• Eine Knolle schlägt Wurzeln auf regionalen Wochenmärkten und in gut sortierten Lebensmittelgeschäften.
  • In Südamerika wissen die Menschen schon lange um die gesundheitsfördernde Wirkung der Pflanze.
  • Nun erreicht Yacon den deutschen Markt.

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Sie sieht aus wie ein Gemüse, schmeckt aber fruchtig: Die Yacon-Wurzel ist in der südamerikanischen Andenregion seit Jahrhunderten auf dem Speiseplan. In Deutschland setzt sie sich nur langsam durch. Dabei ist sie gesund, schmackhaft und vielseitig einsetzbar. Ihr Aroma erinnert an eine Mischung aus Birne, Mango und Melone.

"Die Knolle der Pflanze enthält Mono- und Disaccharide, also Einfach- und Zweifachzucker", erklärt Hans Hauner vom Lehrstuhl für Ernährungsmedizin an der TU München im Gespräch mit unserer Redaktion. "Das führt zu ihrer Süße, die je nach Zubereitung zu unterschiedlichen Geschmackswirkungen führen kann."

Yacon: Diese Pflanze ist eine Verwandlungskünstlerin in der Küche

Yacon gehört zu den Pflanzen, die sich vollständig verwerten lassen: Aus ihren Blättern kochen die Andenvölker Tee, die Wurzel verarbeiten sie zu Sirup. Die meisten Rezepte drehen sich allerdings um die längliche, helle Knolle. Man kann sie roh verzehren, braten, kochen oder als Chips frittieren und trocknen.

Auch in Smoothies und Shakes oder als Marmelade findet Yacon Verwendung. Sogar Schnaps lässt sich aus der Knolle einmaischen und anschließend brennen. Ähnlich wie die ebenfalls in Südamerika beheimatete Süßkartoffel schmeckt sie in Kombination mit Gemüse als auch Obst gut

Kalorienarmer Sattmacher

Dass die Allrounder-Knolle sich jetzt aufmacht, den deutschen Markt zu erobern, liegt auch an den gesundheitsfördernden Effekten, die man ihr nachsagt. In ihrer Heimat wird sie traditionell bei Diabetes, Erkrankungen von Nieren und Leber, Verdauungsstörungen oder als Anti-Aging-Mittel verzehrt und eingesetzt.

"Weil ihr Energiegehalt nicht sehr hoch ist, war die Yacon-Pflanze hierzulande lange Zeit nicht interessant", erklärt Hauner. "Ihre Kohlenhydrate wirken vor allem als Ballaststoffe." Heute hat sich diese Eigenschaft unter gesundheits- und figurbewussten Menschen, die Wert auf eine kalorienarme Ernährung legen, in einen Vorteil verwandelt. Neben wasserlöslichen Ballaststoffen weist die Knolle einen hohen Anteil Kalium und Vitamin C auf.

Insgesamt sei die Pflanze günstig einzuschätzen, meint Wissenschaftler Hauner. "Bisherige Zahlen weisen darauf hin, dass Yacon eine den Blutdruck senkende Wirkung hat und dabei helfen kann, Gewicht zu reduzieren." Allerdings sei die Datenlage noch zu mager, um zu einer zuverlässigen Einschätzung zu gelangen.

Unter anderem gelte es, das Allergiepotenzial im Auge zu behalten, wie es gerade bei importierten Lebensmitteln, etwa Kiwis oder Erdnüsse, oftmals zu beobachten sei. Auch bis zu welcher Menge Yacon empfohlen werden kann, ist noch ungewiss: "Ballaststoffe können auch eine blähende Wirkung haben."

Ist Yacon das nächste Superfood?

Ihre Eigenschaften machen die Knolle zu einem gesunden Lebensmittel, aber noch lange nicht zu einem Superfood. Insgesamt würde Ernährungsmediziner Hauner bei den Begrifflichkeiten lieber abrüsten: "Superfood ist vor allem ein Wort aus dem Marketing. Jede Pflanze hat je nach Nährstoffzusammensetzung ihre Besonderheit", sagt er.

Das eine Lebensmittel, das den Menschen gesund mache, gebe es nicht. "Es kommt auf eine vernünftige Mischung an. Einer pflanzenbetonten, vielseitigen und auch vielseitig schmackhaften Kost ist der Vorzug zu geben." Hierbei sei natürlich auch Platz für Yacon.

Die Krux mit der Nachhaltigkeit

Kritisch hinschauen beim Einkauf von Yacon sollten Verbraucher, denen der Nachhaltigkeitsgedanke am Herzen liegt. Denn bei Produkten, die aus ihren Herkunftsländern in Südamerika importiert werden, ist keine gute Klimabilanz zu erwarten.

Auch Hans Hauner zieht die Nachhaltigkeit von zum Beispiel in Peru angebauten und in Deutschland verzehrten Yacon-Pflanzen in Zweifel: "Allein die riesigen Transportwege verursachen hohe CO2-Kosten", mahnt der Ernährungsmediziner. "Lagerung und Vor-Ort-Logistik kommen hinzu." Das alles gehe ins Geld, verteuere das Produkt und führe zu einem unverhältnismäßigen Energieverbrauch.

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Yacon aus dem eigenen Garten

Wer mit seinen Konsumgewohnheiten einen klimafreundlicheren CO2-Fußabdruck hinterlassen möchte, greift besser zu regional angebauten Knollen – oder versucht sich einfach selbst am Anpflanzen. Ende Mai ist die Zeit gekommen, um Yacon auszubringen.

Am besten gedeiht die bis zu zweieinhalb Meter hoch wachsende Pflanze an einem sonnigen Standort im Garten. Pflanzenschutzmittel sind für ihre Entwicklung nicht notwendig. Der Erntezeitpunkt ist im Spätherbst erreicht.

Anschließend sollte die Pflanze in ein frostfreies Winterquartier umziehen. Die Feldfrucht selbst lässt sich bei Temperaturen zwischen vier und zehn Grad Celsius lagern – so bleiben ihre Inhaltstoffe lange erhalten und ihr Wassergehalt hoch.

Über den Experten: Prof. Dr. med. Hans Hauner ist Ernährungsmediziner und Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin mit Standorten am TUM-Klinikum rechts der Isar und am Wissenschaftszentrum Weihenstephan nahe München.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Prof. Dr. med. Hans Hauner
  • Bundeszentrum für Ernährung: Yacon: Aus den Anden auf dem Weg zu uns
  • Bundeszentrum für Ernährung: Yacon – Ein regionales Superfood?
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