• RKI-Chef Lothar Wieler hat vor einer dritten Corona-Well gewarnt.
  • Deswegen mahnte er große Vorsicht bei weiteren Öffnungsschritten an.
  • Indes weisen er und Gesundheitsminister Spahn auf erste messbare Erfolge der Impfkampagne hin.

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Wenige Tage vor der nächsten Bund-Länder-Runde zur Corona-Politik hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, große Vorsicht bei möglichen Öffnungsschritten angemahnt.

Die Bürgerinnen und Bürger müssten im Umgang mit der Pandemie "weiter wachsam" sein, "ansonsten steuern wir in eine weitere, in eine dritte Welle hinein", sagte Wieler. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfahl ergänzend "uns allen größtmögliche Umsicht und Vorsicht".

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Infektionszahlen stagnieren und sinken nicht weiter

Bei den Infektionszahlen gebe es derzeit eine Stagnation, sie sänken nicht weiter, erinnerte Wieler. "Wir alle wollen unseren Alltag zurück. Das erreichen wir nur, wenn wir die Fallzahlen dauerhaft senken."

Auf die ging Spahn ein: Der angestrebte Wert von maximal 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen sei vielerorts nicht erreicht - und für viele Länder derzeit auch nicht erreichbar. Zugleich lobte Spahn erste Impferfolge in den Pflegeheimen.

Wieler verwies darauf, dass es Hinweise auf erste messbare Positiv-Effekte der Impfkampagne gebe. Die Fallzahlen in der Bevölkerungsgruppe der über 80-Jährigen nehme ab, sagte Wieler. "Das ist wahrscheinlich schon ein Effekt der Impfungen."

Spahn: "Zu viel Impfstoff liegt im Kühlschrank"

Spahn konkretisierte, in manchen Bundesländern sei bereits die Mehrheit der über 80-Jährigen geimpft. Die Inzidenz in dieser Gruppe sei von fast 200 Fällen pro 100.000 Menschen binnen sieben Tagen im Februar auf nun 70 gesunken.

Doch noch liege "zu viel Impfstoff im Kühlschrank", mahnte der CDU-Politiker in Berlin. Nach seinen Worten werden bis Ende kommender Woche schon rund elf Millionen Impfdosen an die Länder ausgeliefert worden sein. Schon jetzt seien rund 5,7 Millionen Impfungen verabreicht worden.

Dies zeige, dass die Strategie zur Priorisierung der älteren Bürgerinnen und Bürger bei den Impfungen aufgehe, sagte der Minister. "Das dauert länger zu Beginn, aber es rettet Leben."

Schnelltests für den Alltag - PCR-Tests bleiben "Goldstandard"

So bald wie möglich sollten auch Arztpraxen in die Impfungen einbezogen werden. Dazu liefen Gespräche mit Großhändlern, Ärzten und Apotheken, etwa über Logistik und die Vergütung. Schon jetzt hätten die Länder aber die Möglichkeit, Ärzte einzubinden, etwa speziell für Krebspatienten.

Zu den neuen Corona-Selbsttests, die bald überall im Handel erhältlich sein sollen, sagte Spahn, diese könnten dem Einzelnen "mehr Trittsicherheit" geben.

Er erwarte, dass sie Teil des Alltags und zur Routine werden - etwa vor Besuchen in Restaurants oder bei Konzerten. Die PCR-Tests, also Labortests, blieben aber "der Goldstandard", weil sie genauer seien.

Spahn: Schul-Öffnungen gut, schaffen aber auch neue Ansteckungsrisiken

Die teilweise Öffnung von Schulen und Kitas in den meisten Bundesländern, so Spahn, sei zwar im Interesse der Kinder richtig. Sie schaffe aber auch neue Ansteckungsrisiken. Denn damit würden täglich Millionen Menschen zusätzlich in Bewegung gesetzt. Nun gelte es, erst einmal zu schauen, wie sich dies auf die Infektionszahlen auswirke, bevor weitere Schritte ins Auge gefasst werden.

Insofern warnte Spahn vor zu großen Hoffnungen auf Lockerungen bei den Bund-Länder-Gesprächen kommenden Mittwoch. Zwar gebe es "ein Bedürfnis" nach Schritten aus dem Lockdown, sagte er. Dabei müsse aber "behutsam" vorgegangen werden - und es bedürfe einer umfassenden Strategie: "Vorsicht, Impfen, Testen sind drei wichtige Bestandteile für unseren Weg." (afp/dpa/mgb/hau)

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