In der vergangenen Silvesternacht in Köln haben mehrere Gruppierungen von Männern Frauen ausgeraubt und massiv sexuell belästigt. Kurz vor Silvester ist die Situation in deutschen Städten angespannt, denn sich in einer solchen Situation effektiv zu wehren, dürfte für die meisten Frauen schwer bis unmöglich sein. Wie aber können sich Frauen generell schützen, wenn ein sexueller Übergriff droht?

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Ein Patentrezept gibt es - wie so oft - nicht. Häufig liest man im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen, dass es für Frauen in solchen Situationen wichtig sei, selbstbewusst aufzutreten und nicht in eine "Kaninchenstarre" zu verfallen. Sie sollen den Kopf hoch und den Blickkontakt halten. Außerdem sollen sie ruhig und fortwährend mit dem Angreifer sprechen.

Von Beleidigungen oder Bedrohungen raten Präventionsexperten von der Polizei eher ab. Das schüre tendenziell die Aggressivität eines Angreifers.

Andererseits gibt es durchaus Frauen, die mit aggressiven Erwiderungen wie "Hau ab" oder "Verpiss dich" gute Erfahrungen gemacht haben. Unter anderem berichten davon Mitglieder des Netzwerks "Hollaback!" (deutsch: "Schrei zurück!"), das vor einigen Jahren in den USA gegründet wurde und auf sexuelle Belästigung auf den Straßen aufmerksam machen will.

Mentales und körperliches Training

Manche Fachleute empfehlen auch, laut zu schreien und dadurch andere gezielt auf sich aufmerksam zu machen. Aber nicht jeder, der bedroht oder angegriffen wird, ist dazu in der Lage. Ängstlichen Menschen können sogenannte Selbstbehauptungskurse helfen, sich lautstark und kraftvoll zu wehren.

Bei diesen Kursen (die auch für Kinder angeboten werden) handelt es sich meist um eine Kombination aus Gesprächen, Kampfsporttraining und mentalem Training.

Sie sollen nicht nur helfen, sich etwa mit Handkantenschlägen gegen Hals, Augen oder Nase oder mit gezielten Tritten zwischen die Beine, auf die Zehen oder in den Magen des Angreifers in bedrohlichen Situation besser wehren zu können.

Sie sollen auch dazu beitragen, dass es zu solchen Situationen gar nicht erst kommt, weil sie schon vorher als bedrohlich erkannt werden.

Zahlreiche Vereine und Volkshochschulen bieten diese Kurse an, so auch die Polizei. Von Tipps wie: Abends nicht alleine losziehen, einsame Gegenden meiden und sich unauffällig kleiden und verhalten, halten manche dieser Initiativen wenig. Frauen sollen sich auf keinen Fall durch Angst in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken lassen und gar nicht erst eine Opferhaltung annehmen, heißt es.

Pfefferspray und Trillerpfeife

Sicherheit können auch Pfeffersprays geben. Manche Experten empfehlen zudem ein Handalarmgerät, das einen schrillen Ton von sich gibt, oder eine Trillerpfeife zur Abschreckung. Beides kann auch am Schlüsselbund festgemacht werden, der - wie Schirme oder Stöckelschuhe - selbst als Waffe dienen kann.

Beim Gebrauch von Pfefferspray sei auf den Wind zu achten, damit man das Spray nicht selbst abbekommt.

Jeder kann es kaufen, es fällt nicht unter das Waffengesetz, wenn es als "Tierabwehrspray" gekennzeichnet ist. Es darf nur gegen Tiere und in Notwehrsituationen gegen Menschen eingesetzt werden.

Nach einem Übergriff nicht allein bleiben

Kommt es zu einem sexuellen Übergriff, rät die Polizei meist zu einer schnellen Anzeige. Die Chancen seien so höher, dass der Täter gefasst werde.

Der Weiße Ring, eine Organisation, die Opfer von Straftaten unterstützt, rät in jedem Fall, nach einem solchen Vorfall nicht alleine zu bleiben, sondern Freunde oder Familie aufzusuchen.

Allerdings sei es vor allem nach einer Vergewaltigung wichtig, dass ein Arzt die Verletzungen feststelle und behandle.

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