Während das Dschungelcamp in diesem Jahr so vor sich hinplätschert, stellt sich vor allem eine Frage: Wie konnte das passieren? Die Antwort ist simpel: Die Kandidaten von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" sind nicht mehr so naiv wie früher.

Mehr News zum Dschungelcamp

Sonja Zietlow und Daniel Hartwich stehen auf dieser Brücke, auf der sie in den letzten zwei Wochen immer das Dschungelcamp 2015 anmoderiert haben. Sie tragen Sonnenbrillen, halten einen Metallzylinder in Richtung Kamera und sagen, dass man gleich alles vergessen werde. Beziehungsweise vergessen, dass es nichts zu vergessen gibt. Dann würde "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" noch einmal von vorne beginnen. So wie bei "Men in Black".

Seit Tagen geht das schon so. Die Moderatoren geben sich gar keine Mühe mehr, ihren Unwillen über die diesjährigen Kandidaten zu verbergen. Die sich einfach nicht so benehmen wollen, wie sie sollen und sich in den Prüfungen verweigern. Auch den Medien reicht es schon seit geraumer Zeit. Täglich berichten sie, wie langweilig das doch alles sei. Die "BZ" stieg sogar vor dem Ende der Staffel ganz aus.

Aber wie konnte das Casting für dieses Jahr so schiefgehen? Bei einem Format, das nichts dem Zufall überlässt? Einer Millionenproduktion, von der es heißt, sie unterziehe die Promis vor dem Beginn der Show einem Verhör, bei dem alle Eventualitäten ausgeräumt werden? War die maue Auswahl dieses Jahr also einfach nur Pech?

Nicht ganz. Denn was RTL nicht berücksichtigt hat, ist, dass sich die C-Promis mittlerweile wissen, wie's geht. War das Dschungelcamp früher der letzte Gang eines abgehalfterten Stars, so ist er heute die erste Wahl. Die "Stars" müssen nicht mehr nach Australien - sie wollen es.

"Vielleicht hätte ich mehr zicken sollen"

Wie schnell sich dieser Sinneswandel vollzogen hat, zeigt das Beispiel von Mola Adebisi. Der ehemalige Viva-Moderator nahm im vergangenen Jahr an der Show teil, in der Hoffnung, dadurch neue Engagements gewinnen zu können. Das Gegenteil war der Fall, wie er am Dienstag bei "Maischberger" erzählte. Adebisi wurde als Memme verspottet und sah sich nach seinem Auszug einem ausgewachsenen Shitstorm gegenüber.

Er erklärte, dass er das Dschungelcamp vor seiner Teilnahme noch nie gesehen hatte, weil es ihn "nicht interessierte". Um so erstaunter war Adebisi darüber, dass das, was er im Camp "getan habe und meine Außendarstellung zwei verschiedene Paar Schuhe waren". Er sah sich also falsch dargestellt. In einer Show, die er nie gesehen hatte. Die seit Jahren dafür bekannt ist, ihre Teilnehmer gnadenlosem Spott auszusetzen.

Diese Naivität besitzen die aktuellen Teilnehmer nicht mehr. Und wahrscheinlich kommt aus diesem Grund das Dschungelcamp in diesem Jahr auch nicht in die Gänge. Die aktuellen Teilnehmer wissen ganz genau, auf was sie sich einlassen. An Tag 10 sagt zum Beispiel Sara Kulka, kurz bevor sie das Camp verlassen musste: "Vielleicht hätte ich mehr zicken sollen." Sie ist also durchaus so reflektiert, dass sie weiß, was von ihr in dieser Show erwartet wird.

Die Rückkehr der Brüste

Kulka stammt - wie so viele in diesem Jahr - aus Formaten, die genau so arbeiten wie das Dschungelcamp. "Der Bachelor", "Germany's next Topmodel", DSDS - sie alle formen aus stundenlangem Material Stereotypen, die vielleicht nicht dem echten Naturell der betreffenden Menschen entsprechen, aber beim Publikum funktionieren. Aus Kulka wurde so die Zicke bei Heidis Model-Casting. Darauf hatte sie offenbar im Dschungel keine Lust. Bereits nach zwei Tagen lieferte sie keine Angriffsfläche mehr. So wie alle anderen Teilnehmer, die versuchen, einfach durchzukommen.

Das Ergebnis sind verwirrte Zuschauer, deren Sehgewohnheiten nicht erfüllt werden. Das irritierte sie offenbar so sehr, dass sie Walter Freiwald an Tag 13 aus dem Dschungel beförderten. Den einzigen, der wenigstens versuchte, etwas Leben in die Show zu bringen. Für RTL ist das fatal. Wer soll jetzt noch für Ärger in Australien sorgen? Offensichtlich keiner. Der Kölner Sender konzentriert sich in den letzten Ausgaben vermehrt auf das, was ihn in den 80ern und 90ern groß machte: Brüste. Tanja Tischewitschs Monokini ist der neue Star der Show. Wahrscheinlich kehrt auch bald Hugo Egon Balder zurück. Und Tanja wird nicht Dschungelkönigin, sondern die neue Kirsche bei "Tutti Frutti".

Alle Infos zu "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" gibt es im Special bei RTL.de.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.