Trotz des Corona-Ausbruchs beim Fleischbetrieb Tönnies und einem stark angestiegenen R-Wert ist RKI-Chef Lothar Wieler zuversichtlich, dass Deutschland von einer zweiten Corona-Welle verschont bleibt.

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Der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, ist nach eigenen Worten "sehr optimistisch", dass in Deutschland eine zweite Welle an Corona-Infektionen verhindert werden kann. Wieler begründete seinen Optimismus am Dienstag in Berlin damit, dass die Menschen in Deutschland die Abstands- und Hygieneregeln kennen würden und damit wüssten, wie solch eine zweite Welle verhindert werden könne. "Das liegt echt in unserer Hand, in unserer Verantwortung."

Den jüngsten deutlichen Anstieg des sogenannten R-Werts begründete Wieler damit, dass vermutlich die jüngsten großen Corona-Ausbrüche in Zusammenhang mit religiösen Veranstaltungen und in Fleischfabriken den Wert "massiv beeinflussen". Endgültig stehe dies aber noch nicht fest, es werde noch geprüft.

RKI-Chef Wieler: "Das Virus ist noch in unserem Land"

Die Reproduktionszahl liegt laut Wieler aktuell beim sensitiven R-Wert bei 2,76 und beim stabilen R-Wert bei 1,83. Die beiden Werte unterscheiden sich darin, dass der eine über vier und der andere über sieben Tage betrachtet wird. Wieler forderte die Bevölkerung auf, weiter achtsam zu sein. "Das Virus ist noch in unserem Land", sagte er.

Nach Angaben des RKI sind derzeit 190.862 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert. Das entspricht einem Plus von 503 im Vergleich zum Vortag. Die Zahl der Todesfälle sei um 10 auf 8.895 gestiegen.

Warum es besonders in der Fleischindustrie vermehrt hohe Zahlen von Corona-Infizierten gibt, kann der Präsident des Robert Koch-Instituts derzeit noch nicht abschließend sagen. Wieler verwies zum einen auf die Wohnsituation der Arbeiter in der Fleischindustrie, aber auch auf die niedrigen Temperaturen in den Schlachthöfen.

"Wir gehen davon aus, dass es "sowohl als auch" ist", sagte Wieler. In engen Wohnungen habe es das Virus einfacher, das sei eine der Grundregeln, sagte der RKI-Präsident. Niedrige Temperaturen, um das Fleisch zu kühlen, könnten bei der Übertragung des Coronavirus ebenso eine Rolle spielen wie Aerosole, bei denen über die Luft Stoffe übertragen werden.

RKI baut auf lokale Behörden im Kampf gegen Corona

In Deutschlands größtem Fleischbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind mehr als 1.500 Arbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Als Folge hat das Land Nordrhein-Westfalen am Dienstag weitere Einschränkungen für den Kreis Gütersloh angekündigt. Nach Angaben der Landesregierung liegt das Zentrum der Ausbreitung mit den meisten Infizierten in der Fleischzerteilung.

Wie Wieler erklärte, setzte das RKI bei der Bewältigung der Corona-Ausbrüche in Deutschland großes Vertrauen in die lokalen Behörden. Über Maßnahmen zur Virus-Eindämmung müsse vor Ort entschieden werden. Weil Zahlen für sich genommen nicht so aussagekräftig seien, müssten Verantwortliche vor Ort etwa auch beurteilen, ob es sich um einen begrenzten Ausbruch handle oder ob die Gefahr einer Ausbreitung bestehe.

Ute Rexroth, Leiterin des Fachgebiets Surveillance am RKI, sagte, die lokalen Behörden seien sehr wachsam, Fälle würden relativ früh erkannt. Welche Maßnahmen genau getroffen würden, müsse unter Abwägung der Gesamtsituation entschieden werden. (AFP/dpa/thp)

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