• Ein Mann aus Bayern und seine Tochter werden in Paraguay Opfer eines Verbrechens - in ihrem eigenen Haus.
  • Nun hat die Polizei drei Deutsche festgenommen.

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Nach dem mutmaßlichen Raubmord an einem deutschen Forscher und seiner Tochter in Paraguay hat die Polizei des südamerikanischen Landes drei Deutsche festgenommen. Das berichtete die Zeitung "ABC Color" in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit). Alle drei würden verdächtigt, an der Tat beteiligt gewesen zu sein, sagte der Leiter des Morddezernats der Nationalpolizei, Hugo Grance, dem Radiosender Monumental.

Als mögliches Motiv nannte Grance den Raub wertvoller, alter Instrumente, die der Getötete besessen habe. In einer Wohnung des Festgenommenen in der Stadt Areguá seien neben Schusswaffen auch Musikinstrumente gefunden worden, die mutmaßlich dem Opfer gehörten, berichtete die Zeitung "ABC Color" unter Berufung auf den Kommissar.

Deutscher Wissenschaftler soll gefoltert worden sein

Die Leichen des 62-jährigen Forschers und des 14 Jahre alten Mädchens waren im Haus der Familie nahe Areguá, rund 30 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Asunción, entdeckt worden. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes am 22. Oktober. Beide Opfer seien durch Schüsse gestorben, vermutlich aus derselben Waffe, sagte der Rechtsmediziner Héctor Meza.

Der Vater wurde demnach mit einem Genickschuss getötet. "Es gibt Anzeichen dafür, dass er vorher gefoltert wurde, denn er hat Verletzungen im Gesicht." Seine Tochter sei in einer mit Wasser gefüllten Badewanne gefunden worden. Im ganzen Haus seien zudem Blutflecken entdeckt worden.

Polizei geht von Raubmord aus

Die Polizei gehe nach ersten Erkenntnissen von Raub als möglichem Motiv aus, zitierten örtliche Medien die Ermittler. Die Täter hätten die Umzäunung des Grundstücks im Ort Patiño nahe der Stadt Areguá zerschnitten, dann kurz im Gebüsch gewartet und seien schließlich in das Haus eingedrungen, sagte der Leiter des Morddezernats, Kommissar Hugo Grance, im Fernsehsender NPY. Die Ermittler hätten einige Zigarettenkippen entdeckt und gingen von mehr als zwei Tätern aus.

Das Haus sei durchsucht worden, sagte Polizeikommissar Grance. "Wir können davon ausgehen, dass die mutmaßlichen Täter dachten, es sei viel Geld zu finden, da ausländische Staatsangehörige oft größere Geldbeträge erhalten."

Bei dem Vater handelte es sich um einen Wissenschaftler aus Bayern. Seine paraguayischen Papiere wurden 2016 ausgestellt, er lebte also seit mindestens fünf Jahren zumindest zeitweise in dem südamerikanischen Land. Er habe sich auch der Reparatur von Musikinstrumenten wie etwa Geigen gewidmet, hieß es in Medienberichten.

In Paraguay leben viele Deutschstämmige

Paraguay hat rund sieben Millionen Einwohner. Das im Zentrum des Kontinents zwischen Brasilien, Argentinien und Bolivien gelegene Land ist etwas größer als Deutschland und sehr stark landwirtschaftlich geprägt. Viele Nachkommen deutscher Einwanderer leben in Paraguay. Dazu gehören beispielsweise rund 13.000 deutschstämmige Mennoniten, die in dem Savannengebiet Chaco vor allem Milchwirtschaft betreiben. Die vor mehreren Generationen eingewanderten Paraguayer pflegen ihre deutschen Wurzeln und betreiben beispielsweise deutschsprachige Schulen.

In den vergangenen Jahren machten sich auch immer wieder Deutsche auf, um in Paraguay ein neues Leben zu beginnen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes leben derzeit etwa 26.000 Deutsche in dem südamerikanischen Land. Zuletzt kamen auch Impfgegner, die wegen der aus ihrer Sicht überzogenen Corona-Maßnahmen in Deutschland eine neue Heimat suchen.

Paraguay gilt in der Region eigentlich als recht sicheres Land. Allerdings kommt es gerade auf dem Land bei Meinungsverschiedenheiten durchaus auch zu blutigen Auseinandersetzungen. Zudem sind in Paraguay eine Reihe von kriminellen Organisationen aktiv. Vor allem im Dreiländereck zwischen Paraguay, Brasilien und Argentinien blüht der Schmuggel. Außerdem verübt die recht kleine Guerillaorganisation EPP im Norden von Paraguay immer wieder Anschläge und entführt Menschen. (dpa/ari)

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