutzfolie für Fenster. Diese gibt es nicht in allen Baumärkten, aber online werden sie angeboten. Deren Einbau erfordert aber einiges an handwerklichem Geschick sowie Sorgfalt. Ob diese Folien eine ordentliche Verbesserung bringen, hängt auch davon ab, welche Fenster in der Wohnung verbaut sind. Ein Vorhang vor den Fenstern hilft auch, Energie zu sparen. Mehr als man denkt. Denn so strömt die warme Luft aus dem Heizkörper nicht mehr direkt am kalten Fenster vorbei und mehr Energie kann in den Raum gelangen. Vorhänge sollten dabei vollflächig vor dem Fenster hängen, können auch dünn und lichtdurchlässig sein und dürfen natürlich nicht vor den Heizkörper ragen", so der Experte der Verbraucherzentrale.

"Der Energieanteil fürs Warmwasser ist hoch und wird oft unterschätzt."

Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale

Auch beim Duschen kann man Energie sparen, etwa mit einem Spar-Duschkopf. Die Investition lohnt sich, so Christian Handwerk. Denn: "Der Energieanteil fürs Warmwasser ist hoch und wird oft unterschätzt." Außerdem empfiehlt er, die Heizungen zu entlüften und nicht mit Möbeln zuzustellen. Und: "Die Heizung sollte richtig geregelt werden, wozu Thermostate genutzt werden können. Ein reduzierter Betrieb nachts, das Abstellen bei Abwesenheit und ähnliche Dinge sind wichtig, um effizient zu heizen. Helfen können dabei auch smarte Thermostate, die dann nicht mehr manuell gedreht werden müssen, sondern die programmiert werden können, um selbsttätig die richtige Einstellung für jeden Heizkörper zu wählen."

Informationen über Ausgleichs- oder Fördermöglichkeiten für einkommensschwache Haushalte – abgesehen von der Aufteilung der CO2-Kosten – liegen der Verbraucherzentrale derzeit nicht vor. Aber: "Ökonomisch schwächere Gebäudebesitzer, die möglicherweise ihr Einfamilienhaus bewohnen, erhalten von der Bundesebene erhöhte Zuschüsse für energetische Aufwertungen", erklärt Handwerk. Den sogenannten Einkommensbonus bekommen Haushalte, deren zu versteuerndes Einkommen unter 40.000 Euro pro Jahr liegt.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.