Während Deutschland im Lockdown sitzt, macht der Bachelor dort Urlaub, wo sonst niemand hin darf. Wenn da nur nicht all diese Frauen wären, die ständig beachtet werden wollen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wäre er nicht der "Bachelor", könnten Zuschauer schon neidisch werden: Da sitzt Niko Griesert, der diesjährige Rosenramponeur und Sohn des Osnabrücker Bürgermeisters, in Folge 6 seiner Suche nach einer Kurzzeit-Liebschaft auf der Zugspitze, umringt von seinen Jüngerinnen.

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Über ihm der klare, blaue Himmel, die Sonne scheint, der fast nie schmelzende Schnee allgegenwärtig. Und sonst ist niemand da. Klar, das Team der Produktionsfirma des "Bachelors", aber kein Tourist, kein Besucher.

Wer schon einmal auf der Zugspitze war, weiß: Dort drängen sich sonst Menschen so dicht an dicht, dass der höchste Berg Deutschlands kaum zu erkennen ist. Auch im Salzbergwerk in Berchtesgarden ist es nicht anders: Nur Griesert und seine willige Anwärterinnenschar auf hoffentlich schnell vergängliche C-Prominenz sind dort. Der "Bachelor" als Konjunkturprogramm einer von der Corona-Pandemie gebeutelten Tourismusindustrie. So weit ist es schon gekommen.

Es könnte das schönste Date des Lebens beim "Bachelor" werden - oder auch nicht

Was alle Beteiligten nicht davon abhält, in Folge 6 des "Bachelors" das übliche Prozedere zu praktizieren. Date Nummer eins: Rutschen im Salzbergwerk als Ouvertüre zum Smalltalk ("Magst du Tiere?" Ja, nein, vielleicht, eigentlich auch egal) und dem unvermeidlichen Zungennahkampf mit Stephie. Zwischenergebnis: "Man kann einfach so gut mit ihm sprechen." Man kann es aber auch einfach lassen.

Woran sich natürlich bei "Der Bachelor" niemand hält. Nächste Station: die verlassene Zugspitze. Esther flötet: "Das könnte das schönste Date meines Lebens werden."

Eine traurige Vorstellung. Die sich aber gleich darauf erklärt: Ihr Vater hat den "Bachelor" gegoogelt und findet ihn toll. "Der hat ja nicht mal Vorstrafen", so der Kommentar. Nach der letzten Staffel sind die Anforderungen offensichtlich deutlich gesunken.

Die große oder zumindest klitzekleine Liebe wird es zwischen dem "Bachelor" und Esther trotzdem nicht werden. Als der einer anderen Teilnehmerin des Dates einen Schneeball in den Kragen wirft, entfleucht Esther: "Was bistn du für ein Assi?" Die Quittung folgt sofort: "Esther ist sicher eine Traumfrau - ob sie jetzt meine Traumfrau ist …" Offensichtlich nicht. Am Ende der Sendung schickt Griesert sie zusammen mit den beiden Jacquelines nach Hause. Da muss sich der Vater wohl auf die Suche nach einem neuen Schwiegersohn in spe ohne Vorstrafen machen.

Intelligenz ist eher hinderlich beim "Bachelor"

Der "Bachelor" ist sowieso schon weiter zu Date drei mit Hannah, bei der in den vergangenen Folgen so viele Funken sprühten wie zuletzt an Silvester. Das könnte auch daran liegen: "Du bist sehr intelligent, das ist mir schon aufgefallen." Nicht weiter schwer in dieser Sendung, aber definitiv eher ein Nachteil für eine glückliche Kurzbeziehung ohne die Standleitung zum alkoholischen Sponsor.

Das verordnete Romantikprogramm geht ordentlich in die Hose - aber nicht im bildlichen Sinne. In der Kutsche sitzen die beiden auf Abstand, in historischen Sissi- und Franz-Kostümen sorgt das ausladende Kleid von Hannah dafür.

Aber Romantik ist schließlich, was man daraus macht. Beziehungsweise der Sender: Der unterlegt die Szenerie einfach mit "Can’t help falling in love" und blendet alle Originalgeräusche aus. Am Ende ist man sich einig: "Ich kann mir definitiv was vorstellen", erklärt der "Bachelor". Das muss reichen. Es muss ja nicht mit Hannah sein.

Niko Griesert fühlt sich mal wieder zu allen hingezogen

Bleibt nur die Nacht der Rosen, in der die perfekt gecastete Stress-Königin Linda Nobat sich ihrem Klimax entgegenarbeitet. Die ganze Folge über stänkerte sie schon: "Ich will kein scheiß Gruppendate!", ging dann aber doch hin. Sie lästerte und beschwerte sich über die Treffen der anderen aus dem einfachen Grund, weil sie natürlich viel besser dafür geeignet wäre.

Selbst die Getränkeauswahl bekam es ab: "Ekliger Rotwein", schimpfte sie. In der Sommelier-Hochburg Hanau ist sie offenbar besseres gewohnt. In der Nacht der Rosen will sie das nun ein für alle Mal klären und füllt sich das Glas mit dem "scheiß Wein" bis zum Rand. Mit einem Fingerzeig lässt sie ihre Konkurrentin abzischen, bereit, dem Bachelor einen "Uppercut" zu verpassen.

Nur von Angesicht zu Angesicht sieht das irgendwie nicht nach einem Kinnhaken, sondern ziemlich genau wie Hände tätscheln aus. Und kichern und giggeln. Die Harmonie endet abrupt, als Michèle erscheint und Griesert säuselt: "Weißt du, woran du mich jeden Abend erinnerst? An eine Disney-Prinzessin." Er ist eben doch der "Bachelor". Und wie sagt der es jedes Jahr immer wieder so schön: "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich mich zu mehreren Frauen gleichzeitig hingezogen fühlen kann."

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