• Mit einem Impfstoff kann dem Coronavirus der Kampf angesagt werden.
  • Welche Gruppen aber sollen zuerst gegen SARS-CoV-2 geimpft werden?
  • Auf welches Ergebnis eine US-Studie kommt - und was eine Expertin zur Impf-Reihenfolge sagt.

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Ein Impfstoff wird, wenn er verfügbar ist, das beste Mittel zur Bekämpfung des Coronavirus werden. Aufgrund initial begrenzter Impfstoffverfügbarkeit soll die Impfung zunächst bestimmten Personengruppen angeboten werden. Doch welche Personen sollen zuerst gegen SARS-CoV-2 geimpft werden und warum?

Wenn es nach einer aktuellen Studie aus den USA geht, würde ein Impfstoff mit einer Wirksamkeit von unter 50 Prozent ausreichen, um die Corona-Pandemie erheblich einzudämmen - vorausgesetzt, dass ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung optimal geimpft ist. Die Autoren empfehlen, zunächst ältere Menschen mit einem nicht so wirksamen Impfstoff zu impfen. Das würde ausreichen, um die Zahl der Todesfälle zu reduzieren. Impfstoffe mit einer höheren Wirksamkeit sollten hingegen zuerst den jüngeren Altersgruppen mit hoher Durchimpfungsrate zugeteilt werden.

Corona-Impfstoff: US-Forscher spielen verschiedene Szenarien durch

Im Detail sieht die Studie folgendermaßen aus: Die US-Wissenschaftler haben die Bevölkerung nach Alter in fünf Impfgruppen unterteilt:

  • 0 bis 19 Jahre
  • 20 bis 49 Jahre
  • 50 bis 64 Jahre
  • 65 bis 74 Jahre
  • über 75 Jahre

Anschließend wurde die Verteilung eines Corona-Impfstoffs berechnet und durchgespielt. Dabei untersuchten die Forscher verschiedene Szenarien.

In einem gingen sie davon aus, dass Kinder weniger anfällig für Infektionen sind als Erwachsene mittleren Alters (20 bis 65 Jahre), während Menschen über 65 Jahre eine höhere Anfälligkeit aufweisen. In einem anderen Szenario war die Anfälligkeit über alle Altersgruppen hinweg gleich.

Zu Beginn der Simulationen waren zudem 20 Prozent der Bevölkerung bereits infiziert und immun. Außerdem waren bereits alle Maßnahmen zum Social Distancing aufgehoben.

Ausgangslage für ein weiteres Szenario war, dass Mitarbeitende des Gesundheitswesens sowie andere Berufsgruppen wie beispielsweise Feuerwehr und Polizei bereits geimpft waren. Darüber hinaus wurde auch die Effektivität eines möglichen Impfstoffes mit berücksichtigt.

Dabei kamen die Forscher zu folgenden Ergebnissen: Eine optimale Impfstrategie sei es, einen Impfstoff mit hoher Schutzwirkung, also größer als 50 Prozent – was die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna mit 95 Prozent deutlich überbieten – zuerst der jüngeren Zielgruppe zukommen zu lassen, da diese eher zur Verbreitung des Virus beitragen würde.

Bei einer geringeren Schutzwirkung des Impfstoffes sieht das Szenario der US-Forscher wiederum eine andere Impfstrategie vor. In diesem Fall sollten zunächst ältere Altersgruppen geimpft werden, um die Anzahl der Todesfälle zu reduzieren.

STIKO: In Deutschland haben Risikogruppen den Vorzug

Doch wie sehen das die Experten hierzulande? "Bei der Frage, wer in Deutschland zuerst geimpft werden soll, müssen wir zunächst fragen, wer bei einer Infektion das höchste Risiko für einen schweren, mitunter tödlichen Verlauf hat", sagt Sabine Wicker, stellvertretende Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI), unserer Redaktion.

"Ebenso sind diejenigen prioritär zu impfen, die COVID-19-Erkrankte versorgen und dadurch ein erhöhtes arbeitsbedingtes Expositionsrisiko haben und die Infektion auf vulnerable Patientengruppen übertragen können. Weitere Gruppen folgen dann abhängig von der Impfstoffverfügbarkeit."

Um welche weitergehenden Gruppen es sich dabei handeln könnte, ist derzeit noch nicht bekannt. Da die detaillierten STIKO-Empfehlungen noch nicht veröffentlicht worden sind, sei man aktuell noch im Abstimmungsprozess beispielsweise mit den Ländern und den Fachgesellschaften.

Es sei jedoch davon auszugehen, dass zumindest am Anfang nicht für alle Menschen sofort ausreichend Impfstoffdosen zur Verfügung stehen werden, weswegen eine Priorisierung zunächst erforderlich sein wird.

Über die Expertin: Prof. Dr. Sabine Wicker ist Leiterin des Betriebsärztlichen Dienstes des Universitätsklinikums Frankfurt und stellvertretende Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI).

Verwendete Quellen:

  • Prof. Dr. Sabine Wicker, Leiterin des Betriebsärztlichen Dienstes des Universitätsklinikums Frankfurt
  • Medrxiv: Vaccine optimization for COVID-19: who to vaccinate first
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