Die artgerechte Haltung von exotischen Tiere wie Reptilien, Amphibien oder Papageien ist ziemlich anspruchsvoll. Nicht jeder Halter bringt die richtige Fachkenntnis mit, um den Tieren gerecht zu werden. In Wien braucht man für die Haltung bestimmter Tiere bald einen "Führerschein". Warum das ein wichtiger Schritt für den Tierschutz ist, liest Du hier.

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Schlangen und Papageien sind nichts für Jedermann. Immer wieder merken ihre Halter erst, wenn sie schon bei ihnen leben, dass sie sich doch nicht gut genug mit den anspruchsvollen Tieren auskennen und ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden können. Dann landen die Exoten wortwörtlich auf der Straße – sie werden ausgesetzt. Um das zu verhindern, wird für Halter von exotischen Tieren ab dem Jahreswechsel in Wien ein Sachkundenachweis nötig, umgangssprachlich wird auch von einem "Exotenführerschein" gesprochen.

Fast alle Papageien leben in tropischen Gebieten.
Fast alle Papageien leben in tropischen Gebieten. © Foto: pixabay.com/Couloeur (Symbolfoto)

Für die Haltung von Bartagamen, Papageie, Chamäleons, Schlangen, Geckos müssen ab dem 1. Januar 2023 Dokumente belegen, dass die Besitzer über eine richtige Haltung informiert wurden. Um ein solches Zertifikat zu bekommen, müssen Kurse absolviert werden, teilte Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) in einer Pressekonferenz laut "Wien ORF" mit.

Kurse nur für Neuzugänge

Die Kurse dauern jeweils rund vier Stunden und kosten 40 Euro. Bisher gilt diese Pflicht allerdings nur für das österreichische Hauptstadt und nicht für das gesamte Land. Ein weiterer Punkt: Diese Verordnung gilt nur für Neubesitzer. Bei der vorgeschriebenen Anmeldung der Exoten muss der Sachkundenachweis vorgezeigt werden. Wer sein Tier bereits angemeldet hat, muss den Nachweis nicht nachreichen.

Nach wie vor werde die Haltung von Exoten gerne unterschätzt, mahnt der Österreichische Tierschutzverein. "Dadurch fristen viele dieser Tiere in viel zu kleinen Terrarien oder Käfigen ein leidvolles Leben, werden oft falsch gepflegt und gefüttert", so der Verein weiter. "Viele haben einfach falsche Vorstellungen", bestätigt auch Eva Persy, Leiterin der Tierombudsstelle Wien.

Mit den Terrarienbewohnern kann man schließlich nicht kuscheln – und sie brauchen viel Platz und besondere Bedingungen. "Die wollen von den Menschen in Ruhe gelassen werden", erklärt Persy. Viele Halter seien nicht über bestimmte Vorschriften informiert, zum Beispiel bräuchten die beliebten griechischen Landschildkröten sehr große Terrarien. Wer einmal eine Schildkröte durch den Garten hat rennen sehen, weiß wie schnell sie unterwegs sind und welche Strecke sie zurücklegen können. In einer Stunde kann eine Schildkröte an Land immerhin bis zu 350 Meter weit laufen.

Was wird in den Kursen gelehrt?

In den Kursen für Reptilien, Amphibien und Papageienvögel lernen die angehenden Exoten-Halter von Fachleuten Grundkenntnisse über Haltung und Pflege. Sie erfahren mehr über einen sicheren Umgang mit den Tieren und werden über rechtlichen Bestimmungen informiert.

Laut Czernohorszky sei Wien das erste österreichische Bundesland, das diesen Schritt geht und derartige Vorschriften erlässt, die vom Hundeführerschein inspiriert wurden. Noch ist Wien allerdings auch das einzige Bundesland in Österreich, in denen der "Exotenführerschein" fällig wird.

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Daher fordern die Tierschützer des Österreichischen Tierschutzvereins: "Es wäre jedoch wünschenswert, wenn der ‚Exotenführerschein‘ sich nicht nur auf ein Bundesland beschränkt, sondern österreichweit verpflichtend eingeführt und geahndet werden würde!" Giftige Reptilien und Amphibien dürfen in Wien generell nicht gehalten werden.  © Deine Tierwelt

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