Guido Cantz lässt sich für "Verstehen Sie Spaß?" schwarz schminken, dicke rote Lippen aufkleben und spricht mit einem Akzent, der seine Figur so richtig dumm dastehen lässt. Der SWR meint, das habe nichts mit "Blackfacing" zu tun und sie verstünden nicht, wieso sich die Leute darüber aufregen. Das heißt, die Verantwortlichen bei dem Sender sind entweder sehr naiv, sehr Skandal-geil oder schlicht rassistisch.

Ein Kommentar

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Eine junge - weiße - Frau sitzt in der Schweizer TV-Sendung "Happy Day". Sie sucht angeblich nach ihrem Vater, zu dem sie nie Kontakt hatte und den ihre Mutter im Urlaub in Südafrika kennengelernt hatte. In Wirklichkeit ist sie eine Schauspielerin und Teil eines Gags von "Verstehen Sie Spaß?", bei dem der "Happy Day"-Moderator Röbi Koller reingelegt werden soll.

Als der nämlich den vermeintlich gefundenen Vater hereinbittet, betritt ein Klischee-Schwarzer mit dicken Lippen und einem schlechten Anzug die Bühne, der seiner Tochter mit dem Satz "I am your fadda" um den Hals fallen will. Und weil die Redaktion von "Verstehen Sie Spaß" mit ihrem Humorverständnis in den 50er-Jahren steckengeblieben ist, ist das gar kein echter Schwarzer, sondern Moderator Guido Cantz, der zum Klischee hingeschminkt wurde.

Gegenüber dem Medienportal "Übermedien" rechtfertigt sich der SWR, Guido Cantz' Verkleidung habe nichts mit "Blackfacing" zu tun, denn das habe "einen historischen Hintergrund und bezieht sich auf weiße Varieté-Künstler, die sich im 18. und 19. Jahrhundert das Gesicht schwarz malten, um sich dann diskriminierend und klischeebeladen über Schwarze lustig zu machen".

SWR macht Witze mit rassistischen Vorurteilen

Die Definition ist nicht falsch. Aber wieso fällt dem SWR dabei nicht auf, dass der einzige Unterschied zwischen ihrer Definition und dem, was sie selbst gemacht haben, das Jahrhundert ist, in dem es stattfand? Ist es im 21. Jahrhundert wirklich so viel besser, Witze mit rassistischen Vorurteilen zu machen?

Es gibt eigentlich nur drei Möglichkeiten, was beim SWR schiefgelaufen ist, dass dieser "Scherz" es jetzt tatsächlich in die Sendung vom kommenden Samstag geschafft hat: Entweder die gesamte Redaktion ist so naiv, dass sich tatsächlich niemand etwas Böses dabei gedacht hat und sie sich jetzt alle wundern, wieso es Gegenwind gibt. Dann wäre es höchste Zeit für frischen Wind im Sender. Denn jedes Schulkind mit einem Facebook-Account hätte vorhersagen können, dass es hier einen Shitstorm geben wird.

Oder man wusste bei dem Sender ganz genau, dass man hier mit dem Feuer spielt und freut sich jetzt über die zusätzliche Aufmerksamkeit. Das wäre für einen öffentlich-rechtlichen Sender verantwortungslos, denn egal wie die Quote ausfällt - mit rassistischen Klischees gewonnene Zuschauer sollten nicht das sein, was man bei der ARD haben will.

Die dritte Möglichkeit ist, dass hier Fernsehen für eine Generation gemacht wird, die gar keine Probleme darin sieht, rassistische Witze zu machen. Die nicht erkennt, wieso es anstößig ist, wenn sich der Karnevals-Clown Guido Cantz dicke Lippen, braune Farbe und einen möglichst breiten Akzent draufpackt. Dazu passt es, dass der SWR in seiner Stellungnahme auch ankündigt, dass sie noch lange nicht am Ende sind: Guido Cantz werde sich auch weiterhin verkleiden, "demnächst vielleicht als Chinese oder zu groß geratenes 12-jähriges Kind".

Das nächste rassistische Klischee ist also schon in der Vorbereitung. Und das auch noch gebührenfinanziert.

Teaserbild: Screenshot SF1
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