Für viele kommt der erneute Bahnstreik zur Unzeit. Und es könnte im neuen Jahr noch schlimmer für Fahrgäste kommen. GDL-Chef Weselsky kündigte jetzt intensivere Streiks an.

Mehr News zum Thema Wirtschaft

Bahn-Fahrgäste können nach dem anstehenden Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nur kurz durchatmen: Schon für das neue Jahr hat Gewerkschaftschef Claus Weselsky weitere Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt. "Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver", sagte der GDL-Vorsitzende am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.

Weitere News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.

Bahn begrüßt "Weihnachtsfrieden" – ärgert sich aber über neue Streikankündigung

Die Deutsche Bahn begrüßte die Streik-freie Zeit über Weihnachten grundsätzlich. Die Gewerkschaft habe mit diesem "Weihnachtsfrieden" den "Weg der Besinnung eingeschlagen", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Donnerstag. Das sei eine gute Nachricht für die Fahrgäste. "Und besser spät als nie", fügte Seiler hinzu. "Genau das haben wir bereits seit September vorgeschlagen."

Die eigentliche Streikankündigung kritisierte die Bahn aber scharf. "Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel ist verantwortungslos und egoistisch", erklärte Seiler. Die GDL vermiese Millionen Menschen das zweite Adventswochenende und streike "für unerfüllbare Forderungen" statt zu verhandeln. Der Konzern selbst sei "zu jeder Zeit und an jedem Ort verhandlungsbereit".

Die Bahn rief ihre Fahrgäste auf, für Freitag geplante Reisen, wenn möglich, zu verschieben. Sie kündigte einen Notfahrplan an, dieser werde aber nur ein "sehr begrenztes Zugangebot" im Fern- und Nahverkehr sichern. Bundesweit werde es zu Ausfällen und Verspätungen kommen. Für am Freitag gültige Tickets wurde die Zugbindung aufgehoben, um Verschiebungen zu erlauben, auch eine Vorverlegung der Reise auf Donnerstag sei möglich.

Kritik an dem Arbeitskampf kam auch von den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg (UVB). Das Vorgehen der GDL sei "schwer erträglich" und es sei unverständlich, weshalb die Gewerkschaft nach zwei Runden nicht mehr verhandeln wolle, erklärte Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. Die GDL ziehe ohne Not hunderttausende Pendlerinnen, Pendler und Reisende in Mitleidenschaft. Für die Firmen in der Hauptstadtregion entstehe ein Schaden in Millionenhöhe.

GDL-Warnstreik: Welche Rechte haben Reisende?

Von Donnerstagabend, 22:00 Uhr, bis Freitagabend, 22:00 Uhr, müssen sich Fahrgäste wieder auf Tausende Zugausfälle im bundesweiten Bahnverkehr einstellen. © ProSiebenSat.1

Auszählung der Urabstimmung in wenigen Tagen

Derzeit lässt die Gewerkschaft per Urabstimmung ihre Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen. Das Ergebnis wird für den 19. Dezember erwartet. Weselsky rechne dabei mit einer Zustimmung von rund 90 Prozent. Für unbefristete Streiks müssen mehr als 75 Prozent der Mitglieder zustimmen. Solche Arbeitskämpfe können für die Beschäftigten ins Geld gehen. Das Streikgeld der Gewerkschaft gleicht in der Regel nur einen Teil der Lohneinbußen aus, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei Arbeitskämpfen entstehen können.

Die GDL hat erneut zu Warnstreiks in der Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn und anderen Bahn-Unternehmen aufgerufen. Beginnen soll der Ausstand am Donnerstagabend um 22 Uhr im Personenverkehr. Am Freitag um 22 Uhr soll er enden.

Im Güterverkehr soll der Ausstand bereits am Donnerstag um 18 Uhr beginnen. Laut GDL werden neben der Bahn auch die Unternehmen Transdev, AKN Eisenbahn, City-Bahn Chemnitz und acht Personaldienstleister bestreikt. Die Gewerkschaft begründet ihren erneuten Warnstreik damit, dass die Arbeitgeberseite "mauert" und sich weigere, über die Kernforderung einer Arbeitszeitabsenkung im Schichtdienst auf 35 Stunden pro Woche zu verhandeln. (afp/dpa/the)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © picture alliance/dpa/Christoph Soeder