Fleisch und insbesondere seine Herstellung ist ein Thema von enormem Interesse – nicht nur, weil die Grillsaison im vollen Gange ist, sondern auch, aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs in dem Schlachtbetrieb Tönnies. "Stiftung Warentest" hat 15 Schweinenackensteaks und ihre Herstellung bewertet.

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Schweinenackensteaks eignen sich bestens zum Grillen, da sie recht fettdurchzogen sind. Dementsprechend groß ist das Angebot an Schweinenackensteaks und -koteletts in Supermärkten. Im Jahr 2019 wurden laut Statistischem Bundesamt 55,1 Millionen Schweine geschlachtet.

Viele Schweinenackensteaks sind beim Supermarkt schon für etwa fünf Euro pro Kilo erhältlich. Auf Tierhaltung und die Bedingungen im Betrieb wird dabei wenig achtgegeben. "Stiftung Warentest" hat pünktlich zur Grillsaison zwei Tests zu Schweinenackensteaks- und koteletts durchgeführt: Die Tester prüfen nicht nur den Geschmack der 15 Produkte, sondern nehmen auch die Hersteller unter die Lupe.

Acht Schweinenackensteaks sind gut

Bei den einzelnen Fleischstücken gibt "Stiftung Warentest" ein sensorisches Urteil ab, bewertet die mikrobiologische Qualität, die chemische Qualität, die Nutzerfreundlichkeit der Verpackung und die Deklaration. Einige Produkte, wie beispielsweise die von Aldi Nord, Penny und Lidl ("Landjunker Schweine Nacken Steaks") stammen aus der gleichen Hersteller-Firma, werden aber von der jeweiligen Kette vertrieben.

Acht Produkte konnten sich die Note "Gut" sichern. Die beiden Spitzenplätze belegen dabei das "Bio-Schweinenackensteak" von Pichler Biometzgerei für 16,90 Euro pro Kilogramm und das "Königshofer Bio-Schweine-Nackensteak natur" von Dennree für 15,90 Euro. Beide tragen das Bio-Siegel. Das Produkt von Pichler hat beim sensorischen Urteil ein "sehr gut" bekommen, die Deklaration ist dafür hier nur befriedigend.

Es folgen das "Purland Nacken-/Kammkotelett vom Schwein" von Kaufland, das "Gut & Günstig Nackenkotelett vom Schwein" von Edeka, das "Landjunker Schweinenackenkotelett" von Lidl, die "Mühlenhof Schweinenackensteaks" von Penny, das "Schweine Nackensteak natur" von Real und das "meine Metzgerei Frisches Schweinnackenkotelett" von Aldi Nord.

Bei den Produkten von Kaufland, Lidl, Penny und Aldi Nord wurden antibiotikaresistente Keime festgestellt. Weder Bauern noch Händler können solche Keime laut "Stiftung Warentest" verhindern. Eine gesetzliche Vorgabe gibt es hinsichtlich antibiotikaresistenter Keime nicht und sie stellen auch keine akute gesundheitliche Gefahr dar.

Fünf Produkte "befriedigend", zwei nur "ausreichend"

Fünf Produkte im Test wurden mit der Gesamtnote "befriedigend" bewertet. Darunter auch das teuerste Produkt der Testreihe, die "Schweine Nackensteaks" von Rewe Bio, die etwa 19,90 Euro pro Kilo kosten.

Als einziges Produkt mit der Note "befriedigend" wurden in dem Fleisch von Aldi Süd keine antibiotikaresistenten Keime festgestellt.

Nur ein "ausreichend" attestierten die Experten dem "Gut Bartenhof Schweine-Nackenkotelett" von Norma und dem "Wilhelm Brandenburg Schweine-Nackensteak" von Rewe. Das Norma-Produkt weist eine Zellbeschädigung auf, was auf Gefrieren und einen Wasserverlust hindeutet. Im Rewe Bio-Fleisch wurde eine auffällige Belastung von Verderbskeimen festgestellt. Das sei gesundheitlich zwar unbedenklich schreibt "Stiftung Warentest", trotzdem gab dies Abzug in der Wertung.

Die zweite Testreihe: Produktionsbedingungen

Im zweiten großen Test zu den Schweinenackensteaks versuchen die Tester Klarheit über Produktion und Herstellungsverhältnisse zu geben. Dabei wurden unterschiedliche Prüfkriterien berücksichtigt, wie zum Beispiel das Tierwohl während der Aufzucht, Haltungskriterien, Bedingungen bei der Schlachtung, die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer, der Umweltschutz und wie umweltfreundlich der Betrieb ist.

Erneut schneiden das Produkt von Dennree und das von Pichler am besten ab. Beide werden auch in diesem Test mit "gut" bewertet. Die Transparenz ist bei den Herstellern "sehr gut", das Tierwohl "gut", der Umweltschutz "befriedigend" und die Arbeitsbedingungen "ausreichend".

Das Mittelfeld ist im Gegensatz zum Ergebnis beim geschmacklichen Test dünn: Nur die "Bio Schweinenackensteaks" von Rewe erreichen die Note befriedigend. Die meisten Produkte wurden als ausreichend eingestuft. Darunter auch die Waren von Aldi Nord, Aldi Süd, Kaufland, Lidl, Norma, Penny, real und Rewe ("Wilhelm Brandenburg Schweine-Nackensteaks").

Das getestete Produkt von Aldi Süd, sowie die "Landjunker Schweinenackenkoteletts" von Lidl kommen aus dem momentan in der Kritik stehenden Schlachtbetrieb Tönnies.

Edeka und die Tochterfirma Netto verweigerten Aussagen zum Schlacht- und Schweinemastbetrieb. Daher bekamen die Produktionsbetriebe nur ein "Mangelhaft" in allen Kategorien.

Wie erkenne ich, woher das Produkt stammt?

Wer im Handel auf einen Blick erkennen möchte, aus welcher Haltungsform das Fleisch kommt, der kann sich an vier Stufen orientieren.

  • Haltungsform 1: "Stallhaltung"
  • Haltungsform 2: "Stallhaltung Plus", die Tiere haben hier 10 Prozent mehr Platz im Stall
  • Haltungsform 3: "Außenklima", die Tiere haben mindestens 40 Prozent mehr Platz im Stall, es gibt Stroh und einen Frischluftzugang
  • Haltungsform 4: "Premium", jedes Tier hat eine Stallfläche von 1,5 Quadratmeter und einen Auslauf von 1,2 Quadratmeter

Verwendete Quellen:

  • Stiftung Warentest: "Schweinenackensteaks im Test: Guter Geschmack geht billig, Tier­wohl kostet extra"
  • Statistisches Bundesamt: "Fleischproduktion 2019 um 1,4 % gegenüber dem Vorjahr gesunken"
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