Kleine Kinder vor brennender Kohle
1 10
In fast 1.400 Tagen Krieg wurden in der Ukraine über 3.100 Kinder getötet oder verletzt, viele verloren Familienmitglieder. Angst, Schlafstörungen und Traumata prägen den Alltag, geprägt von Bomben, Stromausfällen und Fluchten in Bunker. Der Fotograf Sandro Maddalena zeigt trotz allem Momente kindlicher Unbeschwertheit: Spaß auf Motorrollern zwischen Wracks, Jungs beim Fußball vor zerstörten Hochhäusern, Kunstunterricht im Keller, Jugendliche beim Baden in Mariupol. Diese Bilder erzählen von einer zerbrechlichen Kindheit in einer militarisierten Gesellschaft, in der viele Kinder bereits Gewalt erlebt oder Waffenhandhabung gelernt haben. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
2 10
Seit dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober 2023 und der folgenden israelischen Militäroffensive ist das Leben im Gazastreifen für Kinder zur Katastrophe geworden. Tausende wurden bei Bombardements getötet, viele immer wieder zur Flucht gezwungen. Blockierte Hilfslieferungen verschärfen Hunger, Krankheit und Not; im August 2025 stellten IPC-Experten eine Hungersnot fest. Der palästinensische Fotograf Saher Alghorra dokumentiert das Leid der Jüngsten: ausgemergelte Kinder in Krankenhäusern, verzweifelte Szenen bei Hilfsausgaben, verletzte und hungernde Körper. Seine Bilder zeigen die Wehrlosesten eines Krieges, den sie nicht führen, dessen Folgen sie aber tragen. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
3 10
Der Schulweg kann in Kapstadt lebensgefährlich sein. Besonders in den Cape Flats, den während der Apartheid entstandenen Townships, prägen bewaffnete Banden und hohe Jugendarbeitslosigkeit den Alltag. Die Fotografin Laura Pannack begleitete Jugendliche auf ihrem Heimweg von der Schule – einem Moment, der von Angst statt Unbeschwertheit bestimmt ist. Viele der Kinder haben Schusswechsel aus nächster Nähe erlebt, manche wurden selbst getroffen oder verloren Freundinnen und Freunde. Ein Jugendclub namens "Projekt Hoffnung" und einzelne Familienangehörige in sichereren Gegenden versuchen, zumindest etwas Schutz zu bieten. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
4 10
Was als schwere Behinderung gelten könnte, ist für die zwölfjährige Yeganeh aus Teheran Teil ihrer Identität. Aufgrund eines angeborenen Wachstumsfehlers geht sie mit einer Prothese und trägt sie selbstbewusst als Zeichen von Stärke, Mut und Schönheit. Die Gehhilfe verbirgt sie nicht, sondern zeigt sie auf Straßen, Bühnen und Laufstegen. Der Fotograf Hossein Beris begleitete Yeganeh, die davon träumt, Schauspielerin zu werden. Für sie ist Unterschiedlichkeit keine Einschränkung, sondern Ausdruck von Persönlichkeit und die Prothese ein Mittel, Geschichten zu erzählen. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
Anzeige
5 10
Die neunjährige Vogue aus Cumbria im Norden Englands trainiert seit Monaten für Schönheitswettbewerbe: sicheres Gehen auf hohen Absätzen, Bühnenpräsenz, perfektes Make-up und glamouröse Kleider gehören für sie zum Alltag. Es ist ihr eigener Wunsch, an den Wettbewerben teilzunehmen – unterstützt von ihrer zunächst skeptischen Mutter. Kinder-Schönheitswettbewerbe sind in vielen Ländern umstritten, boomen aber auch in Großbritannien, wo jedes Jahr Tausende Kinder teilnehmen. Gleichzeitig träumt Vogue davon, Fußball zu spielen und eines Tages für die englische Frauen-Nationalmannschaft aufzulaufen. Die Fotografin Emilie Toldam begleitete sie und dokumentierte kleine Triumphe, Zweifel und Ambivalenzen zwischen Kindheit, Ehrgeiz und Inszenierung. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
6 10
Sie sind vier, fünf oder sechs Jahre alt. Aus afghanischen Dörfern oder aus Pakistan zurückgeschickt, arbeiten sie heute mit ihren Vätern in den Ziegeleien von Sultanpur, im Norden Indiens. Jeden Morgen beginnt die Arbeit oft noch im Dunkeln: Sand, Erde, Steine, Wasser – für umgerechnet wenige Euro am Tag. Schulen gibt es nicht mehr, nur schwere Arbeit. Der Fotograf Arez Ghaderi porträtiert diese Kinder in stillen, eindringlichen Bildern – Gesichter voller Erschöpfung, Augen, die von verlorener Kindheit und einem Leben unter den Taliban erzählen. Arez Ghaderi, 1987 im Iran geboren, lebt heute in Deutschland und studiert Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
7 10
Seit die ukrainische Fotografin Anya Tsaruk ihr Land verlassen musste, stellt sich immer wieder die Frage nach Sicherheit in einem vom Krieg geprägten Alltag. In ihren Bildern weigert sie sich, Ukrainerinnen und Ukrainer auf eine Opferrolle zu reduzieren. Auch unter der ständigen Bedrohung durch Drohnen und Raketen wird geliebt, gefeiert und gehofft. Zärtliche Alltagsszenen – Kinder in den Armen ihrer Familien, ein gemeinsames Essen, der Stolz über eine Auszeichnung – stehen neben stillen Bildern des Krieges: Sandsäcke vor Kirchentüren, zerstörte Autos, Alltagswaren neben Grabblumen. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
8 10
Der indische Fotograf Sourav Das hat schon mit vielen Reportagen das Schicksal von Kindern dokumentiert, die unter härtesten Bedingungen um ihr Überleben ringen. Der dritte Preis geht an ein Bild seiner Reportage "Children in Jharia’s coal mines lose childhood to smoke, fire, and endless survival." Die indische Stadt ist seit rund hundert Jahren bekannt als eines der größten Kohlefelder Indiens. Sourav Das hat Kinder beobachtet, die in Ruinen wohnen, wenn Häuser und Hütten durch sich auftuende Risse im unterhöhlten Boden zusammenfallen. Nach indischem Gesetz ist Kinderarbeit unter 14 Jahren verboten. Geahndet aber werden Verstöße dagegen noch immer selten. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
Anzeige
9 10
Der zweite Preis geht an die Reportage "Mongolia’s Children at Risk". Die in Russland geborene und in Frankreich lebende Fotografin Natalya Saprunova dokumentiert darin die dramatischen Folgen der Luftverschmutzung in der Mongolei. Vor allem in der Hauptstadt Ulaanbaatar leiden Kinder unter der extremen Feinstaubbelastung durch Kohleverbrennung – mit schweren gesundheitlichen Konsequenzen bereits im frühen Alter. In einem Kindergarten der Hauptstadt sind Luftfilter aufgestellt, um die Schadstoffkonzentration zu mildern. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF
10 10
Die französische Fotojournalistin Elise Blanchard gehört zu den wenigen internationalen Augenzeuginnen, die seit Jahren in Afghanistan arbeiten. Sie ist weite Wege gegangen, um die Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen zu dokumentieren. Das diesjährige Siegerbild aus ihrer Reportage "Girlhood in Afghanistan" zeigt die zehnjährige Hajira beim stillen Lernen in ihrem Zuhause in einem abgelegenen Dorf in der Provinz Nangarhar, östlich von Kabul. Elise Blanchard hat sie in einer Gesundheitsstation getroffen, wo dem Mädchen nach monatelanger Krankheit geholfen wurde. Text: © Peter Matthias Gaede für UNICEF