Die Dürre trifft Landwirte in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich hart. Diesen Montag wollen Experten von Bund und Ländern erneut über eine Nothilfe beraten. Unklar ist, ob es überhaupt Hilfen geben wird. Aktuellen Schätzungen zufolge belaufen sich die Schäden auf über eine Milliarde Euro.

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Vor kurzem hatten deutsche Bauern und Waldbesitzer Alarm geschlagen: Sie befürchten ob der Dürre eine "Jahrhundertkatastrophe". Junge Bäume seien nicht mehr zu retten, das Ausmaß des Schadens werde sich erst in Generationen zeigen.

Nun sind Zahlen zu den potenziellen Schäden bekannt: Die wochenlange Dürre in vielen Regionen Deutschlands hat in der Landwirtschaft ersten Schätzungen aus den Ländern zufolge 1,1 Milliarden Euro Schaden angerichtet.

Der Bauernverband hat nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur Hilfen von einer Milliarde Euro für Landwirte gefordert, die wegen der Trockenheit schwere Ernteausfälle erleiden.

Bund und Länder diskutieren Nothilfen

Am Montag treffen Ministeriumsexperten von Bund und Ländern erneut aufeinander, um über Nothilfen für die Bauern zu beraten. Ende Juli hatten sie eine erste Bestandsaufnahme gemacht.

Das Bundeskabinett will nach Angaben von Agrarministerin Julia Klöckner in der kommenden Woche eine Maßnahme zur Linderung der Futterknappheit in der Landwirtschaft billigen. Viehhaltern helfe "jetzt in erster Linie nicht Geld, sie brauchen Futter für ihre Tiere", sagte die CDU-Politikerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).

Klöckner hatte die Länder aufgerufen, über Schäden und vorgesehene Hilfen zu informieren.

Allein für Schleswig-Holstein meldete das dortige Agrarministerium einen geschätzten Dürre-Schaden von 422 Millionen Euro an den Bund. Sachsen übermittelte eine Schätzung von rund 308 Millionen Euro, Sachsen-Anhalt von 237 Millionen Euro.

Für Hessen geht das Landesagrarministerium davon aus, dass die Bauern Ernteausfälle von bis zu 150 Millionen Euro zu verkraften haben. Zudem werden für die Forstwirtschaft des Landes Verluste von rund 30 Millionen Euro prognostiziert.

Niedersachsen rechnet mit der schlechtesten Getreideernte seit 1976. Erwartet wird eine Ernte von 4,69 Millionen Tonnen, 22 Prozent weniger als 2017.

Regionale Unterschiede bei den Schäden

Bei den Schäden beobachten auch die Länder regionale Unterschiede. "In Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz zum Beispiel sind viele Landwirte weniger betroffen", sagte Klöckner der FAS. "Im Norden und Osten, zum Beispiel in Sachsen, sieht es vielerorts sehr schlimm aus." Entscheidungen zu Hilfen werden vorerst nicht erwartet.

Zuständig für Nothilfen an Landwirte sind zuerst die Länder. Vor einer Entscheidung über mögliche Bundeszahlungen will Klöckner den Abschluss der Ernte und die amtliche Erntebilanz abwarten, die für Ende August vorgesehen ist. Dabei müsste festgestellt werden, dass es sich um Schäden von "nationalem Ausmaß" handelt.

"Ich kann nicht ohne repräsentative Zahlen, Daten und Fakten den nationalen Notstand ausrufen und nach Gefühl Zahlungen veranlassen", sagte Klöckner dem "Spiegel".

In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" lehnte die Ministerin konkrete Hilfen wie eine Risikoausgleichsrücklage, die der Bauernverband gefordert hatte, oder einen Staatszuschuss zu Dürre-Versicherungen ab. "Staatliche Maßnahmen sollten weiterhin die Ausnahme bleiben", sagte sie.

Zuletzt war 2003 wegen einer Dürre ein Schaden von "nationalem Ausmaß" registriert worden. Der Bund und mehrere Länder stellten damals insgesamt 72 Millionen Euro bereit. (ank/dpa)

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