Der frühere FBI-Direktor Robert Mueller wurde als Sonderermittler ernannt, um die Russland-Verbindungen der Trump-Regierung zu untersuchen. Dem US-Präsidenten dürfte das gar nicht gefallen: Mueller gilt als konsequenter und schonungsloser Aufklärer ohne parteipolitische Vorlieben.

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Der Mann, der Donald Trump gefährlich werden könnte, ist zwar formell Republikaner. Doch der US-Präsident sollte sich nicht auf das Parteibuch von Robert Mueller verlassen. Der 72-Jährige wird in Washington von Vertretern beider Parteien als hochangesehener Strafverfolger geschätzt.

Vize-Justizminister Rod Rosenstein ernannte den früheren FBI-Direktor nun zum Sonderermittler, um die "Verbindungen und/oder Abstimmungen zwischen der russischen Regierung und Personen mit Verbindung zur Wahlkampagne von Präsident Donald Trump" zu untersuchen.

Ein Amtsenthebungsverfahren könnte die Folge sein, sollte Belastendes gefunden werden.

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Der Minderheiten-Führer im Senat, Chuck Schumer (Demokraten), zeigte sich erleichtert: "Nun habe ich bedeutend größeres Vertrauen, dass die Untersuchung den Fakten folgen wird, was immer auch dabei herauskommt."

Der republikanische Senator Ben Sasse sagte, Muellers "Leistungen, Charakter und Vertrauenswürdigkeit werden seit Jahrzehnten von Republikanern und Demokraten gelobt".

Workaholic mit hohen Ansprüchen an sich und andere

Warum ist das Vertrauen in den Sonderermittler in allen Lagern so groß? Die Antworten liegen in der Vergangenheit.

Robert Mueller wurde 1944 in New York City geboren, wuchs in Philadelphia auf, er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter.

Er studierte internationale Beziehungen und Jura. Im Vietnamkrieg wurde er als Marineoffizier verwundet und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das "Purple Heart".

Karriere machte Mueller als Assistent des Justizministers Dick Thornburgh (unter Ronald Reagan und George Bush) und als Bundesstaatsanwalt von Kalifornien.

Neil MacBride, ein früherer US-Bundesanwalt, nannte seinen Ex-Kollegen einmal den "am meisten respektierten Ankläger in Amerika."

Frühere Kollegen beschreiben Mueller als äußerst eifrig. Nicht selten verließ er das Büro erst 22 oder 23 Uhr, um dann 6 Uhr voller Tatendrang, frisch rasiert und frisiert, wieder an die Arbeit zu gehen.

Sein Führungsstil gilt als schroff und anspruchsvoll. Mueller, stets in weißem Hemd, dunklem Anzug und roter oder blauer Krawatte gekleidet, hatte hohe Erwartungen an seine Untergebenen.

Die fingen schon bei der Garderobe an. "Alle, die kein weißes Hemd im Büro trugen, stellte er zu Rede" berichtet sein Biograf Garrett Graff. Auf Etikette und Haltung legt Mueller offenbar viel wert.

"Das Weiße Haus hat allen Grund zur Panik"

Kurz vor den Anschlägen vom 11. September 2001 berief ihn Präsident George W. Bush zum FBI-Direktor – der Höhepunkt seiner Karriere. Ein Posten, den er auf Initiative von Barack Obama bis 2013 bekleidete.

Nach J. Edgar Hoover war Mueller damit der am längsten dienende FBI-Boss der US-Geschichte – und auch einer der einflussreichsten.

Nach dem 11. September setzte er sich mit James Comey, seinem Nachfolger als FBI-Chef, erfolgreich gegen Versuche der Bush-Regierung zur Wehr, die rechtlichen Hürden für Abhörmethoden im Inland aufzuweichen.

Später verhinderte er die geplante Zersplitterung des FBI, baute die Anti-Terror-Arbeit massiv aus und richtete die Behörde damit für die Zukunft aus.

Nicht umsonst schrieb die Washington Post nach seiner Berufung zum Sonderermittler: "Das Weiße Haus hat allen Grund zur Panik." Mueller lasse sich von niemandem einschüchtern.

Biograf charakterisiert Mueller als unparteiisch und unpolitisch

2011 saß der damalige FBI-Boss mit im Situation Room, als Navy Seals Osama bin Laden töteten. Und auch in seiner Zeit im Justizministerium hatte er mit brisanten Fällen zu tun: Er war an der Strafverfolgung des Diktators Manuel Noriega, der Lockerbie-Attentäter und des Mafiosi John Gotti beteiligt.

Zuletzt überwachte er in seiner eigenen Anwaltskanzlei als Schlichter im VW-Abgasskandal Vergleichszahlungen zwischen dem Automobilkonzern und US-Klägern.

Sein Biograf hat keine Zweifel, dass er aufgrund seiner exzellenten Referenzen die Arbeit als Sonderermittler "unabhängig und schnell" durchführen wird. Mueller sei "zutiefst unparteiisch und unpolitisch" sagt Garrett Graff.

In einer Rede vor Uni-Absolventen beschrieb Mueller 2013 seine Wertvorstellungen so. "Was auch immer wir tun, wir müssen es mit Ehrlichkeit und Integrität machen. Wenn man unehrlich ist, leidet die Reputation. Ist eine gute Reputation einmal verloren gegangen, kann sie nie wieder zurückerlangt werden."

Es klingt fast wie eine Aufforderung an die amtierende US-Regierung.

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