Weil sie sich vor ihren Stiefkindern mit freiem Oberkörper gezeigt hat, droht einer Frau in den USA eine Haftstrafe. Die Richterin in dem Verfahren, das in dem besonders konservativen Bundesstaat Utah stattfindet, hat nun verkündet, die Anklage zuzulassen.

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Tilli Buchanan muss sich wegen "Unschicklichkeit vor einem Kind" vor Gericht verantworten. Wie unter anderem der britische "Guardian" berichtet, wies Richterin Kara Pettit einen Einspruch gegen die Klage ab.

Sie hält den Vorwurf der Staatsanwaltschaft für berechtigt und weist darauf hin, dass in der amerikanischen Gesellschaft nackte weibliche Brüste als "anzüglich" betrachtet werden.

Buchanans Verteidiger David Lane hatte bereits im November erklärt, er halte das Gesetz, auf dessen Grundlage seine Mandantin verurteilt werden soll, für verfassungswidrig.

"Weil Tilli Buchanan eine Frau ist, wird ihr nackter Oberkörper als von Natur aus pornografisch und pervers betrachtet, während der nackte Oberkörper ihres Ehemanns als Symbol der Kraft und des Stolzes angesehen wird", begründete der Anwalt seine Forderung nach einer Einstellung des Verfahrens.

Buchanan drohen Haft und Registrierung als Sexualstraftäterin

Lane kritisierte, Buchanan werde "nur wegen ihres Geschlechts verfolgt", dies sei eine Verletzung der in den USA geltenden Grundrechte.

Sollte es zu einer Verurteilung kommen, droht Buchanan ein Jahr Haft. Außerdem würde sie zehn Jahre lang in Utahs Register für Sexualstraftäter geführt.

Buchanan hatte ihrem Anwalt zufolge mit ihrem Mann in ihrer Garage in einem Vorort von Salt Lake City gewerkelt. Dabei habe das Paar seine Kleidung mit Gips beschmiert und sich deswegen die Oberteile ausgezogen und weiter gearbeitet. So sei es gekommen, dass die 9, 10 und 13 Jahre alten Kinder von Buchanans Mann ihre Stiefmutter barbusig zu sehen bekommen hätten.

Mutter der Kinder hatte Vorfall als "alarmierend" zur Anzeige gebracht

Buchanan erklärte ihrem Anwalt zufolge den Kindern, dass sie sich als Feministin verstehe und deswegen ebenso mit nacktem Oberkörper arbeiten könne wie ihr Mann.

Laut einem Bericht der Zeitung "Salt Lake Tribune" hat die leibliche Mutter der Kinder sich wegen des Oben-ohne-Auftritts von Buchanan an die Behörden gewandt und den Vorfall als "alarmierend" bezeichnet. (dh/AFP)

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