Der Name des wegen seiner zwiespältigen Rolle während des NS-Regimes umstrittenen Schutzpolizeioffiziers Franz Jürgens soll aus dem Düsseldorfer Stadtbild gestrichen werden.

Mehr Panorama-News

Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) will dem Rat der Stadt die Umbenennung des Jürgensplatzes und der Franz-Jürgens-Straße vorschlagen. Am Jürgensplatz befindet sich der Sitz des Polizeipräsidiums der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Bei der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, die schon länger die Umbenennungen gefordert hatte, stieß Kellers Vorschlag am Freitag auf Zustimmung.

Jürgens, der 1933 in die NSDAP eingetreten war, wurde im Herbst 1944 von Darmstadt nach Düsseldorf versetzt. Dort hatte der Kommandeur der Schutzpolizei im April 1945 aktiv die Gruppe der "Aktion Rheinland" bei der kampflosen Übergabe Düsseldorfs an die amerikanischen Truppen unterstützt. Dafür wurde er von den Nazis hingerichtet. Nach neueren Forschungsergebnissen war Jürgens aber zuvor 1942 in Darmstadt auch an Deportationen beteiligt gewesen und hatte sich regimetreuer gezeigt als bisher angenommen.

"Ich finde es äußerst positiv, dass die Stadt auf Grundlage der aktuellen Forschungsergebnisse der Mahn- und Gedenkstätte den Entschluss gefasst hat, eine Namensänderung durchzuführen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Oded Horowitz, auf dpa-Anfrage. Dies sei ein "folgerichtiger und konsequenter Schritt" und "von großer Bedeutung" für die Arbeit im Bereich der Erinnerungskultur und der politischen Bildung. "Es ist wichtig, dass wir uns der Geschichte unserer Stadt stellen und diese auch kontinuierlich überdenken, gerade, wenn es um die Shoah geht."

Die SPD-Fraktion im Rat signalisierte Unterstützung für die Umbenennungen. Auch die in Düsseldorf mitregierenden Grünen zeigten sich grundsätzlich offen für Umbenennungen, wenn neuere Forschungsergebnisse dies nahelegten. Sie wollen den Vorschlag Kellers nun in der Fraktion erörtern.

Nach Worten Kellers ist Jürgens "eine historische Figur, die uns auch weiterhin beschäftigen wird, weil sie sowohl Teil des NS-Regimes war, aber sich auch am Ende gegen dies gestellt und dies mit dem Leben bezahlt hat". Im öffentlichen Raum sollte Jürgens allerdings nicht mehr geehrt werden. Diskutiert werde auch die Umbenennung des Franz-Jürgens-Berufskollegs in der Stadt.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.