Im Internet, am Telefon oder vor der Haustür: Betrüger überraschen ihre arglosen Opfer mit Vorliebe in deren vertrauter Umgebung. Immer mit demselben miesen Ziel, sie um ihr Geld zu bringen.

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Sie sind hervorragende Schauspieler und werden immer raffinierter: Betrüger nutzen vor allem den Moment der Überraschung, in denen ihre Opfer mit nichts Bösem rechnen. "So traurig es ist, aber man muss leider immer grundlegend misstrauisch sein", rät Kriminaldirektor Harald Schmidt, Geschäftsführer und Kriminaldirektor der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Wer von diesen Betrugsmaschen schon gehört hat, wird sie wiedererkennen, auch wenn die Kriminellen sie - wie es laufend passiert - abwandeln und kombinieren.

Betrug am Telefon

Enkeltrick und Schockanruf: Ein Angehöriger braucht dringend Geld

Häufig mit tränenerstickter Stimme meldet sich bei dieser Masche ein Angehöriger: Er befinde sich in einer Notsituation. Das ist der sogenannte "Enkeltrick", was verdeutlicht, dass ältere Menschen besonders von dieser Masche betroffen sind. Die Bezeichnung "Schockanruf" signalisiert allerdings besser, dass es jeden treffen kann.

Der Anrufer spielt seine Rolle in der Regel perfekt. Er braucht angeblich Geld und das dringend, etwa für eine Operation, eine Kaution nach einem schrecklichen Unfall, den er verursacht hat. Laut Polizei gehen die Opfer oft sogar zur Bank, um große Summen abzuheben, die dann ein Bote abholt.

  • Tipp der Polizei: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und raten Sie nicht den Namen des Anrufers, wenn sich dieser nicht namentlich meldet! Geben Sie keine persönlichen Details preis. Legen Sie auf und rufen Sie den echten Bekannten oder Verwandten an, um sicherzugehen.

Jemand fragt nach sensiblen Daten am Telefon

Seien Sie genauso misstrauisch, wenn sich jemand am Telefon als Mitarbeiter einer Behörde, Bank oder Vergleichbarem ausgibt. Betrüger erfragen auf diesem Weg sensible Daten, etwa die Login-Daten zum Online-Banking. Eine echte Bank würde das niemals am Telefon tun, wie die Bundesnetzagentur betont. Auch typisch: Betrüger täuschen in anderen Zusammenhängen Zeitdruck vor: Der TV- oder Internetempfang werde bald gesperrt. Um das zu verhindern, müsse man am Telefon seine Daten durchgeben.

Falscher Microsoft-Anruf: "Sie haben Viren auf Ihrem PC"

Anrufer geben sich bei dieser berühmten Masche als Mitarbeiter von IT-Firmen wie Microsoft aus und melden sich mit Worten wie "Hallo, ihr Rechner ist von Viren befallen". Dann fordern sie dazu auf, ein Programm herunterzuladen und bekommen per Fernzugriff auf den PC volle Kontrolle über die Daten, etwa fürs Online-Banking. Gegen Zahlung wird Hilfe beim Entfernen der vermeintlichen Schadsoftware angeboten. Verbraucherschützer betonen aber: Ohne Auftrag rufen Computerfirmen nie an.

Sagen Sie auch auf simple Fragen nicht "Ja"

Achtung auch, wenn ein Telefonat beginnt mit "Hören Sie mich?". Wer sich hier ein "Ja" entlocken lässt, hat im dümmsten Fall gleich einen Vertrag abgeschlossen – wenn Betrüger den Wortfetzen später missbräuchlich verwenden. Von diesem Trick berichten Verbraucherschützer.

Wichtige Hinweise: Nicht zurückrufen!

  • Legen Sie sofort auf und melden Sie die Nummer des Anrufers der Polizei oder Bundesnetzagentur.
  • Geben Sie auf keinen Fall private Daten - etwa Bankkonto- oder Kreditkartendaten, oder Zugangsdaten zu Kundenkonten wie PayPal - heraus.
  • Erlauben Sie einem unbekannten Anrufer nie Zugriff auf Ihren Rechner.
  • Rufen Sie unbekannte Nummern nie zurück! Davor warnt die Bundesnetzagentur.

Manche Betrüger riefen mit einer deutschen Nummer an, legten nach dem ersten Klingeln auf und warteten dann, bis sie zurückgerufen werden, heißt es von der Bundesnetzagentur. Dieser Rückruf könne für Verbraucher aber teuer werden, etwa, weil sie in einer kostenpflichtigen Warteschleife landen oder aus Versehen einen Vertrag abschließen.

Betrug per WhatsApp oder SMS

"Mama, ich habe eine neue Nummer"

So oder ähnlich sieht häufig die Kontaktaufnahme der Betrüger aus.

Die "Enkeltrick"-Masche läuft auch über Messenger und startet mit einer Nachricht wie: "Mama, das ist meine neue Nummer", etwa weil das Handy verloren gegangen sei. Hat das Opfer sie dann unter bekanntem Namen abgespeichert, sei das der erste Schritt ins Vertrauen - ab hier hätten die Betrüger leichtes Spiel, weiß Kriminaldirektor Schmidt. In weiteren Nachrichten wird - ähnlich wie ein Schockanruf - wieder um Geld gebeten und eine "Notsituation" vorgegaukelt. Das kann auch etwas sein wie: "Ich muss dringend eine Rechnung bezahlen und mein Online-Banking geht nicht".

  • Tipps der Polizei: Speichern Sie solche unbekannten Nummern nicht automatisch ab, fragen Sie vorher unter der alten Nummer der Person nach, ob die Nachricht wirklich von ihr stammt. Achten Sie auch auf die Sicherheitseinstellungen Ihres Messenger-Dienstes.

Links in SMS nicht anklicken

Wohl jeder hat auch schon SMS oder Messenger-Nachrichten mit dubiosen Links erhalten. Ein Paket könne nur zugestellt werden, wenn man hier seine Daten eingebe, Zollgebühren müssten noch erstattet werden - oder ähnlich lauten die Texte. Vorsicht, auch hier wollen Betrüger Ihre Daten abgreifen.

Betrug per E-Mail

"Aktualisieren Sie Ihre Daten" - Vorsicht, Phishing!

"Verifizieren" oder "Aktualisieren": Alarmglocken an, wenn Sie E-Mails mit solchen Links erhalten - häufig stammen sie angeblich von einer Bank, PayPal, Amazon, Netflix oder ähnlichen bekannten Firmen. Im Prinzip ist es immer dasselbe: Über einen Link werden Sie auf eine Seite weitergeleitet, die täuschend echt nach der Bank oder eben Amazon aussieht, dort sollen Sie Daten eingeben.

"Phishing" nennt sich die Masche - die Betrüger fischen so die sensiblen Daten ab und haben nun freien Zugang zu Ihren Konten. Wieder wird mit Druck gearbeitet, etwa: Das Konto werde gesperrt oder man könne erst wieder darauf zugreifen, wenn man die Daten aktualisiert habe. Oft heißt es auch, es habe "verdächtige Aktivitäten" im Konto gegeben, weshalb man seine Daten nun verifizieren müsse.

Erpressung mit erfundenen Druckmitteln

Das Vorgehen ist simpel und trotzdem raffiniert: Betrüger versuchen per E-Mail, Geld zu erpressen. Und zwar mit Druckmitteln, die sie oft frei erfinden und kombinieren, in der Hoffnung, dass ihre potenziellen Opfer darauf anspringen, warnt das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen. Häufige Maschen im Überblick:

  • Passwort-Trick: In einer E-Mail behaupten die Kriminellen, der Empfänger sei gehackt. Sie nennen ein schwaches Passwort, das der Angeschriebene tatsächlich nutzt oder genutzt hat. Es stammt aber mit großer Wahrscheinlichkeit aus anderen Hacker-Angriffen und ist ohnehin meist frei im Netz auffindbar.
  • Absender-Trick: Es sieht so aus, als ob man eine Mail von sich selbst bekommen hat - und schließt daraus, dass die Erpresser Zugriff auf den eigenen Account haben. Doch dahinter steckt ein einfacher technischer Trick namens Mail-Spoofing.
  • Pornoseiten-Trick: In der E-Mail heißt es, man habe Beweise für den Besuch pornografischer Webseiten und wolle diese weiterleiten. Die behaupteten Beweise existieren gar nicht.
  • Webcam-Trick: Kriminelle behaupten, Zugriff auf die Webcam und intime Bilder gesammelt zu haben.

Bei allen Maschen verlangen die Kriminellen Geld, etwa per Kryptowährung, damit sie kein vermeintlich kompromittierendes Material weitergeben.

  • Tipp: Das LKA rät unbedingt dazu, jedwede Erpressung bei einer Polizeidienststelle vor Ort oder bei der Onlinewache der zuständigen Landespolizei anzuzeigen und keinesfalls auf Geldforderungen einzugehen. Und nicht antworten! Im schlimmsten Fall könnten Kriminelle diese Mails gegen den Absender einsetzen.

Proaktiv können Nutzer zudem regelmäßig prüfen, ob die von ihnen für Log-ins genutzten E-Mail-Adressen und Passwörter vielleicht Hackerangriffen oder Datenlecks zum Opfer gefallen und im Netz auffindbar sind. Und zwar mithilfe des Identity Leak Checkers des Hasso-Plattner-Instituts oder auf der Seite Haveibeenpwned.com.

Betrug beim Online-Shopping

Nicht nur mit Schreckensnachrichten, auch mit vermeintlichen Schnäppchen locken Kriminelle in die Falle. Immer wieder wird vor Fake-Shops im Internet gewarnt: Verbraucher bestellen dort etwas für teures Geld, bekommen aber nichts dafür. Wie das Verbraucherschutzportal "Watchlist Internet" berichtet, imitieren Betrüger auch täuschend echt den Bezahldienst Klarna. Nutzer geben arglos ihre Onlinebanking-Zugangsdaten ein für Sofort-Überweisungen und spielen sie so den Kriminellen direkt in die Hände.

Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn ein Shop eingangs vordergründig eine ganze Reihe von Zahlungsmöglichkeiten anbietet, am Ende aber auf einmal nur die Vorkasse-Option bleibt. Dann sollte man den Kauf unbedingt abbrechen, keinesfalls vorab Geld überweisen!

Lesen Sie auch: Verschicken Sie nie Fotos Ihres Ausweises - ein Betrugsopfer erklärt, warum

Typisch für Fake-Anzeigen auf Facebook oder eBay: Betrüger wollen Sie für die Abwicklung auf andere Kanäle (etwa WhatsApp) umleiten. Ganz wichtig ist: Kommunizieren Sie immer nur über die jeweilige Plattform.

Sie verkaufen im Internet? Warnung vor dem Speditionstrick

Vorsicht, wenn Sie Ware im Internet anbieten und angebliche Käufer behaupten, das Geld bereits überwiesen zu haben. Die verschickten Belege sind häufig gefälscht!

Verbreitet ist auch diese Masche: Käufer behaupten, im Ausland zu sein und die Ware selbst nicht abholen zu können und deshalb einen Kurierdienst einzuschalten. Vorsicht! Die Betrüger bitten den Verkäufer, die Kosten für die Spedition zu begleichen - dazu schicken sie eine Bankverbindung, die angeblich die der vermeintlichen Spedition ist. Ein Beleg, dass sie die Lieferkosten zusammen mit dem Kaufpreis überwiesen haben, ist gefälscht. Wer die fingierten Frachtkosten tatsächlich überweist, ist sein Geld los.

Es gibt auch Varianten des Speditionstricks, bei denen es vor allem um Phishing geht und man etwa vom vermeintlichen Frachtunternehmen aufgefordert wird, Kreditkarten- oder Kontoinformationen anzugeben. Diese sensiblen Daten greifen die Kriminellen dann ab.

Betrug an der Haustür

Falsche Polizeibeamte nehmen Wertsachen mit

Sich auszugeben als jemand, der sie nicht sind, das machen Betrüger und Betrügerinnen nicht nur am Telefon oder per WhatsApp, sondern klingeln auch dreist an Haustüren. Die Zahl der Delikte nahm laut Polizeilicher Kriminalprävention vor einigen Jahren so zu, dass der "falsche Polizeibeamte" gesondert in die Polizeiliche Kriminalstatistik des BKA aufgenommen wurde. Die Schadenssummen seien häufig beträchtlich.

Betrüger gewinnen als angebliche Polizisten das Vertrauen ihres Gegenübers und manipulieren ihre Opfer so gekonnt, dass diese freiwillig hohe Geldbeträge oder Wertsachen übergeben. Die Täter erzählen von erfundenen Einbrecherbanden und täuschen vor, das Hab und Gut ihrer Opfer in Sicherheit bringen zu wollen.

  • Tipps: Verlangen Sie bei angeblichen Amtspersonen den Dienstausweis und prüfen ihn gründlich. Lassen Sie niemals Unbekannte in Ihre Wohnung! "Die Polizei fordert niemals dazu auf, Geld oder Wertsachen an Beamte zu übergeben. Nur Betrüger wollen an Ihre Wertgegenstände", betont Gerhard Klotter, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes im Gespräch mit unserer Redaktion.

Geschäfte an der Haustür

Ein "einmaliges Schnäppchen", ein "Gratisangebot": Bei diesen Worten sollte jeder hellhörig werden. Ebenso, wenn es um Handwerksleistungen geht, die an der Haustür angeboten werden, oder der Unbekannte behauptet, für ein soziales Projekt zu arbeiten. Mit unterschiedlichen Maschen ergaunert sich hier jemand einen Vertrag - für eine Versicherung, ein Abo oder sonstiges. Bietet der Betrüger eine Handwerksleistung an, beginnt er diese zur Täuschung, beendet sie dann aber nicht. Der Auftraggeber aber wird zur Kasse gebeten.

  • Tipps der Polizei: Kaufen oder unterschreiben Sie niemals etwas an der Haustür. Angebote Produkte - Teppiche, Besteck, Schmuck - oder Handwerkerleistungen sind meist wertlos. Lassen Sie nur Handwerker in Ihre Wohnung, die Sie selbst bestellt haben oder die von der Hausverwaltung angekündigt worden sind. Das Gleiche gilt für vermeintliche Vertreter der Stadtwerke. Auch schicken Banken, Sparkassen, Polizei oder andere Behörden nie "Geldwechsler" oder "Falschgeld-Prüfer" an die Haustür. Wechseln Sie auch kein Geld an der Haustür, es könnte sich um Falschgeld handeln.

"Sie haben gewonnen!" Was wirklich dahinter steckt

Auch mit der Hoffnung der Menschen spielen Betrüger. Mit Gewinnversprechen werden Verbrauchern ungewollte Verträge untergeschoben, warnt die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Oft erfolge die erste Kontaktaufnahme per Telefon, so Verbraucherschützerin Margarita Schürmann. Die Chance auf den Gewinn sei dabei der Köder. Dass die Teilnahme am Gewinnspiel aber kostenpflichtig ist, stellen viele Betroffene erst fest, wenn ihnen die Teilnahmebestätigung samt Rechnung ins Haus flattert oder die Abbuchung vom Konto bereits erfolgt ist. Wer es daraufhin mit einem Widerruf des Vertrags versucht, beißt sich oft die Zähne aus.

  • Wichtiger Hinweis der Verbraucherzentrale: Die Glücksspielverträge sind nur wirksam, wenn sie nach dem ersten telefonischen Kontakt im Anschluss schriftlich bestätigt würden. "Betroffene sollten daher unbedingt den Vertragsschluss bestreiten und einen Nachweis hierüber einfordern", rät Schürmann. Ein Musterbrief (hier als PDF zum Herunterladen) der Verbraucherzentrale kann dabei helfen.

Was viele nicht wissen: Anrufe solcher Art dürfen nur nach ausdrücklichem Einverständnis erfolgen. Wer unerlaubte Anrufe erhält, kann diese bei der Bundesnetzagentur melden und sich immer an den Grundsatz halten: immer misstrauisch sein und keinerlei Daten preisgeben.

Jeden Betrugsversuch der Polizei melden

Wer einer Betrügerin oder einem Betrüger aufgesessen ist und bereits Geld überwiesen oder verschickt hat, sollte nicht nur seine Bank oder den jeweiligen Zahlungsdienstleister informieren, sondern jeden Betrug auch anzeigen.

Nur wenn die Polizei Kenntnis von solchen Vorfällen erlangt, kann sie Betrüger identifizieren, neue Betrugswellen ausmachen und präventiv reagieren. "Eine Anzeige ist potenzieller Opferschutz", betont Polizeidirektor Joachim Schneider, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention: "Sie helfen nicht nur mit, die Täter dingfest zu machen, sondern verhindern auch weitere Verbrechensopfer."

Verwendete Quellen:

  • Gespräche mit Gerhard Klotter und Harald Schmidt von der Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
  • Info-Materialien der Polizeiliche Kriminalprävention
  • Bundesnetzagentur
  • Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
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