In Italien gibt es eine neue Verordnung, die vor allem Betreiber von Stränden ins Schwitzen bringt. Bis zum Sommer muss Wasser, das mit dem Menschen in Kontakt kommt, Trinkwasser sein. Das gilt auch für Duschen an Stränden oder das Beckenwasser in Schwimmbädern. Auch für Touristen könnte das Dekret negative Folgen haben.

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Diesen Monat ist in Italien ein Gesetz in Kraft getreten, das die Wasservorschriften aktualisiert. Bereits ab diesem Sommer muss aus allen Leitungen Trinkwasser fließen, am Strand und im Schwimmbad.

Italienische Strandbesitzer in Aufruhr

Die neue Verordnung gibt vor, dass jedes Wasser, das mit dem Menschen in Berührung kommt, auch für den menschlichen Gebrauch bestimmt sein muss. Das bedeutet, es muss sich um Trinkwasser handeln. Viele Schwimmbäder und vor allem Duschen an Stränden beziehen ihr Wasser jedoch aus Brunnen und nicht zertifizierten Wassernetzen. Die neue Verordnung soll der Hygiene und der Gesundheit von Badebesuchern dienen, wobei es bisher keine Meldungen von gesundheitlichen Problemen gab, die beispielsweise von Strandduschen rühren sollen.

Wie das italienische Magazin "Il Messaggero" berichtet, stehen viele Strandbesitzer nun unter zeitlichem und finanziellen Druck. Dazu muss man wissen, dass viele Strände in Italien in Privatbesitz sind. Die Umbauten, die zur Einhaltung der Verordnung nötig wären, kosten Zeit und Geld, besonders da die Strandsaison bereits in wenigen Wochen beginnt. Um ihren Strand nicht die komplette Saison schließen zu müssen oder Besuchern keine Duschen anbieten zu können, beginnt für sie ein Wettlauf mit der Zeit.

Startende Strandsaison ist nicht das einzige Problem

Auch finanziell könnte sich ein Umbau für viele Strandbetreiber Italiens aufgrund der sogenannten Bolkestein-Richtlinie nicht lohnen. In den Augen der EU befinden sich Strände auf öffentlichem Grund, weshalb Bezahlstrände, wie sie in Italien zu über 50 Prozent zu finden sind, als illegal eingestuft werden, wie "Corriere" berichtet. Die Bolkestein-Richtlinie gibt vor, dass Konzessionen regelmäßig neu ausgeschrieben werden müssen, um die Konkurrenz zu fördern. Da die Konzessionen der Unternehmen auf Druck der EU hin jetzt auslaufen, sind sie nicht gewillt, solch große Investitionen zu tätigen.

Doch selbst wenn alle Betreiber gewillt wären, die Verordnung binnen weniger Wochen umzusetzen, ist dies für abgelegene Strände kaum möglich. Dafür fehlen technische Mittel und eine Infrastruktur. Eine landesweite Umsetzung der neuen Vorschrift hätte zudem erhebliche Folgen auf den Trinkwasserstand Italiens.

"Um sich die Füße nach einem Strandbesuch zu waschen, sollte man nicht Trinkwasser verschwenden."

Carlo Ricci, Verbandssprecher von Badeanstalten in der Toskana

Wassermangel ist ein zentrales Problem

Italien hatte die vergangenen Jahre im Sommer mit erheblichem Wassermangel zu kämpfen. Sogar ein Dekret zur Bekämpfung der Dürre wurde im vergangenen Jahr erlassen, außerdem wurden Einheimische wie Gäste zum Wassersparen angehalten. Aufgrund des Klimawandels ist kaum zu erwarten, dass es dieses Jahr anders kommen wird. Müssen nun alle Pools in Hotels mit Trinkwasser gefüllt werden sowie alle öffentlich zugänglichen Toiletten, Waschbecken und Duschen an Trinkwasserleitungen angeschlossen sein, wird das Dürre-Problem im Sommer verschärft.

In der Toskana wurden Strandbadbetreiber bereits aufgefordert, die neue Regelung umzusetzen. Auch hier ist Trinkwasser in der Dürrezeit knapp. Ein Sprecher des Verbands Confartigianato Balneari, Badeanstalten im Süden der Toskana, kritisiert das Vorhaben gegenüber der "Berliner Morgenpost" und hält die Verordnung aus ökologischen und ethischen Gründen für anfechtbar. Im Gespräch mit der Tageszeitung sagt Carlo Ricci: "Um sich die Füße nach einem Strandbesuch zu waschen, sollte man nicht Trinkwasser verschwenden."

Das bisher genutzte Wasser werde laut Ricci regelmäßig untersucht und entspreche allen hygienischen Standards. Die Betreiber von Strandbädern in der Toskana haben daher eine Aufhebung der neuen Vorschrift im Regionalparlament verlangt. Bei Nichteinhaltung des Dekrets drohen hohe Geldstrafen oder gar eine Schließung der Badeanstalt, wie Ricci erklärt.

Konsequenzen für den Tourismus

Die genauen Folgen für den Tourismus in Italien lassen sich noch nicht in Gänze absehen. Strandbadbetreiber, die sich an die neuen Vorgaben halten und ihre Strände umbauen, müssen nun einige Wochen oder, je nach Aufwand und Lage des Strandes, auch länger schließen. Für Touristen, die in diesem Jahr zu Ostern oder Pfingsten bereits Italiens Strände einweihen wollen, könnte sich dieses Vorhaben teilweise als schwierig erweisen. Einige Medien berichten auch darüber, dass manche Strandbadbetreiber in diesem Sommer keine Sanitäranlagen an Stränden anbieten würden, um der Verordnung zu entgehen.

Die Befürchtung eines Trinkwassermangels im Sommer aufgrund der Vorschriften trifft auch Touristen. Werden Hotelpools leer bleiben? Wird es in Ferienwohnungen Trinkwassermangel geben? Diese Fragen werden sich wohl erst im Sommer beantworten lassen. Auch wenn die Verordnung eigentlich dem Menschen und damit auch allen Gästen Italiens zugutekommen soll, könnte es selbst für Touristen negative Konsequenzen geben.

Verwendete Quellen

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