• Der Absturz einer Gondel in Norditalien mit 14 Toten gibt den Behörden noch Rätsel auf.
  • Die Unfallursache wird nun untersucht.
  • Update vom 24. Mai, 08:47 Uhr: Unter den Opfern war auch eine Familie aus Israel.

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Tödliche Fahrt ins Alpen-Panorama: Der Absturz einer Gondel am norditalienischen Lago Maggiore hat 14 Menschen am Sonntag das Leben gekostet. Dazu zählt auch eines der beiden Kinder, die der Bergwacht zufolge zunächst mit Rettungshubschraubern in eine Klinik in Turin im Piemont geflogen wurden. Es starb bis zum Abend. Die Gondel war auf dem Weg zwischen dem kleinen Ort Stresa am Westufer des beliebten Sees und dem Monte Montarrone, dessen Gipfelkreuz auf 1.491 Metern liegt, unterwegs.

Bei dem Unglück stürzte die Kabine rund 300 Meter vor Ankunft am Berg Mottarone ab. Italienischen Nachrichtenagenturen zufolge befanden sich 15 Personen in der Gondel. Zunächst war nur die Rede von elf Personen gewesen. Medienberichte, nach denen deutsche Touristen unter den Opfer seien, wurden mittlerweile vom Auswärtigen Amt dementiert. "Derzeit haben wir keine Hinweise, dass sich Deutsche unter den Opfern befinden", teilte ein Sprecher am Sonntagabend mit. "Wir stehen zu dem tragischen Unfall der Seilbahn Stresa-Mottarone in Kontakt mit den Behörden vor Ort."

Lago Maggiore: Fünf Israelis sterben bei dem Unglück

Am Montag bestätigte das israelische Außenministerium den Tod von fünf Staatsbürgern. Es handele sich um Mitglieder einer Familie, teilte die Behörde in Jerusalem mit. Getötet wurden bei dem Unglück demnach ein Ehepaar und ihr zweijähriger Sohn, die in Italien lebten und arbeiteten. Gestorben seien zudem die Großeltern der Frau, die zu Besuch in Italien waren.

Ein fünfjähriger Sohn des Paares sei schwer verletzt worden und werde in einem Krankenhaus behandelt. Er habe schwere Frakturen an den Beinen erlitten und sei am Sonntagabend operiert und stabilisiert worden, berichtete die Agentur Adnkronos. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes lagen vorerst keine Erkenntnisse zu deutschen Opfern vor.

Seilbahnunglück Lago Maggiore: Kabine fällt 15 Meter tief

Das Unglück ereignete sich nach Angaben des Infrastrukturministeriums gegen 12:30 Uhr. Die Kabine fiel etwa 15 Meter tief, rollte dann einen Teil des Abhangs hinunter und krachte gegen einen Baum, wie ein örtlicher Polizist berichtete.

Als Ursache des Unglücks wurde ein Kabelriss im obersten Bereich der Strecke vermutet. Dass die Kabine überlastet war, scheint ausgeschlossen, da sie bis zu 35 Passagiere aufnehmen kann. Ein Foto der Feuerwehr zeigte die abgestürzte Kabine in einem Waldstück. Laut Bergrettung waren zwei Hubschrauber im Einsatz.

Seilbahn wurde erst am 24. April wieder geöffnet

Alle Straßen, die zum knapp 1.500 Meter hohen Berg Mottarone führen, wurden geschlossen, um die Bergungsarbeiten zu erleichtern.

Die Seilbahn auf der Strecke Stresa-Mottarone verbindet die Ortschaft am See mit dem Berg und war laut der Nachrichtenagentur Ansa von 2014 bis 2016 überholt worden. Aufgrund des schönen Wetters waren zahlreiche Menschen mit der bei Touristen beliebten Seilbahn unterwegs.

Die Menschen in Stresa versetzte die Tragödie in große Aufregung. Luisa Tesserin, eine 27-jährige Studentin aus Genua, die das Wochenende am Lago Maggiore verbringen wollte, ist schockiert: "Ich bin mit ein paar Freunden nach Stresa gekommen, um auf den Gipfel des Mottarone zu gehen, weil die Aussicht großartig ist", erzählte sie AFP. Sie und ihre Freunde hätten die Seilbahn eine Stunde vor dem Unglück genommen. "Als wir hochfuhren, haben wir nichts Seltsames am Kabel bemerkt, alles war normal", sagte sie.

Ministerpräsident Mario Draghi drückt Familien der Opfern sein Beileid aus

"Mit großer Trauer habe ich von dem tragischen Unfall der Stresa-Mottarone-Seilbahn erfahren", teilte Italiens Ministerpräsident Mario Draghi mit. Er drücke den Familien der Opfer sein Beileid aus. Auch Außenminister Luigi Di Maio und andere aus dem Kabinett Draghi zeigten sich via Twitter bestürzt über das Unglück. Der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio, machte sich Medienberichten zufolge umgehend auf den Weg in das Gebiet. Im Sender Rainews 24 forderte er die Aufklärung des Unglücks. Italien sei ein Land der Sicherheit. Infrastrukturminister Enrico Giovannini wollte am Montag in die Gegend reisen.

Aus Brüssel twitterte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni, die Tragödie versetze einen in Trauer - an einem Sonntag, der eigentlich für die Hoffnung stehen sollte. EU-Ratspräsident Charles Michel und er EU-Parlamentspräsident David Sassoli drückten ebenfalls ihre Anteilnahme aus. In Europa hat es immer mal wieder schwere Unglücke mit Seilbahnen gegeben. Zuletzt waren im September 2005 neun deutsche Skifahrer im österreichischen Sölden ums Leben gekommen, als ein Lastenhubschrauber einen Betonklotz verloren hatte, der auf eine Seilbahn stürzte. (ank/AFP/dpa)

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