• Ein Vorfall in einer Kasseler Flüchtlingsunterkunft schlägt hohe Wellen.
  • Ein Rettungssanitäter soll in der Einrichtung einen auf einer Trage fixierten Mann geschlagen haben, der zuvor randaliert haben soll - im Beisein von Polizisten.
  • Hessens Ministerpräsident und der örtliche Polizeipräsident zeigen sich entsetzt.

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Nach einer Auseinandersetzung bei einem Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft in Kassel laufen gegen einen Rettungssanitäter sowie gegen zwei Polizeibeamte und einen Bewohner der Einrichtung staatsanwaltliche Ermittlungen. Der 44 Jahre alte Rettungssanitäter soll laut Staatsanwaltschaft Kassel bei dem Einsatz im Beisein der Polizisten einen auf einer Trage festgeschnallten Bewohner der Unterkunft einmal geschlagen haben, nachdem dieser den Sanitäter und seine Kollegin bespuckt haben soll.

Laut "Bild"-Zeitung, die das Video einer Überwachungskamera veröffentlicht hatte, erlitt der 32-Jährige durch den Schlag ins Gesicht einen doppelten Bruch des Jochbeins.

Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft wird gegen den Sanitäter wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt und zudem geprüft, ob die Beamten eine Strafvereitelung im Amt begangen hätten. Bei den Ermittlungen sei auch ein Video aus einer Überwachungskamera gesichtet worden, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.

Bouffier fordert zügige Aufklärung des Tathergangs

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) forderte am Freitag eine rasche Aufklärung des Vorfalls. "Die Bilder auf dem Video sind schrecklich. Die Umstände und der Tathergang müssen jetzt so schnell wie möglich aufgeklärt werden." Vom hessischen Innenministerium hieß es: "Das angesprochene Video macht uns fassungslos." Das Landespolizeipräsidium habe eine umfassende Aufklärung in die Wege geleitet. Gegen die eingesetzten Polizeibeamten würden disziplinarische Konsequenzen geprüft.

Die Abläufe in den am Freitag aufgetauchten Aufnahmen machten "fassungslos und betroffen", erklärte Kassels Polizeipräsident Konrad Stelzenbach. "Gewalt gegen eine fixierte und somit wehrlose Person ist nicht zu tolerieren - ganz unabhängig davon, was zuvor vorgefallen ist."

Die Auseinandersetzung ereignete sich bereits am 8. November vergangenen Jahres. Laut damaligem Polizeibericht waren Polizei und Rettungsdienst seinerzeit wegen eines randalierenden Bewohners in die Flüchtlingsunterkunft gerufen worden.

Der 32-Jährige "sichtlich alkoholisierte" Bewohner sei zunächst "scheinbar hilflos" gewesen, während des Einsatzes aber "wieder zu Kräften" gekommen, hatte die Polizei mitgeteilt. Der Mann soll versucht haben, die Einsatzkräfte mit einer Alu-Leiter zu attackieren. Die Beamten hätten ihn "durch den schnellen Einsatz von Pfefferspray" abwehren und den Angreifer anschließend überwältigen können.

Der Mann habe erhebliche Gegenwehr geleistet, es sei auch "zu mehreren Spuckattacken gegen die Beamten und die Rettungskräfte" gekommen, hieß es. Der Schlag des Rettungssanitäters wurde in dem Polizeibericht nicht erwähnt.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Sanitäter - und drei Polizisten

Auch die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass der 32-Jährige den Sanitäter und seine Kollegin vor dem Schlag unter anderem bespuckt haben soll. Das Polizeipräsidium Nordhessen habe ein Ermittlungsverfahren gegen die am Einsatz beteiligten Polizeibeamten eingeleitet, "um auch insoweit das Verhalten der Beamten auf eine mögliche strafrechtliche Bedeutsamkeit hin zu überprüfen".

Dieses Verfahren werde nun bei der Staatsanwaltschaft Kassel geführt. Zudem laufen auch Ermittlungen gegen den 32-Jährigen wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegenüber Vollstreckungsbeamten sowie wegen versuchter Körperverletzung und Beleidigung.

Der Regionalverband Kassel-Nordhessen des Arbeiter-Samariter-Bundes teilte am Freitag auf Anfrage mit, man habe den Rettungssanitäter sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe vom Dienst freigestellt und unmittelbar die fristlose Kündigung ausgesprochen. (dpa/afp/mf)  © dpa

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