Eine der wichtigsten Anführerinnen der Opposition in Belarus ist offenbar entführt worden: Laut Augenzeugenberichten wurde Maria Kolesnikowa am Montagmorgen in einen Minibus gesteckt.

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Von einer der wichtigsten Anführerinnen der Opposition in Belarus (Weißrussland), Maria Kolesnikowa, fehlt jede Spur. Ihre Kollegen hätten keinen Kontakt zu ihr, teilte der Pressedienst des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung am Montag in Minsk mit. Außerdem seien ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow nicht mehr erreichbar.

Das Internetportal TUT.BY berichtete nach Darstellung einer Augenzeugin, dass Unbekannte am Montagmorgen Kolesnikowa in einen Minibus gesteckt und entführt haben sollen. Ex-Kulturminister Pawel Latuschko, ebenfalls Mitglied des Koordinierungsrats, bestätigte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax Berichte, wonach die Oppositionelle festgenommen worden sei.

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Das Minsker Polizei habe hingegen keine Informationen über die Inhaftierung von Vertretern des Kooperationsrates, inklusive Kolesnikowa, wie die Behörde der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti mitteilte.

Maria Kolesnikowa: Am Sonntag bei Groß-Demo in Minsk

Die 38-Jährige ist eine der wichtigsten Oppositionellen, die sich gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen. Einige Kollegen des Gremiums waren zuvor schon festgenommen, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden, unter anderem die Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowaskaja. Sie war nach der Wahl ins EU-Land Litauen geflüchtet.

Kolesnikowa arbeitet für den Ex-Bankenchef Viktor Babariko, der für das Präsidentenamt kandidieren wollte. Sie ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen friedlichen Machtwechsel anstrebt und Neuwahlen fordert. Kolesnikowa hatte viele Jahre in Stuttgart gelebt und von dort aus Kulturprojekte gemanagt.

Sie trat immer wieder bei Protestaktionen auf und wurde dabei von den Demonstranten bejubelt. Bei der Großdemonstration am Sonntag marschierte sie in Minsk mit.

Hintergrund der Proteste ist die Präsidentenwahl vor mehr als vier Wochen. Lukaschenko hatte sich danach mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Gegen die manipulierte Wahl gehen seitdem Menschen auf die Straße. Am Sonntag kam es deswegen erneut zu Massenverhaftungen, landesweit seien laut dem belarussischen Innenministerium 633 Menschen festgenommen worden. (pak/mf/dpa)

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