• Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind die Gewalttaten von Butscha wohl als Kriegsverbrechen einzustufen.
  • Es gebe "umfangreiche Beweise für Hinrichtungen im Schnellverfahren, andere rechtswidrige Tötungen, Verschwindenlassen und Folter".
  • Die Taten sollen mutmaßlich von der russischen Armee begangen worden sein, was diese zurückweist.

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Die mutmaßlich von russischen Soldaten begangenen Gewalttaten in der ukrainischen Stadt Butscha sind der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge wohl als Kriegsverbrechen einzuordnen. Ermittler der Organisation hätten "umfangreiche Beweise für Hinrichtungen im Schnellverfahren, andere rechtswidrige Tötungen, Verschwindenlassen und Folter gefunden, die Kriegsverbrechen und potenzielle Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen würden", teilte die Organisation am Donnerstag mit.

"Fast jede Ecke in Butscha ist nun ein Tatort, und es fühlte sich an, als wäre der Tod überall", sagte HRW-Mitarbeiter Richard Weir. Die Beweise würden darauf hindeuten, dass die mittlerweile abgezogenen russischen Streitkräfte "das zivile Leben und die grundlegendsten Prinzipien des Kriegsrechts missachteten". Für ihre Ermittlungen befragten die Menschenrechtsexperten 32 Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt persönlich und fünf weitere per Telefon. Außerdem wurden den Angaben zufolge Beweise vor Ort dokumentiert sowie Fotos, Videos und Satellitenaufnahmen gesichtet.

Human Rights Watch zu Butscha: Taten wohl Kriegsverbrechen

Die Bilder getöteter ukrainischer Zivilisten aus der Vorortgemeinde der Hauptstadt Kiew hatten Anfang des Monats weltweit für Entsetzen gesorgt. Insgesamt wurden in Butscha mehr als 400 Leichen gefunden, der ukrainische Geheimdienst sprach von "Massenmord". Russland bestreitet, etwas mit den Taten zu tun zu haben. Inzwischen laufen internationale Ermittlungen.

Auf Satellitenbildern von Mitte März waren mehrere Leichen zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn lagen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte mehrere Tote gefunden. Die "New York Times" verglich die Bilder mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien und bestätigte, dass sich einige der Getöteten bereits Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden hatten.

Fotografen der Nachrichtenagentur AFP wiederum hatten bei einem Besuch eigenen Angaben nach rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen, einige davon mit gefesselten Händen. Augenzeuginnen und Augenzeugen gaben einem "Spiegel"-Artikel zufolge außerdem an, Bewohner der Stadt seien von russischen Soldaten erschossen worden. (dpa/okb)

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