Wenn Ihnen Schnäppchen auf Online-Plattformen wie "Facebook Marketplace" begegnen, sollten Sie höchst misstrauisch sein. Es wimmelt von Fake-Anzeigen. Achten Sie unbedingt auf diese typischen Anzeichen von Betrug.

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Man meint vielleicht, längst gewarnt und vorsichtig zu sein, aber: Vor den immer raffinierteren Maschen von Betrügern ist niemand gefeit. Das musste Kathrin Rudolph am eigenen Leib erfahren: Auf der Suche nach einer Playstation reagierte sie auf eine Anzeige auf Facebook. Vorkasse war ihr zu riskant. Doch als der Anbieter sie aufforderte, ihm stattdessen als Sicherheit ihren Ausweis digital zu schicken, sah sie kein Problem darin und tat es.

Bald darauf bemerkte sie, dass Betrüger ihre Identität für Fake-Anzeigen nutzten. Ihr Fehler, der eineinhalb Jahre zurückliegt, verfolgt sie bis heute: Mehrmals wöchentlich erscheinen Fremde an ihrer Tür, die meinen, ihr etwas abgekauft zu haben, das sie nun abholen wollen.

"Auf 'Facebook Marketplace' erscheinen laufend und immer wieder neue Fake-Anzeigen in meinem Namen", erzählt sie. Die Opfer überweisen den Betrügern Geld für Ware, die in Wahrheit nicht angeboten wird. Oder sie willigen ein, ihren Ausweis zu übermitteln. "So wie ich es leider getan habe", bedauert Rudolph.

Davor möchte sie andere Menschen warnen. Bei intensiven Recherchen fand sie etwa heraus, dass gestohlene Identitäten wie ihre auch im Darknet weiterverkauft werden. Im Erkennen von Fake-Anzeigen ist sie inzwischen geübt: "Jeden Tag verbringen mein Mann und ich mindestens eine Stunde damit, nach neuen Profilen und falschen Verkaufsanzeigen mit meinem Foto und Namen zu suchen. Dabei fallen einem immer wieder dieselben typischen Merkmale auf, über die jeder Bescheid wissen sollte".

Ihre Tipps lesen Sie hier – wir haben zudem bei der Polizei nachgefragt und fassen wichtige Warnsignale als Checkliste zusammen:

1. Vorsicht, einmalige Schnäppchen sind verdächtig

Ein unschlagbares Angebot ist schon das erste Anzeichen, dass es sich um Fake handeln könnte. "Niemand hat etwas zu verschenken", gibt Harald Schmidt, Geschäftsführer und Kriminaldirektor der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder, zu bedenken. "Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, ist es das meist auch." Oft setzen die Täter den Interessenten auch geschickt unter Druck. Etwa sei der Artikel nur für kurze Zeit verfügbar oder man erhalte noch Vergünstigungen, wenn man schnell zuschlägt. Eilig ans Geld zu kommen, ist das Ziel der Betrüger.

  • Tipp: "Als Käufer nie unter Druck setzen lassen, misstrauisch sein und immer Preise mit anderen Angeboten im Netz vergleichen", rät die Polizei.

2. Was verrät das Profil? Schauen Sie genau hin

Handelt es sich beim Facebook-Account des Verkäufers um ein "kommerzielles Profil", gilt wie bei jedem anderen Online-Shop eine Impressumspflicht. Darauf weist das Portal "Watchlist Internet" hin. Folgende Angaben sollten dabeistehen:

  • Name
  • Adresse
  • Kontaktmöglichkeiten (Telefon, Fax, E-Mail-Adresse)
  • Handelsregisternummer
  • Umsatzsteueridentifikationsnummer
Beispiel für Fake-Anzeige: Sogar ein Haus wurde in Rudolphs Namen schon angeboten. © Facebook

Bei privaten Verkäufern sollten Sie darauf achten, ob das Profil erst kürzlich angelegt wurde. Das nämlich ist ein typisches Merkmal von Fake-Accounts. Mit ein paar Klicks lassen sich auch Unstimmigkeiten im Profil entdecken, erklären die Experten des Portals "Watchlist Internet". Welche Informationen sind dort angegeben? Gibt es das Unternehmen, bei dem der User vorgibt zu arbeiten, wirklich?

Betrugsopfer Kathrin Rudolph beobachtet außerdem: "In der Freundesliste befinden sich typischerweise entweder keine oder gleich Tausende Kontakte. Bilder von Kindern, Hunden etc. passen oft nicht richtig zusammen, häufig findet man auch gar keine Posts – alles Zeichen, dass hier womöglich etwas nicht stimmen könnte. Kommt Ihnen etwas verdächtig vor, lassen Sie die Finger im Zweifel davon", warnt sie.

3. Chat: Spätestens jetzt sollten die Alarmglocken klingeln

Wenn man Sie vom Facebook-Chat umgehend in einen WhatsApp-Chat locken will oder die "WhatsApp-Nummer" im Angebot bereits als Kontakt angegeben ist, ist höchste Vorsicht geboten. "Die Betrüger wollen nicht, dass Meta (Mutterkonzern von Facebook, Anm.d.Red.) mitbekommt, was da gedealt wird. Sie verlagern die weitere Korrespondenz schnell woanders hin", weiß Rudolph.

Ein weiteres Anzeichen: "Viele Betrügerbanden sitzen im Ausland. In den Chats schreiben sie in sehr schlechtem oder per Tools übersetztem, schlechtem Deutsch."

4. Ausweis als "Sicherheit" schicken? Bloß nicht!

Sie sollen die Ware vorab bezahlen, der Verkäufer schickt Ihnen als "Sicherheit" eine Kopie seines Ausweises? Vorsicht! Das ist der klassische Fall, wie sich Betrüger Identitätsdiebstahl zunutze machen. Ein argloser Käufer hat zuvor den Kriminellen seinen Ausweis übermittelt – eben als "Sicherheit", damit er Ware nicht vor Erhalt bezahlen muss. Die Ware bekommt er nie. Nun aber sind Betrüger im Besitz seiner Ausweiskopien, den sie für ihre Betrugsmaschen missbrauchen. Auch die eigene Telefonnummer und Adresse sollte man nicht preisgeben.

"Im Gegenzug können Sie den Test machen: Verlangen Sie nach einer Ausweiskopie als Sicherheit. Schickt der Inserent Ihnen diese umgehend zu, können Sie davon ausgehen, dass es sich um Betrug handelt", meint Rudolph. Oft stimmen auch die Angaben auf dem Ausweis nicht mit denen im Profil überein. Auf Nachfrage hieße es dann typischerweise, der Verkäufer sei gerade umgezogen oder im Urlaub.

5. Zahlungsmethode: Verkäufer will im Voraus bezahlt werden

Betrüger fordern häufig Sofortüberweisung oder die "Familie und Freunde"-Überweisung per PayPal. Lassen Sie sich darauf nicht ein und leisten Sie niemals Vorkasse. Auch IBAN und Bankverbindung können schon Hinweise liefern: An den ersten Buchstaben in der IBAN erkennt man, in welchem Land das Konto ist. DE bedeutet Deutschland – alles andere ist Ausland und damit erst einmal zu hinterfragen. Doch auch Banken in Deutschland können für Geldtransfers benutzt werden, die Betrüger leiten das Geld dann schnell ins Ausland weiter.

Wenn Sie die Ware persönlich entgegennehmen (möglichst an einem öffentlichen Ort, an dem Sie nicht allein erscheinen, rät die Polizei) und erst bei der Übergabe bezahlen, laufen Sie nicht Gefahr, dass Sie Ihr Geld ohne Gegenleistung los sind. Dasselbe gilt für den empfohlenen Kauf auf Rechnung (Bezahlung nach Eintreffen der Ware). "Aber lassen Sie sich eben auf keinen Fall aus Sorge um Ihr Geld darauf ein, Fotos von ihrem Ausweis zu schicken" wiederholt Rudolph, die diesen Fehler bis heute bereut.

Im Betrugsfall schnell Anzeige erstatten

Wer bereits Opfer von Betrug geworden ist, sollte dies umgehend Facebook melden und folgende Tipps der Polizei beachten:

  • Sofort Bank kontaktieren: "Sollten Sie bereits Geld für Ihren Kauf überwiesen haben, fragen Sie umgehend bei Ihrer Bank nach, ob Sie die Zahlung rückgängig machen können. Dies ist innerhalb eines bestimmten Zeitraums in der Regel noch möglich", informiert die Polizeiliche Kriminalprävention des Bundes und der Länder.
  • Beweise sichern: Bewahren Sie Screenshots der Anzeige auf, sichern Sie die Korrespondenz mit den Betrügern. Bewahren Sie alle Belege auf und drucken Sie diese aus.
  • Anzeige erstatten: "Wenden Sie sich damit möglichst sofort an die Polizei und erstatten Sie Strafanzeige, auch wenn die strafrechtliche Verfolgung von Tätern im Ausland schwierig ist. Nur so kann die Polizei Fälle erfassen und möglicherweise zusammenführen", erklärt Kriminaldirektor Harald Schmidt.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Betrugsopfer Kathrin Rudolph
  • Interview mit Harald Schmidt, Geschäftsführer und Kriminaldirektor der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder
  • Watchlist Internet: "Vorsicht bei zu günstigen Angeboten im Facebook-Marketplace!"
  • Tipps der Polizeilichen Kriminalprävention: "Fake-Shops: Beim Onlinekauf immer misstrauisch sein"
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