Bei "Die Bachelorette" ist der Anfang gemacht, die Truppe beziehungswilliger TV-Romantiker zusammengestellt und samt Junggesellin nach Portugal verschifft, auf dass es eine lustige Verkupplung gebe. Ab jetzt bekommt jeder seine Rolle zugewiesen. Zwei Kandidaten dürften mit ihrer aber ganz und gar nicht zufrieden sein.

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Nach der ersten Kennenlern-Runde in der Auftaktfolge macht sich RTL nun daran, seiner Dating-Show "Die Bachelorette" ein bisschen Gehalt zu verleihen. Bitte jetzt aber nicht Gehalt mit Anspruch verwechseln! Damit hat die Show weiterhin nichts am Hut. Gehalt ist hier gemeint im Sinne von "ein bisschen Fleisch auf die Rippen". Konkret bedeutet das, dass jetzt die Schubladen gezimmert werden, in die der Schnitt dann die einzelnen Kandidaten steckt. Ob die zusammengeschnittene Person dann in etwa dem tatsächlichen Charakter entspricht, das kann man als Zuschauer nicht so recht einschätzen. Ähnlichkeiten mit lebenden, verstorbenen oder den tatsächlichen Personen können also nicht ausgeschlossen werden.

Ist aber eigentlich auch wurscht, denn erstens wird man die Herren allenfalls beim nächsten Dschungelcamp wiedersehen. Und zweitens. Ja, bei zweitens kann jetzt jeder selbst einfügen, warum ihm die Kandidaten egal sein können. Wem gerade nichts einfällt, der könnte zum Beispiel diesen Grund hier nehmen: Weil es auch RTL egal ist, schließlich geht es hier einzig um die Show und die braucht feste Rollen, Charaktere, an denen man sich reiben kann, und ein paar Geschichten für die Dramatik.

"Ey Jungs, der Deniz hat abgehauen!"

Da ist zum einen die Gruppe insgesamt oder nennen wir sie lieber "das Rudel". Das Rudel also zeichnet sich dadurch aus, dass es alles, was es an Neuigkeiten gibt, mit einem lauten "Ey" begrüßt. Das Rudel spricht sich untereinander mit "Jungs", "Alter" oder "Digger" in nicht notwendigerweise richtiger Grammatik an. Zusammen ergibt das dann Sätze wie "Ey Jungs, der Deniz hat abgehauen!"

Das Rudel als solches geht zumeist banalen Tätigkeiten nach: am Pool relaxen, neben dem Schwimmbecken entspannen oder auch einfach mal nur am Beckenrand rumlümmeln – was man lieber mag. Kann sein, dass der eine oder andere auch mal eine Runde Turnier-Schach spielt oder mit seinen "Bachelorette"-Kollegen über das Verhältnis baryonischer Materie zu Photonen und dessen Auswirkung auf den Beginn der Deuterium-Synthese diskutiert. Wenn dem so ist, dann verheimlicht uns RTL diese Bilder.

Zerfällt das Rudel in kleinere Grüppchen – was recht oft passiert – dann werfen sich die Wölfe gegenseitig zum Fraß vor. Wer da wem auf die Nerven geht, ist unbedeutend. Hauptsache, es liegt ein wenig Schärfe in der Luft und man kann eine Geschichte erzählen. Wie die von besagtem Deniz. Dem Guten war auf einmal nicht mehr so wohl im Rudel ("Ich hab den Druck vielleicht unterschätzt") und so wollte er die Testosteron-Finca wieder verlassen. Kam dann aber doch zurück und lieferte sich damit quasi selbst seinen Schlächtern aus: "Wenn du ein cooler Typ bist und Klasse hast, dann verpisst du dich auch wieder", macht ihm beispielsweise sein Kollege Katsche aus Aurich klar.

"Der macht mich schon ein bisschen nervös"

Als Einzelperson, also als die kleinste Einheit des Rudels, hat dann jeder seine eigene Rolle zu erfüllen. Und in der gestrigen Folge hatte RTL Folgendes vorgesehen:

Der Bodenständige: Florian. Oder Florrrrian, wie er sich selbst nennen würde, denn der nette Oberpfälzer ist ein Meister des rollenden Rs. Die strahlend blauen Augen sind sein zweites Markenzeichen. Hatte als Erster ein Einzeldate mit Alisa.

Der Flirter: Diese Rolle übernimmt der gutaussehende Mario aus Köln, denn er flirtet unheimlich gerne. Wer das noch nicht gemerkt hat, für den sagt es Mario nochmal ganz deutlich: "Ich flirte unheimlich gerne." Liegt momentan bei Alisa vorne: "Der macht mich schon ein bisschen nervös."

Der Liebe: Hier kommt der Hamburger Dennis ins Spiel. Er ist für ein solches Format schon fast unanständig unhysterisch. Sagt Sätze wie "Sei dankbar für das, was ist", kennt kein böses Wort und nimmt vermeintlich geschwächte Rudelmitglieder auch gerne mal in den Arm. Kommt aber nicht immer gut an ("Warum fasst du mich an?").

Der Rüpel: Bei Robbin aus Berlin ist nicht nur ein Buchstabe zu viel. Auch sonst ist der Nagelstudio-Betreiber immer eine Spur drüber. Trägt gern auffällige Anzüge und platzt in das Gespräch zwischen Deniz und Alisa. Der gefällt so viel Dreistigkeit und belohnt das mit einer Rose.

Der Nörgler: Diese Ehre gebührt Philipp. Der 27-Jährige hat wenig Freude in der Finca. Ständig geht es den anderen besser als ihm. Da muss man dann schon mal zu Tricks greifen und den Mitkonkurrenten Robbin zum Stunk machen anstiften.

Wie gesagt, ob das, was RTL da so zusammenbastelt, in der Realität Bestand hat, kann nur der Bekanntenkreis der Kandidaten einigermaßen beurteilen. Aber so ist nun einmal das Konzept der Sendung. Für Marvin und Till hatte Alisa gestern übrigens auch zwei Rollen vorgesehen. Die der Heimreisenden.

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