Der Hurrikan "Irma" wütet derzeit in der Karibik und hält auf die Küste von Florida zu. Seine Kraft ist seit Stunden ungemindert. Das Ausmaß der Schäden ist bis jetzt noch nicht abzusehen. Hurrikan-Experte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst erklärt uns, wie stark der tropische Wirbelsturm wirklich ist.

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Die Windgeschwindigkeiten, die ein Hurrikan der Stufe 5 wie "Irma" erreicht, betragen bis zu 290 Stundenkilometer. Die Böen, welche ebenfalls mit ihm einhergehen, erreichen sogar 360 Stundenkilometer. Zahlreiche Menschen in den betroffenen Gebieten müssen wegen der unvorstellbaren Kraft des Hurrikans, der bereits Todesopfer gefordert hat, evakuiert werden.

"Diese Geschwindigkeiten bedeuten für den menschlichen Körper, dass er, wenn er sich draußen aufhält, einfach von den Winden des Hurrikans weggeweht wird", erklärt Andreas Friedrich, Hurrikan Experte vom Deutschen Wetterdienst (DWD). "Das ist lebensgefährlich!"

Man könne weder stehen noch gehen und auch das Atmen wäre bei solchen Windgeschwindigkeiten schlichtweg nicht mehr möglich.

Orkan Kyrill (2007) und Lothar (1999) waren zwei der stärksten Stürme, die es in Deutschland jemals gegeben hat. Sie erreichten Geschwindigkeiten von knapp über 200 Stundenkilometern auf den Bergen. Auch durch solche Winde können Menschen getötet werden, sie sind allerdings auf wenige hundert Meter begrenzt.

"Bei einem Hurrikan reden wir über ein Gebiet von mehreren hundert Kilometern, in dem diese Winde und die Zerstörung auftreten", erklärt Friedrich.

Sogar Lkws können einem Hurrikan nicht standhalten

Friedrich geht davon aus, dass sich ein Mensch vermutlich ab einer Windgeschwindigkeit von 120 bis 140 Stundenkilometern nicht mehr auf den Beinen halten kann. "Dann würde sich ein Mensch diesem Wind nicht mehr entgegenstemmen können", erklärt er.

Auch große Tiere wie Elefanten haben keine Chance gegen den Hurrikan. Sogar schwere Fahrzeuge wie Lkws werden durch die Luft geschleudert.

"Ein Panzer, der eine gewisse Angriffsfläche und auch ein entsprechendes Gewicht hat, könnte einem Hurrikan dieser Stärke vielleicht widerstehen", sagt Friedrich.

Die meisten Häuser halten den Windgeschwindigkeiten ebenfalls nicht stand, höchstens massive Stahlbetonhäuser bleiben auf dem Boden, wie es in San Juan der Fall war.

"Aber selbst in solchen massiven Hochhäusern muss man damit rechnen, dass sämtliche Fenster herausfliegen und alles, was in den Häusern ist, herausgesaugt wird", so der Hurrikan-Experte weiter. Auf einigen Karibikinseln wurden bis zu 90 Prozent der Gebäude zerstört.

Mit massiven Holzbrettern an den Fenstern versuchen die Amerikaner nun, diese Verwüstungen größtenteils zu verhindern. Dadurch bleiben mit Glück zumindest das Innere des Hauses und die Fensterscheiben ganz.

Flutwelle von der Höhe eines mehrstöckigen Hauses

Die Kraft und die freigesetzten Energien eines Hurrikans sind unvorstellbar. Selbst die Kraft einer Atom- oder Wasserstoffbombe könnte ihn nicht aufhalten. "Stellen Sie sich vor, ein Elefant kommt auf Sie zu und Sie werfen Dartpfeile auf ihn und hoffen, dass er so nicht über Sie drüber trampelt", erklärt Friedrich.

Doch nicht nur die Winde von "Irma" sind verheerend, der tropische Wirbelsturm wird außerdem von einer Flutwelle und Regenmassen begleitet. In Puerto Rico und auf den Bahamas war die Welle zwischen sechs und acht Metern hoch.

"Acht Meter entsprechen einem mehrstöckigen Haus." Und auf dem Weg nach Florida soll die Flutwelle einer Mitteilung des Meteorologen Dominik Jung zufolge sogar noch um einiges höher werden.

Berechnungen zufolge fielen in Puerto Rico, wo den Wolken noch Gebirge im Weg stehen, in 48 Stunden bis zu 500 Liter Regen auf einem Quadratmeter.

Zum Vergleich: In Berlin fallen im ganzen Jahr etwa 550 Liter. Durch den Hurrikan regnete es in Puerto Rico also innerhalb von zwei Tagen circa so viel wie in Berlin in einem ganzen Jahr.

Die zerstörerische Kraft des Hurrikans wird auch in den kommenden Tagen Inseln in der Karibik verwüsten. Die aktuellen Entwicklungen finden Sie in unserem Live-Blog.

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