Der langjährige Bankberater von Uli Hoeneß hat sich aus dem Staub gemacht. Seit gestern ist bekannt, dass Jürg Hügli vor der deutschen Justiz in die Schweiz geflohen ist. Von den Schweizern wird der ehemalige Vontobel-Direktor für seine abenteuerliche Flucht gefeiert.

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Dem Fall Uli Hoeneß muss ein neues Kapitel hinzugefügt werden: die Geschichte der Flucht von Jürg Hügli. Seit Dienstag ist bekannt, dass sich der ehemalige Bankberater von Uli Hoeneß wieder in der Schweiz aufhält, obwohl gegen ihn ein Strafbefehl der deutschen Justiz vorliegt. Der Ex-Direktor der Vontobel-Bank soll wesentlichen Anteil daran haben, dass der Ex-Präsident des FC Bayern München mehrere Millionen Euro Steuern hinterziehen konnte. Ende Oktober war Hügli in Warschau verhaftet und nur gegen Kaution wieder freigelassen worden. Nur Tage später wagte der Hoeneß-Vertraute die Flucht und setzte sich über den Landweg in die Schweiz ab.

"Cowboy-Methoden der deutschen Justiz treffen Hoeneß-Banker" schrieb die "Neue Zürcher Zeitung", Tage bevor die spektakuläre Flucht von Jürg Hügli bekannt geworden war. Die Schweizer Zeitung echauffierte sich darüber, dass Hügli von der deutschen Justiz ins Visier genommen wurde, "obwohl bis heute öffentlich keine substanziellen Vorwürfe bestätigt sind".

Nun, da Hügli geflohen ist und sich wieder in der Schweiz aufhält, wo er von der deutschen Justiz nicht belangt werden kann, freuen sich einige Schweizer Medien diebisch über den Coup des Bankers.

"Haftbefehl zum Altpapier"

Das Portal "insideparadeplatz.ch" erklärt: "Hügli ist der erste Schweizer Banker, der einer ausländischen Staatsmacht den Krieg erklärt. Die Botschaft an die Adresse der Deutschen lautet: Von Euch lasse ich mich nicht fertig machen." Er zeige Bern damit, wie man sich wehre, schreibt das Portal weiter. "Ihren Haftbefehl gegen den Schweizer Banker können sie zum Altpapier schmeißen", lautet das süffisante Fazit der Finanzseite.

Auch das Schweizer Boulevard-Blatt "Blick" kann sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen: "Mit seiner Aktion macht der Banker unserem nördlichen Nachbarland einen Strich durch die Rechnung."

Mehrere Medien zitieren zudem eine Quelle der Vontobel-Bank, die behauptet, Hügli werde von den Deutschen gejagt, "weil sie mit ihm den Druck auf die eigenen Steuersünder erhöhen können". Der Banker habe Hoeneß gar nicht bei der systematischen Steuerhinterziehung helfen können, da er von Steuerkonstrukten ohnehin nichts verstanden hätte.

Die deutsche Justiz bekommt den Stempel des Bösen aufgedrückt. In den Schweizer Banken geht die Angst um, dass es zu weiteren Verhaftungen kommen könnte, falls sich Berater von deutschen Steuersündern außerhalb der Schweiz bewegen sollten. Jürg Hügli ist der Robin Hood dieser ängstlichen Banker. Er hat sich dem Strafbefehl ganz einfach widersetzt.

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