• Ende Februar wurde die zweifache Mutter Anja Kallenbach in Rust zur "Miss Germany" 2021 gewählt.
  • Im Interview erklärt uns die 33-jährige Unternehmerin, wie viel man als "Miss Germany" verdienen kann und was sie von einem Format wie "Germany's Next Topmodel" hält.

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Frau Kallenbach, wie wird man "Miss Germany"? Sind Sie selbst darauf gekommen, sich zu bewerben?

Anja Kallenbach: Durch eine sehr gute Freundin bin ich auf das neue Konzept von "Miss Germany" aufmerksam geworden, dass jetzt eben nicht mehr nur auf die Schönheit, sondern auch viel mehr auf die inneren Werte einer Frau geachtet wird. Sprich, dass die Frauen auch ihre Geschichten nach außen tragen dürfen. Das hat mich auf den ersten Blick sofort überzeugt. Ich habe mich auf der Internetseite noch weiter informiert, habe dann ein Bild hochgeladen und angegeben, warum ich teilnehmen möchte. Dann bin ich noch ein bisschen auf meine Hobbys und Leidenschaften eingegangen und somit war das auch schon erledigt.

Sie wurden nach verschiedenen Stationen und einem Onlinevoting zur "Miss Thüringen" gewählt. Wie ging es dann weiter?

Nachdem ich beim Community-Voting und dem "Empowerment Day" zur Miss Thüringen gewählt worden bin, ging es Anfang Februar in ein zweiwöchiges "Personality-Camp" nach Rust in den "Europa-Park". Dort haben wir gemeinsam mit den anderen Misswahl-Gewinnerinnen der Bundesländer an vielen Workshops und Coachings teilgenommen, um uns vorzubereiten. Nach den zwei Wochen mit sehr beeindruckenden Frauen, jede auf ihre Art und Weise, hatte ich überhaupt keine richtige Vorstellung davon, ob ich wirklich eine Chance habe oder nicht. Umso größer war dann die Überraschung am Final-Abend, als ich zur "Miss Germany" gekürt wurde. Denn jede von ihnen hatte eine so besondere Geschichte. Umso mehr freue ich mich jetzt, die Botschafterin der anderen Kandidatinnen sein zu dürfen.

Welcher Teil der Wahl hat Ihnen besonders Spaß gemacht?

Ganz klar die Zeit vor dem Finale - das "Personality-Camp". Ich hatte eine wahnsinnig intensive Zeit, in der ich ganz verschiedene Persönlichkeiten und Geschichten kennenlernen durfte, die mich sehr beeindruckt und nachhaltig bewegt haben. Auch aus den Workshops und Coachings konnte ich eine Menge neues Wissen mitnehmen.

Sie waren mit 33 Jahren die älteste Teilnehmerin. Hat Sie das unter Druck gesetzt?

Nein, ganz und gar nicht. Die anderen Frauen waren zwischen 19 und 31. Ich habe mich auch nicht als Älteste gefühlt. Man sagt ja auch immer, dass man so alt ist, wie man sich fühlt. Und ich fühle mich jung. Außerdem haben Frauen die Möglichkeit, auch noch bis 39 Jahren teilzunehmen. Von daher war da ja auch noch ein bisschen Luft nach oben. (lacht)

Wie haben Ihre Kinder darauf reagiert, dass sie ihre Mutter zwei Wochen lang nicht sehen konnten?

Meine Töchter sind fünf und sieben. Das heißt, sie wissen noch gar nicht, wie lange zwei Wochen sind. Damit die beiden ein Gefühl davon bekommen, wie viele Tage ich schon weg bin, beziehungsweise in wie vielen Tagen ich wiederkomme, habe ich den beiden einen Kalender gebastelt, ähnlich einem Adventskalender, mit Briefen und weiteren, persönlichen Kleinigkeiten. Wenn die Frage aufkam, wann denn die Mama wiederkommt, konnten sie schauen, wie viele Türchen noch zu öffnen sind und wie oft sie somit noch schlafen müssen, bis ich wiederkomme. Selbstverständlich haben wir während der Zeit regelmäßig telefoniert. Da ist dann natürlich schon auch immer wieder die Frage aufgekommen, wann ich nach Hause komme. Aber meine Kleine hat vorher schon immer gesagt: "Die Mama kommt als 'Miss Germany' nach Hause und sie bringt mir eine Krone mit!" Eine Krone habe ich dieses Jahr zwar nicht bekommen, aber um große Enttäuschungen zu vermeiden, habe ich symbolisch eine kleine Krone besorgt und ihr diese mitgebracht.

Sind Sie für Ihre Kinder ein Vorbild?

Ich würde behaupten, dass jede Mama generell erstmal ein Vorbild für ihre Kinder ist. Losgelöst davon, ob ich nun den Titel der "Miss Germany" trage oder nicht. Trotzdem haben sich meine Töchter über meinen Sieg schon sehr gefreut.

Wie hoch war Ihr Preisgeld?

Preisgelder gibt es ja nicht mehr, davon möchte man ja auch wegkommen. Frauen machen an der heutigen Misswahl nicht mehr mit, weil sie unbedingt das Preisgeld gewinnen möchten, sondern weil sie gemeinsam etwas bewegen, mit einer Message nach draußen treten möchten.

Sie machen das Ganze allerdings auch nicht ehrenamtlich. Was verdient eine "Miss Germany" im Jahr?

Das liegt ganz an einem selbst. Es kommt darauf an, was man für Aufträge bekommt, welche Kooperationen man eingeht oder eingehen möchte und wie man sich selber gibt. Also wie zielstrebig man da ist und mit wie viel Leidenschaft man an die Sache herangeht. Ich glaube das ist ein wichtiger Punkt.

Wie wird ihr Alltag aussehen, wenn Sie als "Miss Germany" unterwegs sind?

Mein Lebensgefährte kümmert sich um unsere Outdoor- & Lifestylegeschäfte. Ich mache das Controlling mit, kann mich allerdings gerade weniger darum kümmern, da ich viele Anfragen zu Terminen erhalte. Natürlich bekomme ich von meiner Familie und meinen Freunden auch den Rücken gestärkt. Ich habe ja auch das Glück, dass wir die ganze Familie hier im Ort haben, die uns den Rücken freihalten kann, also sowohl mir in meiner jetzigen Rolle als "Miss Germany" als auch meinem Lebensgefährten im Unternehmen.

Worum geht es bei der neuen "Miss Germany"-Wahl? Man erinnert sich noch gut an die Zeiten, in denen Frauen in knappen Bikinis über die Bühne gescheucht wurden. Böse Zungen behaupteten, die Fragen nach Politik, Gesellschaft und Umwelt dienen nur dazu, die Veranstalter von Misswahlen vom Vorwurf der Fleischbeschau freizusprechen.

Es gab einen kompletten Generationenwechsel bei der "Miss Germany"-Wahl. Die neue "Miss Germany" ist eben nicht mehr "nur" die Frau im Bikini, sondern man möchte mit diesen typischen Klischees aufräumen. Es spielt keine Rolle mehr, ob eine Frau 90/60/90 Maße hat. Die Veranstalter möchten auch nicht mehr irgendwelchen Idealen hinterher eifern, sondern es kann wirklich jede Frau teilnehmen, es wird viel auf die inneren Werte geachtet. Denn jede Frau hat eine Botschaft, ein prägendes Erlebnis oder einen interessanten Werdegang hinter sich. Und genau das zählt mittlerweile viel mehr für "Miss Germany". "Miss Germany" feiert jede Frau mit einer Message, die vielleicht auch was in unserer Gesellschaft ändern kann oder die für andere Frauen ein Vorbild sein kann.

Wo wir gerade beim Thema Fleischbeschau sind. Was halten Sie von einem Format wie "Germany's Next Topmodel", bei dem die Mädchen teilweise knapp bekleidet vor der Kamera stehen und sich gegenseitig kritisieren und runtermachen?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich kein großer Fan dieser Sendung bin, bei der es um einen klassischen Wettbewerb geht. Ich finde es nicht gut, was da gemacht wird. Es wird ja indirekt auch vermittelt, es gibt da eine, die ist mehr wert wie du. Und ich glaube, da sind halt viele junge Mädels dabei, die da mit ganz anderen Gedanken in die Sache reingehen oder sich nicht groß Gedanken machen, was sie so sagen. Die wollen vielleicht einfach nur die Chance nutzen, bekannt zu werden, berühmt zu werden, ins Fernsehen zu kommen. Natürlich möchte ich nicht alle Teilnehmerinnen über einen Kamm scheren. Fakt ist aber, dass die Gewinnerin von "Germany’s next Topmodel" fast ausschließlich durch Äußerlichkeiten ausgewählt wird und das finde ich nicht zeitgemäß. Und genau das ist der Grund, warum ich zu 100 % hinter dem Konzept von "Miss Germany" stehe, weil dieser Wettbewerb sich der heutigen Zeit angepasst hat und keine Äußerlichkeiten bewertet. Wir Finalistinnen sind eine komplette Community, die was bewegen will. Und ich bin eben die Botschafterin dafür, dass wir alle Gewinnerinnen sind, weil wir alle tolle Frauen sind, die was zu erzählen haben.

Wie stehen Sie zu den Vorwürfen, dass die "Miss Germany"-Wahl 2021 aus überzeichneten Stereotypen von Frauen bestand?

Das ist doch perfekt. Das spiegelt doch genau die Vielfalt unserer Gesellschaft wieder. Ich finde es einfach schön, weil das einfach zeigt, dass jede ihre Chance und ihr Recht hat, dabei zu sein. Es ist sehr wichtig, dass jede akzeptiert und respektiert wird und dass jede von uns wichtige Werte hat, denen Gehör geschenkt werden sollte und jede die gleichen Chancen haben sollte. Und dass wir ganz einfach mit diesen ganzen Vorurteilen aufräumen können.

Die ganze "Miss Germany"-Wahl war positiv und wertschätzend. Folgender Satz von "Miss Germany" 2020, Leonie von Hase hat dann aber doch sehr irritiert: "Die neue 'Miss Germany' setzt ihre eigenen Maßstäbe und vertritt die Vielfalt der Weiber mit ihrer ganz eigenen Geschichte."

Ich war den ganzen Abend in dem Tunnel, ich habe ganz vieles gar nicht mehr wahrgenommen, wahrscheinlich vor Aufregung. Das Wort "Weiber" ist vielleicht nicht so hundertprozentig gut gewählt. Aber ich glaube Leonie hat das auf keinen Fall böse gemeint. Wenn man sie kennt, weiß man, wie sie es meint. Aber mit ihrer Grundmessage hat sie ja recht. "Wir sind ja wirklich eine Vielfalt an Frauen"- das wäre wahrscheinlich der bessere Begriff gewesen.

Was ist Ihre Botschaft an die Frauen da draußen, gerade in diesen stürmischen Zeiten?

Es ist wichtig, dass man an seine Ziele glaubt, dass man an seinen Zielen festhält und seine Träume lebt. Man sollte einfach anfangen und nicht lange warten, um seine Ziele in Angriff zu nehmen. Und das erreicht man am besten miteinander und nicht gegeneinander. Wichtig ist für mich auch, dass man die Angst dahinter vergisst und einfach macht, ohne zu viel zu zerdenken, denn dadurch legt man sich selbst Steine in den Weg. Entweder dauert es so viel länger an sein Ziel zu kommen oder man kommt gar nicht ans Ziel. Deswegen sollte man einfach mal etwas wagen und ein Risiko eingehen. Selbst wenn ein Fehler passiert, dann muss es ja nicht immer negativ sein. Man lernt ja auch aus Fehlern. Von daher möchte ich Menschen einfach Mut machen, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen - und vor allem ganz egal, ob Mutter, Unternehmerin, Studentin und egal ob alt, jung, dick oder dünn.


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