Deutsche Waldbesitzer schlagen wegen der anhaltenden Trockenperiode Alarm. Durch die Dürre seien neu angepflanzte Bäume nicht mehr zu retten, das Ausmaß des Schadens werde sich erst "in Generationen" bemerkbar machen. Auch die Landwirte klagen. Und die Prognose des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage verspricht keine Besserung.

Aktuelle News zum Wetter und weitere Meldungen

Die Dürreschäden in den Wäldern sind nach Einschätzung der deutschen Waldbesitzer beispiellos. "Mittlerweile müssen wir von einer Jahrhundertkatastrophe sprechen", sagte Verbandspräsident Georg Schirmbeck der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

In diesem Jahr seien Bäume im Wert von rund 500 Millionen Euro angepflanzt worden. "Große Teile der Jungpflanzen sind mittlerweile nicht mehr zu retten", sagte Schirmbeck.

Zu dem unmittelbaren Vermögensschaden in Höhe von einer halben Milliarde Euro kämen die langfristigen Auswirkungen auf die Bestände, die sich derzeit nur schwer beziffern ließen. Dies mache sich "erst in einigen Jahren, Jahrzehnten oder Generationen" bemerkbar, wenn die Bäume gefällt würden. "Dieser Sommer wird seine Spuren hinterlassen", sagte Schirmbeck.

Die aktuelle Dürre zeige, dass die Wälder in Deutschland nicht ausreichend auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet seien.

Bauernverband: "Katastrophales Ausmaß der Dürreschäden"

Auch Landwirte klagen über Ernteeinbußen und Dürreschäden. Angesichts der anhaltenden Dürre in vielen Regionen Deutschlands erwarten sie eine noch schlechtere Getreideernte als bisher befürchtet. Statt zunächst geschätzter 41 Millionen Tonnen sei nur mit einer Menge von rund 36 Millionen Tonnen zu rechnen, teilt der Bauernverband in einer neuen Zwischenbilanz der laufenden Ernte mit.

Bauernpräsident Joachim Rukwied spricht von einem "katastrophalen Ausmaß der Dürreschäden". Die Mengen blieben deutlich hinter den ohnehin geringen Erwartungen zurück. Im vergangenen Jahr waren 45,6 Millionen Tonnen Getreide eingefahren worden. Wegen geringer Ertragsaussichten und Sorgen um eine ausreichende Futterversorgung hätten einige Betriebe Getreide gehäckselt. Auch bei Mais zeichnen sich Einbußen ab.

Kachelmann zeigt sich beunruhigt

Doch was, wenn es trocken bleibt? Vor wenigen Tagen erst hat sich der Wetterexperte Jörg Kachelmann in einem Tweet beunruhigt über eine 46-Tage-Prognose des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) gezeigt: Laut dieser Vorhersage werde sich die Dürre in Deutschland "bis Mitte September laufend verschärfen":

Tatsächlich war die Trockenheit schon in den vergangenen Monaten extrem: Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) fiel zwischen April und Juli noch nie so wenig Regen wie 2018. Besonders drastisch war es im Norden. So fielen im Juli in Hamburg und Schleswig-Holstein nach der Monatsauswertung des DWD nur rund 20 Liter Wasser pro Quadratmeter - üblich wären 80 Liter gewesen.

Hinzu kamen historisch hohe Temperaturen: Von Anfang April bis Ende Juli war es laut DWD so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Demnach war es 3,6 Grad wärmer als im langjährigen Vergleich. "Das ist klimatologisch fast ein Jahrhundertereignis", sagte Pressesprecher Andreas Friedrich.

DWD warnt vor Panik wegen 46-Tage-Prognose

Die 46-Tage-Prognose sei dennoch kein Grund zur Panik, betont Friedrich. "Dafür ist die Prognose zu unsicher. Es handelt sich eher um eine Momentaufnahme - ein paar Tage später kann die Prognose schon wieder ganz anders ausfallen."

Das Modell des ECMWF gelte zwar als "qualitativ sehr gut", sei aber derzeit ein Experiment. "Die Ergebnisse sind zu unsicher, um Trends herauszulesen."

Mittel- und längerfristige Wettervorhersagen sind derzeit noch mit Vorsicht zu genießen. "Solche Modellergebnisse können sich noch stark ändern", sagt Friedrich.

Jahreszeitenmodelle gibt es unter anderem auch beim DWD. Darin gibt es allerdings nur eine langfristige Prognose zu den erwarteten Temperaturen, nicht zu Niederschlägen. "Das ist viel zu unsicher für Trends", meint Friedrich.

Ergebnisse eingeschränkt aussagekräftig

Auch das ECMWF habe seine 46-Tage-Prognose nicht breit veröffentlicht - gerade weil sich die Resultate auch wieder stark ändern könnten. "Solche Ergebnisse müssen interpretiert werden und sind eingeschränkt aussagekräftig", betont der Meteorologe.

Der DWD mahnt daher bei der Interpretation von Jahreszeitenprognosen vor Überbewertung. "Was sie über zehn Tage im Voraus sagen können, hat Hand und Fuß", sagt der DWD-Sprecher über die Trefferquote der Wettervorhersagen. "Aber alles andere kann nur ein Trend sein." (szu/mcf/afp/dpa)

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.