Nach der öffentlichen Verbrennung einer Ausgabe des Korans vor zwei Wochen in Schweden hat die Stockholmer Polizei eine Demonstration genehmigt, bei der die heiligen Schriften der Juden und Christen verbrannt werden sollen. Dies teilte die Polizei am Freitag mit.

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Bei der Versammlung sollen am Samstag vor der israelischen Botschaft die den Juden heilige Tora sowie die christliche Bibel verbrannt werden.

Polizeisprecherin Carina Skagerlind sagte allerdings der Nachrichtenagentur AFP, die Genehmigung beziehe sich nicht auf einen offiziellen Antrag, öffentlich die Tora und die Bibel zu verbrennen zu dürfen. Vielmehr habe die Polizei eine Versammlung genehmigt, bei der eine "Meinung" zum Ausdruck gebracht werden solle. Dies sei "ein wichtiger Unterschied".

In ihrer Anmeldung der Demonstration kündigten die Veranstalter allerdings an, dass dabei Exemplare der Tora und der Bibel verbrannt werden sollen. Die Aktion sei eine Reaktion auf die Koranverbrennung und ein Ausdruck der Meinungsfreiheit, erklärten sie.

Die erteilte Genehmigung stieß in Israel und bei jüdischen Organisationen umgehend auf heftige Kritik. Israels Staatspräsident Isaac Herzog teilte mit, er verurteile "die Erlaubnis zur Verbrennung heiliger Bücher auf das Schärfste". Der Vorsitzende der Zionistischen Weltorganisation, Jaakow Hagoel, erklärte, die Polizei-Erlaubnis sei "keine freie Meinungsäußerung, sondern Antisemitismus".

Ende Juni hatten die schwedischen Behörden eine Aktion eines nach Schweden geflüchteten Irakers genehmigt, die in der muslimischen Welt heftige Proteste auslöste. Der 37-jährige Salwan Momika trat am ersten Tag des islamischen Opferfestes vor der Hauptmoschee in Stockholm mehrmals auf ein Exemplar des Koran und schwenkte dabei die schwedische Fahne. Danach steckte er Schinkenstreifen, die Muslimen als unrein gelten, in das Buch und verbrannte einige Seiten daraus.

Ihre Genehmigung dieser Aktion hatte die Polizei mit der Meinungsfreiheit begründet. Später leitete sie aber Ermittlungen wegen "Hetze gegen eine ethnische Gruppe" ein, da Momika die Verbrennung so nahe an der Moschee ausgeführt habe.

Der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Marokko bestellten daraufhin die schwedischen Botschafter ein. Auch die schwedische Regierung verurteilte die Verbrennung als "islamfeindlich". Zugleich wies sie aber darauf hin, dass in dem Land ein "verfassungsmäßig geschütztes Recht auf Versammlungs-, Meinungs- und Demonstrationsfreiheit" herrsche.


  © AFP

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