• Die Virologin Sandra Ciesek hält die Gefahren durch eine Impfung für überschätzt.
  • Das sagte die Expertin im aktuellen NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update".
  • Asthma-Spray sei für Ciesek zudem kein "Game Changer".

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Die Gefahr von Impfnebenwirkungen wird nach Ansicht der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek in der Bevölkerung überschätzt. Das gelte auch für die Sinusvenenthrombosen nach einer Impfung mit Astrazeneca - selbst für junge Menschen, die nur selten schwer an COVID-19 erkrankten.

"Das ist sicherlich ein Problem: Durch diese ganzen Medienberichte und die Aufmerksamkeit auf dieses Thema wird das eigene Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, eigentlich überschätzt", sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update".

Alkohol hat keinen Einfluss auf den Immunschutz

Ciesek wies auf einen "Risiko-Rechner" der Universität Cambridge in England hin. Der vergleicht für bestimmte Altersgruppen, wie groß das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung ist und wie hoch das Risiko ist, nach einer Impfung mit Astrazeneca eine solche Thrombose zu bekommen. Die Berechnung zeige klar, "dass der Impfstoff bei weitem sicherer ist als das Risiko einer COVID-19-Infektion", betonte Ciesek.

Diese Schlussfolgerung gelte bei hohen Inzidenzzahlen sogar für jüngere Menschen, die ein relativ geringes Risiko für schwere Verläufe hätten. Bei 20- bis 30-Jährigen liege das Risiko, mit COVID-19 auf eine Intensivstation zu müssen, doppelt so hoch wie das Risiko einer ernsthaften Schädigung durch den Impfstoff. In der Altersgruppe zwischen 60 und 70 liege dieses Risiko mehr als 600 Mal höher.

Alkohol hat nach Ansicht der Virologin keinen großen Einfluss auf den Immunschutz. Allerdings sei es nicht ratsam, rund um einen Impftermin viel Alkohol zu trinken. "Große Mengen Alkohol sind schließlich Gift für den Körper. Und wenn der Körper nach einer Impfung mit der Immunabwehr beschäftigt ist, sollte man ihn nicht auch noch mit Giftstoffen belasten."

Ciesek hält Asthma-Spray nicht für "Game Changer" gegen COVID-19

Ciesek ist zudem skeptisch, dass das Asthma-Spray Budesonid beim Kampf gegen COVID-19 entscheidend sein wird. "Ich würde es nicht als "Game Changer" bezeichnen", sagte sie.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte die in "The Lancet" veröffentlichte Studie der Universität Oxford einen möglichen "Game Changer" genannt. "Die Ergebnisse machen klinisch Sinn, weil
die antientzündliche Wirkung in der Lunge den Verfall der Lungenfunktion verhindern kann", schrieb der Mediziner auf Twitter. Es gebe zudem kaum Nebenwirkungen.

Die Studie habe aber "einige Schwächen", konterte Ciesek: Wenige Patienten, keine Kontrollgruppe - vor allem aber habe sich der Sauerstoffbedarf der Patienten nach Gabe des Sprays nicht verändert. "Dennoch macht es natürlich Hoffnung", sagte Ciesek. Es sei möglich, "dass es vielleicht Subgruppen gibt, die davon profitieren".

Davon rät Ciesek ab

Auf keinen Fall sollten sich Menschen jetzt auf eigene Faust Budesonid besorgen. "Man sollte es vor allem nicht prophylaktisch nehmen, bevor man sich überhaupt infiziert, das würde gar nichts bringen und wäre sogar kontraproduktiv."

Nicht allzu viel Hoffung setzen würde Ciesek in UV-Strahlen und Vitamin D. Vitamin D3 zur Behandlung von COVID-19 wird in deutschen Kliniken nicht mehr in der Leitlinie empfohlen. UV-Licht mache zwar Erreger unschädlich - aber nur, wenn diese frei im Raum seien, nicht in menschlichen Zellen. "Es ist sicher nicht falsch, wenn sich jemand auf den Balkon in die Sonne setzt. Ich würde mir nur nicht viel davon erwarten", sagt Ciesek.(mss/dpa)

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