Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zieht Bilanz: 2025 war für viele Kinder weltweit ein katastrophales Jahr. UNICEF betont aber auch, dass selbst unter schwierigsten Bedingungen Fortschritte möglich sind.

Hunger, Krieg und Krankheit haben nach Einschätzung von UNICEF im zu Ende gehenden Jahr das Leben von Millionen Kindern bestimmt. In Kriegsgebieten wie in der Ukraine und im Sudan seien viele Kinder täglich in Lebensgefahr, verdeutlicht das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in seiner Jahresbilanz 2025.

Der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, besuchte im vergangenen Monat Familien in der Ukraine. "Die Kinder in den Kriegsgebieten sind weit entfernt von einer Kindheit, die diesen Namen verdient", berichtete er. "Tag und Nacht sind von Angst geprägt. Viele haben Depressionen, Schlafstörungen und Entwicklungsverzögerungen." In der Ukraine würden sogar Schulen und Spielplätze bombardiert.

Kinderrechtsverletzungen sind auf dem Höchststand

Auch wenn noch keine offiziellen Zahlen für 2025 vorliegen, war das Jahr laut UNICEF für viele Kinder weltweit düster. Gewalt, Bombenangriffe, Hunger und eine mangelhafte Grundversorgung bringen Kinder im Sudan, in Gaza oder der Ukraine in Lebensgefahr.

Kinderrechtsverletzungen sind in Kriegsgebieten ein großes Risiko. Darunter fallen unter anderem sexualisierte Gewalt und die Rekrutierung von Kindersoldaten. In der Demokratischen Republik Kongo wurden nach UNICEF-Angaben in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr als 35.000 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder registriert. In dem afrikanischen Land gab es 2025 auch den schlimmsten Cholera-Ausbruch seit 25 Jahren.

Zwei Hungersnöte in zwei verschiedenen Ländern

Erstmals sei 2025 innerhalb eines Jahres in zwei Ländern eine Hungersnot bestätigt worden. "In beiden Fällen war sie menschengemacht, ausgelöst durch Krieg und Konflikte: in Regionen des Sudan und des Gazastreifens", teilte das Kinderhilfswerk mit.

Im Sudan sei 2024 und 2025 in mehreren Gebieten in Darfur eine Hungersnot festgestellt worden, genauso wie im Sommer 2025 in Teilen von Gaza-Stadt, nachdem Krieg und Blockaden von Hilfslieferungen zu einer katastrophalen Situation geführt hätten.

Mittlerweile bestehe nach neuesten Daten zwar keine Hungersnot mehr, aber noch immer seien 100.000 Kinder im Gazastreifen von hoher akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Das Risiko für Krankheiten ist für mangelernährte Kinder deutlich erhöht und bedroht ihre Unversehrtheit zusätzlich.

"Hunger und Kinderarmut sind kein Schicksal wie eine Naturkatastrophe, die uns plötzlich und unvorbereitet trifft", betonte Schneider. "Sie zeigen ein eklatantes Versagen unserer globalen Politik und unserer Gesellschaft gegenüber unseren Kindern." Kinder zahlten den höchsten Preis, dabei seien sie völlig unschuldig an den Konflikten.

Noch nie so viele Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten

Schon Mitte des Jahres hatte UNICEF festgestellt, dass noch nie so viele Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten aufgewachsen sind wie derzeit. Fast jedes fünfte Kind sei betroffen. Das sind den Angaben zufolge fast doppelt so viele wie Mitte der 1990er Jahre.

Die Vereinten Nationen hätten zudem einen Höchststand schwerer Kinderrechtsverletzungen und Angriffe auf humanitäre Helferinnen und Helfer festgestellt. 41.370 schwere Kinderrechtsverletzungen in nur einem Jahr sind demnach für 2024 nachgewiesen, ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Es gibt auch einen Hoffnungsschimmer

Wirksame Hilfsprogramme zeigten aber immer wieder, dass mit entschlossenem, gemeinsamem Handeln auch unter schwierigsten Bedingungen Leben gerettet und Zukunftsperspektiven geschaffen werden könnten.

So konnte beispielsweise 21,1 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser zum Trinken und für Haushaltsbedürfnisse bereitgestellt werden. 4,6 Millionen Kinder, Jugendliche und Betreuungspersonen erhielten unterstützt durch UNICEF psychosoziale und psychologische Unterstützung. Nach Umweltkatastrophen, wie dem verheerenden Erdbeben in Thailand und Myanmar Anfang des Jahres, leistete UNICEF schnelle Nothilfe.

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Auch 2026 werde wieder ein Jahr mit enormen Herausforderungen, sagte Schneider. UNICEF werde weiter alles daran setzen, Kinder, wenn irgend möglich, zu schützen. (dpa/bearbeitet von cm)

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